...die nuova Camorra in Apulien
Die SCU stammt aus dem Versuch der Ausdehnung der Nuova Camorra
Organizzata in den frühen achtziger Jahren. So entstand die Nuova
Camorra Pugliese im Jahre 1981durch Pino Ianello und Alessandro Fusco. Am
25. Dezember 1983 gründete Giuseppe Rogoli die SCU im Gefängnis von
Lecce. Ab 1987 erschien die Rosa dei venti, die eine Ausgründung der
Sacra Corona Unita ist.
Pino Ianello (r) und Alessandro Fusco (l) |
Die Sacra Corona Unita (wörtlich "Heilige
vereinigte Krone"), ist eine Mafia-Organisation aus der süditalienischen
Region Apulien (Puglia), die vor allem in Bari, Apuliens Hauptstadt, verbreutet
ist. Sie ist relativ neu und trat erstmals Anfang der 198er Jahre in
Erscheinung. Die Sacra Corona Unita unterscheidet sich von den anderen
mafiösen Vereinigungen Italiens durch eine intensive Zusammenarbeit mit den
verschiedenen osteuropäischen Mafien.
Blutiges Morden in Bari
Apulisches Dorf |
Blutiges Morden in Bari
“Sagt mir, wer das getan hat! Ich will das wissen,
denn ich werde ihm den Kopf explodieren lassen, wie er es bei ihm gemacht hat,”
hörte man am Nachmittag des 19. Mai eine junge Frau auf einer Straße in Baris
Stadtteil San Paolo schreien (zitiert nach “Gazetta del Mezzogiorno”,
20.5.2013, S. 2f.). Was war geschehen?
Alberobello |
Während im Zentrum Baris ein enormes Polizeiaufgebot
dafür sorgte, dass der Gran Premio di Bari reibungslos über die Runden gehen
konnte, wurde kurz nach 12 Uhr in der Peripherie das Schicksal dreier Junger
Männer besiegelt. Vittantonio Fiore, der 22jährige Sohn des “Clanoberhaupts”
des Stadtbezirks San Pasquale und zwei seiner Freunde gingen zusammen durch die
Via Piemonte, als ein Motorrad an ihrer Seite auftauchte und Fahrer sowie
Beifahrer aus einer Kalaschnikow und einer Pistole das Feuer auf die Drei
eröffneten. Die kugelsichere Weste und die Waffe, die Fiore in seinem Hosenbund
trug, nützten ihm in dieser Situation nichts mehr und auch seine beiden
Begleiter konnten in der Notaufnahme eines nahegelegenen Krankenhauses nicht
gerettet werden.
Vittantonio Fiore, der 22jährige Sohn des “Clanoberhaupts” des Stadtbezirks San Pasquale |
Natürlich waren die Polizei und die Spezialisten der
staatlichen Antimafiaorganisation1
DIA wenig später vor Ort, nahmen Zeugenaussagen auf und die Videoüberwachung
verschiedener Geschäfte an sich, um das Geschehen auszuwerten, doch insgesamt
steht Bari leicht fassungslos vor diesem neuerlichen Ausbruch des wieder
erstarkten Selbstbewusstsein der Clans, die man in den letzten 10 – 15 Jahren
in ihre Schranken gewiesen zu haben glaubte. Fiores Vater beispielsweise sitzt
immer noch eine 25jährige Haftstrafe wegen Mordes ab und sein Filius war
hinsichtlich seines Führungszeugnisses auch kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Der Boss des Stadtviertels Japigia konnte sich im letzten Winter nur kurz
seiner Freiheit erfreuen. Schon zwei Tage nach seiner Entlassung und einem
riesigen Straßenfest mit silvesterähnlichem Feuerwerk wurde er wegen einer
anderen Tat wieder hinter Gitter gebracht.
Dennoch war dieser Ausbruch offener Gewalt nicht der
erste in diesem Jahr. Bereits im April wurde Giaccomo Caracciolese, eine
zentrale Person des organisierten Verbrechens in diesem Stadtteil ermordet.
Doch begonnen hatte das öffentliche Morden bereits im August 2011, als der Sohn
des Mafiabosses di Carassi und wenig später auch dessen Fahrer und Leibwächter
auf offener Straße von einem Motorrad aus erschossen wurden.
Der Bürgermeister
und Antimafia-Magistrat Michele Emiliano wird nicht müde zu betonen, dass er
bereits seit zwei Jahren davor gewarnt habe, dass sich die Mafia neu
organisiere und sich wieder bewaffne. Es sei ein großer Fehler, dass die organisierte
Kriminalität nahezu aus der öffentlichen Debatte verschwunden sei, denn sie sei
nie besiegt worden, sondern hätte nur vorübergehend geschlafen.
So vermutet man nun, dass es sich bei der Ermordung
Fiores um einen Racheakt gehandelt haben könnte. Geht man davon aus, dass die
Worte der jungen Witwe angesichts ihres von Kugeln zerfetzten Mannes ernst
gemeint waren, können sich die Baresen nicht länger in vermeintlicher
Sicherheit wiegen. Am vergangenen Sonntag traf der Kollateralschaden die zwei
Begleiter Fiores und einige Vitrinen umliegender Geschäfte. Doch sicherlich
hätten die Täter alles andere ebenso in Kauf genommen.
Name der Organisation
Sacra (heilige): leitet sich davon ab, dass neue
Mitglieder wie in einer religiösen Zeremonie "getauft", bzw.
"geweiht" werden .
Das Wort Corona (Krone) steht für den
Rosenkranz, den man in den Prozessionen trägt. Symbolisch ist hier der
Zusammenhalt des gemeinsam Marschierens in der Prozession gemeint.
Unita (vereinigt): Die Mitglieder sind wie die
einzelnen Ringe einer Kette fest verbunden
Aufbau
Die SCU ist eine föderale Organisation mit 47 unabhängigen Clans,
die etwa 1.561 ständige Mitglieder einschließen. Sie wird von Giuseppe Rogoli gelenkt.
Der ehemalige Boss Filippo Cerfeda hat sich nach seiner Verhaftung als
Kronzeuge zur Verfügung gestellt. Das Zentrum der Organisation liegt nach wie
vor in Apulien in den Provinzen Brindisi und Bari.
Die SCU weist eine stark hierarchische Struktur auf, mit sogenannten
Camorristi oder Picciotti am Fuß der Hierarchie, gefolgt von Sgarristi,
Santisti, Evangelisti, Trequartino und schließlich dem Crimine
als Oberhaupt der Organisation. Unterteilt ist die SCU hierbei in die Società
Minore (der die Camorristi oder Picciotti angehören), die Società
Maggiore (der die Sacrristi und Santisti angehören) und
schließlich die Società Segreta, der die übrigen Grade angehören. Diese
bildet dabei gleichzeitig den Rat der Organisation.
Francesco Campana |
Francesco Campana, 38 wurde 2013 in
der Provinz Brindisi von der Squadra Mobile festgenommen. Er galt als der Erbe der
historischen Sacra Corona Unita und war Chef dieser Mafia-Organisation mit
weitreichenden kriminellen Aktivitäten in Salento und Umgebung. Campana
war seit 2009 auf der Flucht, nachdem er zu neun Jahren Haft wegen Waffen- und
Drogenhandel verurteil wurde. Die
Polizei kam nun, nach mehr als 6 Jahren endlich auf seine Spur. .
Während der Untersuchung hatte die Polizei festgestellt, dass Campana seit seiner Jugendjahre Mitglied in der Heiligen Corona Unita war. Nach Angaben der Ermittler übernahm er als 26jähriger bereits die Zügel der Bosse Giuseppe und Salvatore Rogoli der Clanfamilie Buccarella. Francesco Campana hatte innerhalb der SCU die Macht übernommen und erheblich ausgeweitet. Drogenhandel, Erpressung, Glücksspiel, Terroranschläge, es gab kaum Straftaten, die er ausgelassen hätte. Campana wusste von Anfang an, dass er von den Carabinieri gesucht wurde. Zumeist rechtzeitig gewarnt konnte er immer wieder entkommen.
Während der Untersuchung hatte die Polizei festgestellt, dass Campana seit seiner Jugendjahre Mitglied in der Heiligen Corona Unita war. Nach Angaben der Ermittler übernahm er als 26jähriger bereits die Zügel der Bosse Giuseppe und Salvatore Rogoli der Clanfamilie Buccarella. Francesco Campana hatte innerhalb der SCU die Macht übernommen und erheblich ausgeweitet. Drogenhandel, Erpressung, Glücksspiel, Terroranschläge, es gab kaum Straftaten, die er ausgelassen hätte. Campana wusste von Anfang an, dass er von den Carabinieri gesucht wurde. Zumeist rechtzeitig gewarnt konnte er immer wieder entkommen.
Tätigkeiten
Die Organisation ist stark
involviert in die Einschleusung vor allem albanischer illegaler Einwanderer nach
Italien. Gleichzeitig ist sie bekannt dafür Albanerinnen in die
Zwangsprostitution zu bringen. Sie verfügt über gute Verbindungen zur
organisierten Kriminalität Kolumbiens. Die SCU ist am Drogenhandel um
die Adria erheblich beteiligt und arbeitet hierbei stark mit albanischen Banden
zusammen. Auffällig geworden ist sie durch ihre Brutalität bei internen
Auseinandersetzungen. Die Opfer dieser Auseinandersetzungen werden oft
verstümmelt und dann getötet.
Die strategisch günstige Lage der
Meerenge von Otranto stärkte die SCU in den 1990er Jahren noch mehr, nachdem
die Kriege auf dem Balkan die Beförderung von Heroin über den Landweg unmöglich
gemacht hatten. Im Jahr 2000 war das von der SCU kontrollierte Gebiet die
größte europäische Schleuse für Drogen, Waffen und illegale Einwanderer. Die
SCU ist eine der jüngsten Organisationen unter den italienischen Mafias, was
sie nicht davon abhält, ihre Autonomie zu wahren. Sie sammelt ihre jungen
Rekruten ganz besonders dynamisch und aggressiv.
Ihr Jahresumasatz beläuft sich derzeit auf geschätzte 2 Milliarden Euro.
Ausbreitung
Die SCU ist neben ihrem
Heimatland Italien auch in vielen anderen europäischen Ländern aktiv. Darunter
sind Deutschland Niederlande und Belgien, Serbien, Albanien und die Türkei.
Außerhalb Europas tritt die SCU auch in den USA, Argentinien und
Australien auf.
Laut einem Bericht der Ostsee-Zeitung sollen
zur Geldwäsche auch Immobilien in Ferienorten der deutschen Ostseeküste genutzt
werden.
Der Schwur
"Giuro su questa
punta di pugnale bagnata di sangue, di essere fedele sempre a questo corpo di
società di uomini liberi, attivi e affermativi appartenenti alla Sacra Corona
Unita e di rappresentarne ovunque il fondatore, Giuseppe Rogoli."
"Ich schwöre auf die Spitze dieses blutgetränkten
Messers, für immer dieser Gesellschaft von freien, aktiven und bejahenden
Männern der Sacra Corona Unita treu zu bleiben und überall ihren Gründer
Giuseppe Rogoli zu vertreten.
Die niedrigsten Ränge sind die des Picciotto
und Camorrista (einfache "Soldaten") der Società minore.
Danach kommt der Sgarrista, der ein eigenes Gebiet verwalten darf. Der Santista
ist Gebietschef bzw. Boss eines Klans. Santista und Sgarrista sind
Teil der Società maggiore.
Danach kommt die Società segreta (die geheime Gesellschaft) mit dem Vangelo, dem Sestino und dem Capo Mandante.
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