Die italienische Polizei
hat ein Mafia-Netzwerk in Rom aufgedeckt. Es soll Millionen von
Einwanderungszentren erpresst haben, die diese aus öffentlichen Fördergeldern
erhalten haben. 37 Personen wurden in dem Zusammenhang festgenommen. Der Betrug
reicht bis in die höchsten Ebenen der Kommunalverwaltung der italienischen
Hauptstadt.
Die italienische Polizei hat bei einer Razzia gegen die Mafia in Rom
Verstrickungen mit der Politik aufgedeckt und Dutzende Verdächtige festgenommen.
Gegen 37 Politiker und Unternehmer wurden wegen des Verdachts auf Beteiligung
an einer kriminellen Mafia-Vereinigung Haftbefehle durchgesetzt, wie die
Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Hier sitzen die großen Bosse und verhandeln neue Geschäftsfelder |
Der Betrug reicht bis in die höchsten Ebenen der Kommunalverwaltung der
italienischen Hauptstadt. Darüber hinaus wird gegen insgesamt etwa 100 Verdächtige
ermittelt. Unter ihnen ist der frühere Bürgermeister der Hauptstadt Rom Gianni
Alemanno, berichtet Corriere della Sera.
Der bis Juni 2013 im Amt gewesene Alemanno soll angeblich rund 40.000
Euro in Provisionen erhalten haben. Diese sollen von einer Mafia-Gruppe
stammen, die von Massimo Carminati angeführt wird, einem ehemaligen Mitglied
der rechtsextremen Terrorgruppe NAR. Alemanno bestreitet jedes Fehlverhalten.
Massimo Carminati |
Die kriminelle Vereinigung wird Mafia Capitale genannt, ist also die
Hauptstadtmafia ohne Verbindungen zu den Familien-Clans im Süden des Landes.
Die Methoden seien allerdings dieselben, so der Oberstaatsanwalt von Rom.
In der Region Latium und
in Rom durchsuchten Spezialkräfte der Polizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft
Büros von Behörden und Privatwohnungen, darunter auch die
Alemannos. Insgesamt wurden laut Ansa Güter im Wert von etwa 200 Millionen Euro
beschlagnahmt. Es soll den Berichten zufolge in den seit Monaten andauernden
Ermittlungen um Korruption und Manipulationen bei Auftragsvergaben und in den
öffentlichen Finanzen gehen.
Bei dem Betrug soll sich die kriminelle Vereinigung vor allem auf Gelder
für Einwanderer- und Flüchtlingszentren konzentriert haben. Die traditionellen
Cash-Cows der Mafia – Drogen, Abfallwirtschaft, Recycling – sind längst nicht
mehr so profitabel, berichtet der Observer.
„Haben Sie eine Ahnung, wie viel ich mit diesen Einwanderer mache?“,
soll der Stellvertreter von Carminati, Salvatore Buzzi, in einem abgehörten
Gespräch gesagt haben. „Wir haben das Jahr einen Umsatz von 40 Millionen
gemacht, aber … die Gewinne kamen alle von den Gypsy, den Notunterkünften und
den Einwanderern“. Der Drogenhandel sei hingegen nicht mehr profitabel, zudem
mache man in den anderen Bereichen kein Geld mehr.
Salvatore Buzzi |
Ein Kabinettssekretär
des früheren Mitte-links-Bürgermeisters Walter Veltroni soll die
Einwanderungsprogramme und die Mafia-Gruppe koordiniert haben, berichtet Ansa.
Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Auch der Independent berichtet,
dass Roms „Anti-Korruptions-Zar“ Walter Politano mit den Vorfällen in
Verbindung gebracht wird. Roms aktueller
Mitte-links-Bürgermeister Ignazio Marino hatte Politano auf den Posten berufen.
Die Unterbringungsstandards für Asylsuchende haben sich in Italien in den
vergangenen Jahren verschlechtert, berichtet eine Sonderkommission im italienischen Senats zum
Schutz und Förderung der Menschenrechte.
Die Bedingungen sind so
schlecht, dass Verwaltungsgerichte in Deutschland Überbringungen nach Italien
unterbunden haben, „aufgrund der Gefahr der Obdachlosigkeit und einem Leben unter dem Existenzminimum“,
so ein Bericht des Menschenrechtskommissars des Europarats.
Italien hat auch keine
strukturellen Rechtsvorschriften über Aufnahmebedingungen und kein
einheitliches Empfangssystem. Im vergangenen Jahr haben 28.000 Asylbewerber in
Italien ihren Antrag eingereicht.
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