Der
ehemalige Abgeordnete der Berlusconi-Partei Forza Italia, Massimo Romagnoli,
soll versucht haben Waffen an die kolumbianische FARC-Guerilla zu verkaufen. Am
vergangenen Dienstag konnte er in Montenegro festgenommen werden. Romagnoli
stand ebenfalls in Kontakt zu einem Mafiosi in Deutschland.
Massimo Romagnoli |
Anklage
erhebt der New Yorker Bundesstaatsanwalt Preet Bharara. Romagnoli sei demnach
ein “Waffenhändler mit Sitz in Griechenland, der fähig ist gefälschte
Zertifikate für Militärwaffen zu besorgen.” Gemeinsam mit dem rumänischen
Waffenhändler Cristian Vintila und dem rumänischen Mittelsmann Virgil Georgescu
sei Romagnoli in die Vorbereitung und Ausführung eines terroristischen
Aktes gegen die USA verwickelt. Zu dritt hätten sie am 8. Oktober versucht
Waffen, darunter auch Maschinengewehre und Luftabwehrraketen an die FARC zu
verkaufen.
Virgil Georgescu |
Cristian Vintila |
Tatsächlich
aber waren es keine Mitglieder der FARC-Guerilla sondern Ermittler der
amerikanischen Drug Enforcement Agency (Dea) mit denen Romagnoli und seine
Kumpanen verhandelten. Diese gaben sich bei einer Undercoveroperation als
Guerilleros aus und trafen am 8. Oktober Romagnoli, Vintila und Georgescu in
Tivat, Montenegro.
Laut
Ermittler, gab Romagnoli während des Treffens damit an, er könne die
Zertifikate für die gewünschten Waffen besorgen, außerdem zeigte er ein
gefälschtes Zertifikat. Daraufhin erklärte Georgescu, dass sie die Waffen in
ein afrikanisches Land bringen würden, von dort aus müsste die FARC den
Transport nach Kolumbien selbst organisieren. Romagnoli zeigte einen Katalog,
der die Waffen enthielt, die er liefern könne. Er sagte, er habe diese auch
schon an andere Kunden verkauft.
Romagnoli,
der seit 1989 in Athen lebt, ist Unternehmer und Politiker: Er war einst für
die internationale Entwicklung von Solar- und Windkraftanlagen der Ökofirma
ENERGETICA verantwortlich. Deren Eigentümer, denen zur Zeit ein Prozess wegen
Betruges gemacht wird, standen über Ecken in Kontakt zu Vito Nicastri, der nach
Meinung der italienischen Antimafia-Behörde einer wichtigste Alliierten Geschäftsmänner
des Mafia-Clans von Alcamo ist. Der Hintermann des Clans: einer der
meistgesuchte Kriminellen der Welt, der Boss der Bosse der Cosa Nostra, Matteo
Messina Denaro.
2006
wird Romagnoli in Berlusconis Partei Forza Italia gewählt, auch Dank der 8700
Stimmen, die er aus Deutschland erhalten hat. Doch es bestehen Zweifel,
ob diese legal gewonnen wurden, denn bei Romagnolis Wahlkampf wurde er in
Deutschland, im Raum Köln, von einem gewissen Calogero D. unterstützt. Calogero
D. ist jedoch nicht irgendwer: Er ist gebürtig aus Sizilien und war früher
Fahrer eines Mafiabosses. Als er sich von einem Mafiakrieg bedroht sah,
wurde Calogero D. Kronzeuge und verbüßte eine Haftstrafe von zwei Jahren
und vier Monaten.
Danach zog er nach Deutschland und wurde Teil der
westfälischen Baufirma. Genauer gesagt: Er war einer der Männer im
Hintergrund, also einer, der die Fäden zog. 2013 wurde er in Köln festgesetzt
und kollaboriert seither teilweise mit der deutschen Justiz. Er räumt ein, er
habe Stimmen der Auslanditaliener für Abgeordnete im römischen Parlament
aufgetrieben. Die Beamten fanden Romagnolis Visitenkarte bei Calogero.
Nach eigener Aussage war er mit Romagnoli einige Tage auf
Wahlkampftournee.
Für
die Mafia lohnt es sich, einem Mann wie Massimo Romagnoli einen Gefallen zu
tun, denn der Politiker könnte zum Beispiel helfen, dringend benötigte
Reisedokumente zu besorgen. Ob Romagnoli der Mafia Gegenleistungen für den
Stimmenfang verschafft hat bleibt unklar. In einem Gespräch gab der
Ex-Abgeordnete zwar zu, mit Calogero D. in Kontakt gewesen zu sein. Aber er
habe Calogero D. oder dessen Freunden nie bei Passangelegenheiten geholfen.
Calogero D. hingegen behauptete vor den deutschen Beamten das Gegenteil: Romagnoli habe ihm geholfen für einen Kumpanen der Baumafia einen Reisepass zu organisieren.
Heute
sitzt Romagnoli gemeinsam mit Vintila und Georgescu in einem Gefängnis in
Montenegro und wartet auf seine Auslieferung in die USA. Dort
droht ihm eine lebenslange Haftstrafe wegen Terrorismus.
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