Annähernd
ein Jahr haben die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das LKA im Umfeld von
Rockern ermittelt. Jetzt ist ihnen ein Schlag gegen die internationale
Organisierte Kriminalität gelungen.
Es
geht um Menschenhandel und Zuhälterei: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart
ermittelt im Zuge einer Razzia in Bordellen gegen 15 Männer und Frauen. Mehrere
von ihnen sollen zu der rockerähnlichen Gruppierung United Tribunes aus
Stuttgart und Bosnien gehören.
Die
Behörden werfen den Verdächtigen im Alter von 21 bis 70 Jahren mutmaßlichen
Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, Zuhälterei und gewerbsmäßigen
Betrug vor. Das teilten die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt (LKA)
Baden-Württemberg am Montag mit.
Unter
der Leitung des LKA hatten am Sonntagabend Einsatzkräfte zeitgleich 4
Großbordelle, 5 Geschäftsräume, 28 Wohnungen und 14 Fahrzeuge in sechs
Bundesländern sowie in Österreich, Bosnien und in Rumänien durchsucht. Darunter
waren im Südwesten 13 Objekte in Stuttgart, 3 im Landkreis Esslingen, 2 im Raum
Ulm sowie je ein Objekt im Rhein-Neckar-Kreis und im Landkreis Schwäbisch-Hall.
Drei
Männer und zwei Frauen im Alter von 21 bis 49 Jahren wurden festgenommen und
sollten am Montag dem Haftrichter vorgeführt werden. Ob mutmaßliche Opfer bei
den Durchsuchungen angetroffen wurden, wollte eine Sprecherin der
Staatsanwaltschaft nicht sagen.
Den Frauen sei Gewalt angedroht
worden
Bei der Großrazzia wurde umfangreiches Beweismaterial wie eine Pistole,
Bargeld, Computer, Datenträger und Geschäftsunterlagen sichergestellt. Details
blieben zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt den Angaben nach seit
Anfang des Jahres mit einer Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Schleuser, zu der
Beamte des LKA und der Bundespolizeidirektion Stuttgart zählen.
Sie verdächtigen mehrere Menschen, Frauen unter 21 Jahren zur Prostitution
gedrängt zu haben. Dabei benutzten sie laut Mitteilung auch die
„Loverboy-Methode“, bei der den Frauen die große Liebe vorgegaukelt wird. „Für
eine gemeinsame Zukunft sollten sie ihren Geliebten durch die Ausübung der
Prostitution aus vorgetäuschten finanziellen Schwierigkeiten helfen“, heißt es.
Den Frauen sei aber auch Gewalt angedroht worden, um sie gefügig zu machen.
Die Beschuldigten sollen für die Rekrutierung und Überwachung der Frauen
verantwortlich gewesen sein. Zudem bestehe der Verdacht, dass Geldgeber unter
Vortäuschen falscher Tatsachen zu Investitionen in die Bordelle verleitet wurden.
Das Geld sei aber nicht nur für die Clubs, sondern auch für private Zwecke
verwendet worden.
Landesinnenminister Reinhold Gall (SPD) sagte: „Dieser Schlag gegen die
internationale Organisierte Kriminalität unter Leitung des
baden-württembergischen Landeskriminalamtes beweist einmal mehr, dass die
Null-Toleranz-Strategie gegen Rocker und rockerähnliche Gruppierungen wie den
United Tribunes vollkommen berechtigt ist.“ Die enge Kooperation mit
ausländischen Strafverfolgungsbehörden sei beispielhaft, wie über die Grenzen
hinweg erfolgreich gegen Kriminalität vorgegangen werden müsse.
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