Der
ehemalige italienische Mafiaboss Massimo Carminati, der bei den
Justizbehörden als Drahtzieher im Skandal um die römische Mafia gilt, ist von
Roms Strafanstalt Rebibbia nach Friaul versetzt worden. Der 56-Jährige befindet
sich im Hochsicherheitsgefängnis von Tolmezzo bei Udine, berichteten
italienische Medien.
Mafiaboss Massimo Carminati (ohne Brille) |
Die
Versetzung wurde von den Justizbehörden beschlossen, weil Carminati, dem der
Aufbau einer römischen Mafia vorgeworfen wird, nicht im Gefängnis mit anderen
Verdächtigen bleiben darf, denen ähnliche Vorwürfe zur Last gelegt werden.
Carminatis Komplize Salvatore Buzzi wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis auf
Sardinien verlegt. Carminati und Buzzi sollen eine spezielle, lokale
Mafia-Struktur aufgebaut haben.
Hochsicherheitsgefängnis von Tolmezzo bei Udine |
Zellentrakt Tolmezzo |
Diese ist
in Rom selbst entstanden und wurde nicht aus Sizilien oder Kalabrien
importiert. Sie ist mit dem rechtsterroristischen Milieu der 1980er Jahre
verstrickt und hat enge Verbindungen zum rechten politischen Lager unter dem
früheren Bürgermeister Gianni Alemanno, gegen den Ermittlungen laufen.
Hofgang in Tolmezzo / Gefängnis Udine |
Die
mafiöse Organisation soll öffentliche Ausschreibungen manipuliert und
staatliche Gelder, die unter anderem für Flüchtlingsheime und legale
Roma-Siedlungen gedacht waren, veruntreut haben. Neben der Bildung einer
mafiösen Vereinigung werden den Verdächtigen auch Erpressung und Geldwäsche zur
Last gelegt. 39 Personen wurden im Rahmen der Untersuchung festgenommen,
insgesamt wird gegen 100 Personen ermittelt.
Carminati,
der einst bei einem Schusswechsel ein Auge verlor und „der Einäugige“ genannt
wird, führte die römische Mafia mit harter Hand. Die Ermittler berichteten, von
Carminati seien reihenweise Druck, Drohungen und Einschüchterungen ausgegangen.
Zugleich habe der „Einäugige“, der sich wegen seiner hochkarätigen Beziehungen
gern als „König von Rom“ bezeichnet, Kontakte zu anderen Mafia-Organisationen,
Politikern, Behörden, zur Finanzwelt und zu Geheimdiensten gepflegt.
Carminati
soll davon profitiert haben, dass Rom zwischen 2008 und 2013 vom
rechtskonservativen Alemanno regiert wurde, der seine Karriere einst auch bei
der neofaschistischen Gruppierung MSI begonnen hatte. Bürgermeister Alemanno,
der auch jahrelang als Landwirtschaftsminister in der Regierung von Silvio
Berlusconi amtiert hatte, soll etliche Freunde von früher bei der Stadt
untergebracht haben, wodurch Carminati Anlaufpunkte fand.
Das Innenministerium
lässt unterdessen prüfen, ob Roms Stadtregierung wegen der vorgeworfenen
Mafia-Verbindungen aufgelöst und die Hauptstadt einem Staatskommissar
unterstellt werden muss. Die Oppositionsparteien Lega Nord und Forza Italia
fordern Neuwahlen. Doch der sozialdemokratische Bürgermeister Ignazio Marino,
der 2013 ins Amt kam, will weitermachen. Marino ist von den Ermittlungen gegen
den Gemeinderat nicht betroffen.
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