Dem Bayerischen Landeskriminalamt ist
ein wichtiger Schlag gegen die im süditalienischen Apulien ansässige
Mafia-Organisation "Sacra Corona Unita" gelungen.
Links - "Mafia-Boss" Patrizio Pellegrino |
LKA-Ermittler konnten den seit Monaten
flüchtigen 44-jährigen italienischen "Mafia-Boss" Patrizio Pellegrino am Freitag, 13.
November, gegen 13 Uhr in München aufgrund eines Auslieferungshaftbefehls
des Oberlandesgerichtes Koblenz festnehmen. Er gilt als einer der mächtigsten
Mafiosi des in Apulien/ Italien beheimateten Clans "Pellegrino" aus
der Stadt Squinzano.
Weibliche Bekanntschaft verriet den
Mafiaboss
LKA-Sprecher Ludwig Waldinger sagte dazu zu FOCUS
Online: "Der Mann hatte eine weibliche Bekanntschaft im Münchner Umland,
die er öfter besucht hat. Dabei wurde er dann einmal unvorsichtig." Immer
wieder habe Patrizio P. Kommunikationsmittel genutzt, die die Behörden auf die
Spur des Mannes brachten. Als die Ermittler dann am vergangenen Freitag den
genauen Aufenthaltsort wussten, schlugen sie nahe des Münchner Hauptbahnhofs
zu. Laut Waldinger sei der Mafiaboss überrascht gewesen.
Illegales Glücksspiel, internationaler
Rauschgifthandel, Wucher und Erpressung waren, zumindest von August 2008 bis
Dezember 2012, sein kriminelles Betätigungsfeld, wodurch ihm letztlich der
Aufstieg bis in die Position des Paten gelang. Als Oberhaupt des Clans
"Pellegrino", einem mächtigen Zweig der "Sacra Corona
Unita", beeinflusste er maßgeblich Entscheidungen der öffentlichen
italienischen Verwaltung, um sich seine örtliche Vorherrschaft zu sichern und
illegale finanzielle Gewinne zu erwirtschaften. So berichtete bereits im Jahr
2010 ein Kronzeuge über die Machenschaften der "Sacra Corona Unita"
in Apulien, dass die ansässige Mafia und die Bürger von Squinzano eine Art
"Wohlfahrtsgesellschaft" unterhalten und der Clan
"Pellegrino" nur das Beste ihrer Stadt will.
Im Rahmen gezielter italienischer
Polizeiaktionen gegen die apulische Organisierte Kriminalität des Clans
"Pellegrino" im Jahr 2014 konnten damals circa 100 Kilogramm Kokain
aufgefunden und sichergestellt sowie italienweit rund 30 zugehörige
Clan-Mitglieder arretiert werden. Unter den Festgenommenen sollen sich laut
italienischen Polizeiangaben auch die Präsidentin eines örtlichen
Kommunalrates, ein Ex-Bürgermeister und ein ehemaliger Polizeichef aus der
Region um Lecce/Apulien befinden, die sich nunmehr wegen Korruption und
Amtsmissbrauch zu verantworten haben.
Drogenlager des Pellegrino-Clans in Lecce |
Somit war auch der Pate seit spätestens
Herbst 2014 gezwungen, nach den erfolgreich angelegten Razzien und Festnahmen
der italienischen Justizbehörden, die Flucht aus Italien zu ergreifen, um sich
so dem "Mafiaparagraphen" des italienischen Strafgesetzbuches (Art.
416 Codice Penale) und einer mindestens zweistelligen Haftstrafe entziehen zu
können.
Das europaweit agierende und funktionierende Netzwerk der
"Sacra Corona Unita" ermöglichte dem Mafia-Boss die Flucht ins
rheinland-pfälzische Mainz. Allerdings blieb bislang die genutzte Fluchtroute
im Verborgenen. Trotz bestehenden internationalen Haftbefehls gelang es dem
Flüchtigen, seine wahre Identität zu verbergen, sich in die Anonymität zu
flüchten und sich mittels gefälschter Dokumente den Kontrollen deutscher
Polizeibehörden zu entziehen.
Im Rahmen einer bereits langjährigen bestehenden internationalen
Zusammenarbeit deutscher und italienischer Polizeibehörden wurden die Ermittler
beim Bayerischen Landeskriminalamt im Oktober 2015 um Festnahme des 44-jährigen
italienischen Staatsangehörigen zum Zweck der Strafverfolgung in Italien
gebeten. Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz betreibt dieses
Auslieferungsverfahren.
Unter Einbindung der bayerischen und rheinland-pfälzischen
Justizbehörden, konnte sukzessive das tägliche Verhaltensmuster des Flüchtigen
ermittelt werden und die gezielte Festnahme des Mafia-Paten geplant werden.
Aufgrund des mafiösen Hintergrunds und der Sicherstellung einer nicht
unerheblichen Menge Kokain in Italien wurden für die Festnahmeaktion die
Spezialkräfte des Rauschgifteinsatzkommandos Südbayern des Bayerischen
Landeskriminalamts hinzugezogen. Der 44-jährige italienische Staatsangehörige
Patrizio P. konnte letztendlich widerstandslos im Bereich des Münchner
Hauptbahnhofs festgenommen werden. Er führte ein gefälschtes rumänisches
Reisedokument mit sich.
Aktuell wartet der Mafia-Boss in einer bayrischen
Justizvollzugsanstalt auf seine bereits beantragte Auslieferung nach Italien.
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