Mittwoch, 31. Dezember 2014

Schweizer zahlt 4000 Franken an Sex-Betrügerin

Ein Zürcher wird mit einem Sex-Video erpresst. Die Betrüger drohen, alles auf Facebook zu stellen. Er sorgte sich um die Beziehung zu seiner Frau und zahlte.

Roger S.* aus dem Kanton Zürich ist verzweifelt. Seit rund drei Wochen wird er von einer Sexmafia in der Elfenbeinküste erpresst. Anfang Dezember bekam er von einer hübschen jungen Frau eine Facebook-Freundschaftsanfrage. Als er diese annahm, schrieb sie ihm kurz darauf über den Messenger: «Ich finde dich heiß, du gefällst mir.»

Dann bat die Schönheit den verheirateten Mann, über Skype mit ihr in Kontakt zu treten. Als der annahm, ging alles Schlag auf Schlag: Die junge Frau zog sich im Videotelefonat aus, befummelte sich lasziv und forderte Roger S. auf, es ihr gleich zu tun. «Ich bin schwach geworden und habe kurz mitgemacht», sagt S. heute beschämt.





Sofort Anzeige bei der Polizei erstatten

Kurz darauf wurde ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Rechnung dafür präsentiert. «Ich bekam ein Erpressermail mit einem Video, in dem man sah, wie ich mich entblösste und befriedigte.» Die Frau forderte ihn auf, ihr Geld zu überweisen, sonst werde sie den Film unter seinen Facebook-Freunden verbreiten. Roger S. fürchtete, die Beziehung zu seiner Frau werde einen Riss erhalten und schickte mehrmals Geld via Western Union in die Elfenbeinküste. «Insgesamt bereits 4000 Franken.»

Erst als er kein Geld mehr hatte, wandte er sich mit einem Hilferuf an 20 Minuten. Mittlerweile sind die Forderungen auf 20‘000 Franken gestiegen. Und Roger S. ist nicht das einzige Sex-Opfer: Gemäß der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik) gingen wieder vermehrt Meldungen von Bürgern ein, die mit Sexbildern oder Videos erpresst werden. Roger M. müsse sofort aufhören zu zahlen und bei der Polizei Anzeige erstatten, rät Kobik.


«Der Frau muss er von seinem Fehltritt erzählen»

Dies bestätigt auch Claudia Gada, Projektleiterin beim Verein Zischtig.ch. «Die Erpressungsversuche hören erst auf, wenn man nicht mehr zahlt.» Sie rät zudem, alle Beweise aufzubewahren, damit die Polizei eine Handhabe gegen die Erpresser habe. Die Anzeige sei mit Scham verbunden, aber man müsse sich überwinden.

Zum Video sagt Gada, dass dieses in der Regel veröffentlicht werde. «Das Risiko, dass sein Umfeld davon erfährt, liegt aber bei etwa 50 Prozent», so Gada. Man habe darum die Möglichkeit, sein Umfeld via Mail oder Facebook-Post vorzuwarnen, könne dies aber auch unterlassen.


Seiner Frau müsse er aber von seinem Fehltritt erzählen, sagt Paartherapeut Henri Guttmann. «Er soll in die ehrliche Offensive gehen. Damit wirkt er glaubwürdiger, als wenn er alles zu vertuschen versucht.» Die Frau werde sich durch seine Handlungen verletzt fühlen, weil es für sie ein reales Fremdgehen darstelle. Darum müsse er dies klären und eine Versöhnung anstreben. Guttmann: «Das lässt sich wieder ganz machen, manchmal braucht es aber eine Fachperson, die das begleitet.»
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