Von Stefan Ulrich
Einer Spezial-Einheit der italienischen
Polizei ist ein schwerer Schlag gegen Neofaschisten gelungen. 44 Menschen
stehen unter Verdacht, sie sollen Terroranschläge geplant haben.
Die Neofaschisten waren offenbar kurz
davor, zuzuschlagen. Erst vor kurzem war in Rom eine von
Neofaschisten durchsetzte Mafia-Gruppe aufgeflogen.
Der italienischen Justiz ist ein
schwerer Schlag gegen eine neofaschistische Terrorgruppe gelungen, die es sich
zum Ziel gesetzt hat, die demokratische Ordnung zu zerstören. Die für den
Staatsschutz zuständige Spezial-Einheit der Carabinieri Ros nahm am Dienstag
bei Razzien im ganzen Land 14 Menschen fest. Mindestens 50 Gebäude
wurden durchsucht.
Attentate auf Politiker, Bahnhöfe, Banken, Polizeistationen geplant
Die Staatsanwaltschaft der Stadt
L'Aquila, die die Untersuchungen leitet, ermittelt gegen 44 Verdächtige. Sie
wirft ihnen vor, die öffentliche Ordnung in Italien durch
Terroranschläge destabilisieren zu wollen. Laut den Ermittlern wollte die
Gruppe namens "Avanguardia Ordinovista" (Avantgarde der neuen
Ordnung) zeitgleich mehrere Politiker und hohe Justizbeamte ermorden. Zudem waren
Attentate gegen Bahnhöfe, Banken, Polizeistationen, Präfekturen und
Dienstgebäude der Steuereinzugsbehörde Equitalia geplant. Offenbar standen die
Extremisten kurz davor zuzuschlagen. Die Carabinieri stellten zahlreiche
Schusswaffen sicher.
Propaganda auf
Facebook
Informationen der Nachrichtenagentur
Ansa zufolge verfolgten die Neofaschisten eine Doppelstrategie. Sie wollten
zuerst durch Attentate den Staat schwächen und dann mit einer eigenen Partei
bei Wahlen antreten, um so in Machtpositionen zu gelangen. Einer der Anführer
der Gruppe soll ein ehemaliger Carabiniere namens Stefano M. sein, der
ebenfalls festgenommen wurde. Die Neofaschisten verfassten rassistische
Propaganda im Internet, unter anderem auf Facebook, und versuchten, sich auch
im Ausland weitere Waffen zu beschaffen. Außerdem wollten sie sich in ihrem
Kampf gegen den demokratischen Staat mit anderen Gruppen der extremen Rechten
zusammenschließen. Die Behörden ermitteln seit 2013 gegen die Bande. Unter
anderem gelang es zwei Carabinieri, sich in die Gruppe einzuschleichen.
Von Neofaschisten
durchsetzte Mafia in Rom aufgeflogen
"Der Neofaschismus ist in Italien
und in Europa leider eine Realität, die wir nicht unterschätzen dürfen",
kommentierte Riccardo Pacifici, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Rom, die Festnahmen. Erst
vor Kurzem war in der italienischen Hauptstadt.eine von Neofaschisten durchsetzte Mafia-Gruppe in Rom aufgeflogen. Deren Kopf war ein früherer Rechtsextremist. Das
Vertrauen der Italiener in ihre Institutionen wurde durch diese Enthüllungen
weiter erschüttert.
Die jetzt aufgedeckte Terrorgruppe wollte
offenbar an die rechtsterroristische Vereinigung "Ordine Nuovo"
anknüpfen, die im Jahr 1973 verboten worden war. Eines der Ziele des Ordine
Nuovo war es, die faschistische Partei des früheren Diktators Benito Mussolini
wiederaufleben zu lassen. Mitglieder der Gruppe waren an mehreren schweren
Terroranschlägen mit etlichen Toten beteiligt. Die Attentate waren Teil einer
sogenannten Strategie der Spannung, durch die verschiedene extremistische
Gruppen den italienischen Staat destabilisieren wollten, um dann durch einen
Putsch ein autoritäres Regime in Rom zu installieren.
http://www.sueddeutsche.de/politik/italien-polizei-zerschlaegt-faschistische-zelle-1.2278429
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