Es waren nicht - wie sonst bei
Antimafiaeinsätzen üblich - unterirdische Bunkerverstecke, welche die Beamten
am Montag in Rom durchwühlt haben. Ziel der Razzia waren vielmehr das Rathaus,
die Büros von Lokalpolitikern sowie die Chefetagen diverser Stadtbetriebe und
zahlreicher privater Unternehmen.
Gianni Alemanno (li.) war enger Vertrauter
und Minister von Silvio Berlusconi, bevor er
2008 Bürgermeister von Rom wurde
|
37 Verdächtige wurden festgenommen; die
Medien schreiben von einem "Erdbeben". Insgesamt ermittelt die Römer
Staatsanwaltschaft gegen etwa 100 Personen wegen Bildung einer kriminellen
Vereinigung, unter ihnen auch der 2013 abgewählte ehemalige Bürgermeister
Gianni Alemanno.
Pirat mit Augenbinde
Kopf der Bande ist der ehemalige
Rechtsterrorist Massimo Carminati, genannt "der Pirat". Den Übernamen
verdankt er seiner Augenbinde: In den 1980er-Jahren war Carminati bei einem
Fluchtversuch von einer Polizeikugel am linken Auge getroffen worden.
Der heute 56-Jährige war führendes
Mitglied der neofaschistischen "Nuclei Armati Rivoluzionari", die für
30 Morde verantwortlich gemacht werden. Später wechselte er zur "Magliana-Bande",
einem Römer Verbrecherkartell, das enge Kontakte zur Camorra und der Cosa
Nostra unterhielt.
Kommando auf der Straße
Carminatis Geschäftsphilosophie hat er in
einem von der Polizei abgehörten Gespräch einem befreundeten Unternehmer
erklärt: "Aus der Freundschaft müssen gemeinsame Geschäfte entstehen ...
Deinen Partnern musst du sagen, dass es wir sind, die auf der Straße das
Kommando haben ..."
Im Unterschied zur Camorra oder Cosa
Nostra hatten es Carminati und seine Komplizen kaum je nötig gehabt, gewalttätig
zu werden. Laut den Ermittlern reichte in der Regel ein kräftiges Schmiergeld
aus, damit die öffentlichen Millionenaufträge an die richtigen Unternehmen
gingen.
Neofaschistische
Vergangenheit
Hilfreich war, dass bis 2013 ein
Gesinnungsfreund auf dem Kapitol regierte: Auch Exbürgermeister Alemanno hat
eine Vergangenheit als neofaschistischer Schläger vorzuweisen.
Alemanno, der unter Silvio Berlusconi
Landwirtschaftsminister war, hatte während seiner Amtszeit hunderte Bekannte
bei den Stadtbetrieben untergebracht, darunter ehemalige "Kameraden"
aus der rechtsextremen Szene.
Sowohl der öffentliche Verkehr als auch
die Abfallentsorgung befanden sich nach der Abwahl Alemannos in einem desolaten
Zustand.
.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen