Mafia-Killer richten in einem idyllischen Städtchen ein
Massaker an. Die Kultur des Schweigens schützt die Täter.
Wer glaubt, die Mafia habe sich auf harmlose
Geschäftstätigkeiten verlegt, wurde am Mittwoch eines Besseren belehrt: In der
süditalienischen Provinz Foggia hat eine Gruppe von Mafiosi vier Menschen
massakriert. Beim alten Bahnhof von San Marco in Lamis soll das Tötungskommando
auf zwei Mitglieder eines verfeindeten Clans gewartet haben. Als die Männer
vorfahren, feuern die Mafiosi los – mit einer Kalaschnikow und einem großkalibrigen
Jagdgewehr. Die Opfer, ein mutmaßlicher Clan-Boss und sein Schwager, sterben im
Kugelhagel.
Abrechnung unter verfeindeten Clans
Zwei Brüder werden zufällig Zeuge der Bluttat. Sie werden
verfolgt und ebenfalls niedergeschossen. Die Carabinieri mutmaßen, es könnte
sich um ein neues Kapitel in einem langjährigen Krieg zwischen verfeindeten
Clans handeln, der «Faida del Gargano» («Fehde von Gargano»).
«Gargano ist vielen Touristen als wunderschöne Gegend
Apuliens bekannt», sagt SRF-Korrespondent Rolf Pellegrini. Die Morde stehen in
Kontrast zur Urlaubsidylle, doch in der Region sind sie blutiger Alltag: Seit
Anfang Jahr wurden bereits 17 Menschen ermordet.
Die Gegend sei «unglückselig verdammt», beklagte gestern
die Präsidentin der regionalen Kommission, die sich der Verbrechensbekämpfung
widmet. In und um Foggia sollen 18 verschiedene Mafia-Clans aktiv sein, sie
sind Teil der «Sacra Corona Unita» – der vierten Mafia Italiens.