Sonntag, 22. November 2015

Niersteiner Mafia-Prozess La Casa

Von Andrea Krenz

 Manche im Zuschauerraum mögen sich gefragt haben: „Hatten wir das nicht schon?“ Doch hatten wir. Aber weil man zum Auftakt des Mordprozesses gegen einen 37 Jahre alten Italiener vor dem Mainzer Schwurgericht vor fünf Tagen die Vereidigung eines Schöffen vergessen hatte, musste diese am Dienstag nachgeholt und alles, was bis dahin im Prozess geschehen war, wiederholt werden.


Links: Mario Battista


Also trug der Staatsanwalt seinen Vorwurf des heimtückischen Mordes, begangen am Besitzer der Niersteiner Pizzeria „La Casa“ am 29. November 2014, abermals vor, und auch der Verteidiger wiederholte die bereits verlesene Einlassung des Gelegenheitsarbeiters. Wonach dieser damals zwar geschossen, aber nicht gewollt habe, dass der 51-Jährige stirbt. 15 mal soll der Angreifer gegen 23.30 Uhr durch die Tür auf den an der Theke stehenden Landsmann abgefeuert haben. Eine Kugel traf ins Herz.






Zitternde Hände

Nach Einlassung des Angeklagten habe das spätere Opfer ihn draußen bemerkt und zuerst nach einer Pistole auf der Theke gegriffen. Er habe deshalb seine Waffe gezogen und abgedrückt, „meine Hände zitterten, die Schüsse lösten sich wie von selbst, bis die Waffe blockierte“.
Sicher ist, der Angeklagte und das spätere Opfer kannten sich seit knapp drei Jahren, in den letzten Monaten habe es immer wieder Streit gegeben. Angeblich soll der 37-Jährige 25000 Euro gefordert haben. Der Angeklagte habe den Pizzeriabesitzer einen Verräter genannt, dieser habe seinen Neffen des Drogenhandels denunziert, weshalb es zu einer Razzia gekommen sei. Dafür sei eine Entschädigung fällig. Das zumindest wusste ein guter Freund des späteren Opfers aus dessen Erzählungen zu berichten.
„Er hatte Respekt, vor allem, als dann noch eine Patrone zur Warnung in seinem Briefkasten lag“, so der Freund als Zeuge weiter. Der 51-Jährige habe von Mafia gesprochen, ein Onkel des Angeklagten soll zu den höheren Kreisen darin gehören, Genaueres wisse er aber nicht, so der Zeuge. Der Angeklagte hatte seinerseits den Pizzeriabesitzer einen Mafioso genannt.

Bilder vom Tathergang

Er sei ins Drogen- und Rotlichtmilieu verstrickt gewesen, sei seinen Mitarbeitern den Lohn schuldig geblieben und habe Gelder der Freunde in dubiosen Geschäften mit Solaranlagen verspekuliert, so die Angaben weiter. Als der 37-Jährige 3.000 Euro für Gefälligkeiten und Aushilfsdienste im „La Casa“ verlangte, habe das spätere Opfer Männer auf ihn gehetzt. In Italien sei auf ihn geschossen worden. 

Ein Arbeitgeber und Freund des Angeklagten versicherte, der 37-Jährige sei ein „supertoller“ Mensch. „Ich glaube nicht, dass er den Pizzeriabesitzer erschossen hat“, sagte er. Auffällig bei den Aussagen der Italiener, ist das häufige „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern“. Da kommen Richter und Anwälte auch mit bohrenden Fragen nicht weiter.

Auf die Spur des Schützen waren die Ermittler schnell gekommen, weil sie bereits seit geraumer Weile den später Getöteten per Telefon- und Kameraüberwachung in anderer Sache observiert und somit Bilder des Tathergangs hatten. Die am Donnerstag vernommenen Zeugen, werden zu einem späteren Termin erneut gehört. Der Prozess wird heute fortgesetzt.


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