Donnerstag, 18. Dezember 2014

Mafia-Milliarden - Das Olivenöl des Superpaten Denaro

In Sizilien hat die Polizei ein Olivenöl-Unternehmen ausgehoben, das von einem Strohmann des berüchtigten Mafiakillers Matteo Messina Denaro geführt wurde. Denaros Dreistigkeit ist kaum noch zu überbieten, obwohl er seit mehr als 15 Jahren weltweit per Haftbefehl gesucht wird, unterhält er ein Facebook-Profil. Die Razzia der Anti-Mafia-Sondereinheiten erfolgte in der Provinz Trapani, im westlichen Zipfel Siziliens. Das Gebiet ist bekannt für seinen schweren Wein und für sein erlesenes Olivenöl - aber auch dafür, eine Mafia-Hochburg zu sein.




Mitunter vermischen sich die Dinge: Seit dieser Woche sind die Büroräume und Ölpressen von "Fontane d'Oro", einem Unternehmen, das feines "Extra Vergine" produziert, mit Gerichtssiegeln versehen.






Beim Besitzer soll es sich um einen Strohmann von Messina Denaro handeln. Beschlagnahmt und geschlossen wurden am Montag ein knappes Dutzend weitere Unternehmen, die ebenfalls zum Imperium des Mafiabosses gehören sollen.

Der seit zwanzig Jahren flüchtige Messina Denaro ist der meistgesuchte Mafioso Italiens; auch auf der Fahndungsliste des FBI steht der heute 52-Jährige weit oben. Seit der Verhaftung der beiden Superpaten Toto Riina und Bernardo Provenzano gilt der schmächtige Gangster aus Trapani als der Boss der Bosse der Cosa Nostra.


Ein gut diversifizierter Geschäftsmann

Er hat schon als 18-Jähriger seinen ersten Mord begangen und brüstet sich damit, dass man mit seinen Opfern "einen ganzen Friedhof füllen" könnte. Schon bei den Mordanschlägen Anfang der Neunzigerjahre gegen die Mafiajäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino zählte der damals erst 30-Jährige zum engeren Führungszirkel der Cosa Nostra.

Auch bei den Bombenanschlägen in Rom, Florenz und Mailand im Sommer 1993, bei denen zehn Menschen ums Leben kamen und mehr als hundert verletzt wurden, war er beteiligt.

Der Name Denaro bedeutet "Geld" - und dieses hatte bei Messina Denaro immer eine zentrale Rolle gespielt. In seiner Jugend fuhr er Porsche-Sportwagen; am Armgelenk trug er goldene Rolex-Uhren. Bis heute hat sich daran nur wenig geändert, Claudio. M. Mancini traf ihn vor einem Jahr in Porto Empedocle, wo er selenruhig in einer Cafebar seinen Espresso trank und im Anschluss mit einem gelben Porsche Cabrio davonrauschte.

Auch sein Image als Playboy pflegte der Spross des mächtigsten Mafiaclans von Trapani sorgfältig. Seit seinem Untertauchen vor zwanzig Jahren wiederum betätigt sich "Diabolik", wie Denaro wegen seiner Kaltblütigkeit genannt wird, als gut diversifizierter Geschäftsmann.


Der "Herr der Winde"

Er investierte - wie im eben bekanntgewordenen Fall des Olivenöl-Produzenten - über Strohmänner große Summen in die legale Wirtschaft, mit Vorliebe in die Bauwirtschaft und in die vom Staat massiv subventionierte Windkraft.

Vor einem Jahr war den Anti-Mafia-Einheiten ein rekordverdächtiger Coup gelungen: Sie beschlagnahmten 43 Windparks im Gesamtwert von 1,34 Milliarden Euro. Ihr Besitzer Vito Nicastri, genannt der "Herr der Winde", stand ebenfalls im Dienste des Superpaten aus Trapani. Insgesamt haben die Behörden in den letzten Jahren im weitverzweigten Firmenimperium Vermögenswerte von nicht weniger als 3,5 Milliarden Euro konfisziert.


Der verlängerte Arm des Superpaten Messina Denaros: Vito Nicastri


"Wir werden die systematische Beschlagnahme von Vermögenswerten auch in Zukunft mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln weiterführen", betonte Staatsanwalt Dino Petralia, der die jüngste Aktion koordiniert hatte. Der Angriff auf die Besitztümer der Clans bleibe die wirksamste Waffe gegen die Mafia.


Halbe Familie verhaftet

Ohnehin zieht sich die Schlinge um den Hals Denaros immer enger zu. Im Lauf der letzten Jahre hat die Polizei schon seine halbe Familie verhaftet, und im März wurde ein neues, am Computer erstelltes Fahndungsbild veröffentlicht. Es beruht auf Angaben einer Person, die den Boss offenbar gut kennt.

Die Fahnder haben Hinweise darauf, dass der Gesuchte an einem schweren Nierenleiden erkrankt sei; in seinem Versteck könnte ein Dialysegerät für Blutwäsche installiert sein.

Die Zeiten, als der skrupelloseste Serienkiller der Cosa Nostra an den Luxusstränden von Selinunt seine rauschenden Partys feierte, sind jedenfalls seit längerem vorbei. 
.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen