Montag, 15. Dezember 2014

Drahtzieher der römischen Mafia in Gefängnis in Friaul versetzt

Der ehemalige italienische Mafiaboss Massimo Carminati, der bei den Justizbehörden als Drahtzieher im Skandal um die römische Mafia gilt, ist von Roms Strafanstalt Rebibbia nach Friaul versetzt worden. Der 56-Jährige befindet sich im Hochsicherheitsgefängnis von Tolmezzo bei Udine, berichteten italienische Medien.


Mafiaboss Massimo Carminati (ohne Brille)


Die Versetzung wurde von den Justizbehörden beschlossen, weil Carminati, dem der Aufbau einer römischen Mafia vorgeworfen wird, nicht im Gefängnis mit anderen Verdächtigen bleiben darf, denen ähnliche Vorwürfe zur Last gelegt werden. Carminatis Komplize Salvatore Buzzi wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis auf Sardinien verlegt. Carminati und Buzzi sollen eine spezielle, lokale Mafia-Struktur aufgebaut haben.


Hochsicherheitsgefängnis von Tolmezzo bei Udine


Zellentrakt Tolmezzo



Diese ist in Rom selbst entstanden und wurde nicht aus Sizilien oder Kalabrien importiert. Sie ist mit dem rechtsterroristischen Milieu der 1980er Jahre verstrickt und hat enge Verbindungen zum rechten politischen Lager unter dem früheren Bürgermeister Gianni Alemanno, gegen den Ermittlungen laufen.



Hofgang in Tolmezzo / Gefängnis Udine


Die mafiöse Organisation soll öffentliche Ausschreibungen manipuliert und staatliche Gelder, die unter anderem für Flüchtlingsheime und legale Roma-Siedlungen gedacht waren, veruntreut haben. Neben der Bildung einer mafiösen Vereinigung werden den Verdächtigen auch Erpressung und Geldwäsche zur Last gelegt. 39 Personen wurden im Rahmen der Untersuchung festgenommen, insgesamt wird gegen 100 Personen ermittelt.

Carminati, der einst bei einem Schusswechsel ein Auge verlor und „der Einäugige“ genannt wird, führte die römische Mafia mit harter Hand. Die Ermittler berichteten, von Carminati seien reihenweise Druck, Drohungen und Einschüchterungen ausgegangen. Zugleich habe der „Einäugige“, der sich wegen seiner hochkarätigen Beziehungen gern als „König von Rom“ bezeichnet, Kontakte zu anderen Mafia-Organisationen, Politikern, Behörden, zur Finanzwelt und zu Geheimdiensten gepflegt.

Carminati soll davon profitiert haben, dass Rom zwischen 2008 und 2013 vom rechtskonservativen Alemanno regiert wurde, der seine Karriere einst auch bei der neofaschistischen Gruppierung MSI begonnen hatte. Bürgermeister Alemanno, der auch jahrelang als Landwirtschaftsminister in der Regierung von Silvio Berlusconi amtiert hatte, soll etliche Freunde von früher bei der Stadt untergebracht haben, wodurch Carminati Anlaufpunkte fand.

Das Innenministerium lässt unterdessen prüfen, ob Roms Stadtregierung wegen der vorgeworfenen Mafia-Verbindungen aufgelöst und die Hauptstadt einem Staatskommissar unterstellt werden muss. Die Oppositionsparteien Lega Nord und Forza Italia fordern Neuwahlen. Doch der sozialdemokratische Bürgermeister Ignazio Marino, der 2013 ins Amt kam, will weitermachen. Marino ist von den Ermittlungen gegen den Gemeinderat nicht betroffen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen