In Sizilien hat die Polizei ein Olivenöl-Unternehmen ausgehoben, das von
einem Strohmann des berüchtigten Mafiakillers Matteo Messina Denaro geführt
wurde. Denaros Dreistigkeit ist kaum noch zu überbieten, obwohl er seit mehr als 15 Jahren weltweit per Haftbefehl gesucht wird, unterhält er ein Facebook-Profil. Die Razzia der Anti-Mafia-Sondereinheiten
erfolgte in der Provinz Trapani, im westlichen Zipfel Siziliens. Das Gebiet ist
bekannt für seinen schweren Wein und für sein erlesenes Olivenöl - aber auch
dafür, eine Mafia-Hochburg zu sein.
Mitunter vermischen sich die Dinge: Seit
dieser Woche sind die Büroräume und Ölpressen von "Fontane d'Oro",
einem Unternehmen, das feines "Extra Vergine" produziert, mit
Gerichtssiegeln versehen.
Beim Besitzer soll es sich um einen
Strohmann von Messina Denaro handeln. Beschlagnahmt und geschlossen wurden am
Montag ein knappes Dutzend weitere Unternehmen, die ebenfalls zum Imperium des
Mafiabosses gehören sollen.
Der seit zwanzig Jahren flüchtige Messina
Denaro ist der meistgesuchte Mafioso Italiens; auch auf der Fahndungsliste des
FBI steht der heute 52-Jährige weit oben. Seit der Verhaftung der beiden
Superpaten Toto Riina und Bernardo Provenzano gilt der schmächtige Gangster aus
Trapani als der Boss der Bosse der Cosa Nostra.
Ein gut diversifizierter
Geschäftsmann
Er hat schon als 18-Jähriger seinen ersten
Mord begangen und brüstet sich damit, dass man mit seinen Opfern "einen
ganzen Friedhof füllen" könnte. Schon bei den Mordanschlägen Anfang der
Neunzigerjahre gegen die Mafiajäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino zählte
der damals erst 30-Jährige zum engeren Führungszirkel der Cosa Nostra.
Auch bei den Bombenanschlägen in Rom,
Florenz und Mailand im Sommer 1993, bei denen zehn Menschen ums Leben kamen und
mehr als hundert verletzt wurden, war er beteiligt.
Der Name Denaro bedeutet "Geld"
- und dieses hatte bei Messina Denaro immer eine zentrale Rolle gespielt. In
seiner Jugend fuhr er Porsche-Sportwagen; am Armgelenk trug er goldene
Rolex-Uhren. Bis heute hat sich daran nur wenig geändert, Claudio. M. Mancini traf ihn vor einem Jahr in Porto Empedocle, wo er selenruhig in einer Cafebar seinen Espresso trank und im Anschluss mit einem gelben Porsche Cabrio davonrauschte.
Auch sein Image als Playboy pflegte der
Spross des mächtigsten Mafiaclans von Trapani sorgfältig. Seit seinem
Untertauchen vor zwanzig Jahren wiederum betätigt sich "Diabolik",
wie Denaro wegen seiner Kaltblütigkeit genannt wird, als gut diversifizierter
Geschäftsmann.
Der "Herr der
Winde"
Er investierte - wie im eben bekanntgewordenen
Fall des Olivenöl-Produzenten - über Strohmänner große Summen in die legale
Wirtschaft, mit Vorliebe in die Bauwirtschaft und in die vom Staat massiv
subventionierte Windkraft.
Vor einem Jahr war den
Anti-Mafia-Einheiten ein rekordverdächtiger Coup gelungen: Sie beschlagnahmten
43 Windparks im Gesamtwert von 1,34 Milliarden Euro. Ihr Besitzer Vito
Nicastri, genannt der "Herr der Winde", stand ebenfalls im Dienste
des Superpaten aus Trapani. Insgesamt haben die Behörden in den letzten Jahren
im weitverzweigten Firmenimperium Vermögenswerte von nicht weniger als 3,5
Milliarden Euro konfisziert.
Der verlängerte Arm des Superpaten Messina Denaros: Vito Nicastri |
"Wir werden die systematische
Beschlagnahme von Vermögenswerten auch in Zukunft mit allen uns zur Verfügung
stehenden Mitteln weiterführen", betonte Staatsanwalt Dino Petralia, der
die jüngste Aktion koordiniert hatte. Der Angriff auf die Besitztümer der Clans
bleibe die wirksamste Waffe gegen die Mafia.
Halbe Familie verhaftet
Ohnehin zieht sich die Schlinge um den
Hals Denaros immer enger zu. Im Lauf der letzten Jahre hat die Polizei schon
seine halbe Familie verhaftet, und im März wurde ein neues, am Computer
erstelltes Fahndungsbild veröffentlicht. Es beruht auf Angaben einer Person,
die den Boss offenbar gut kennt.
Die Fahnder haben Hinweise darauf, dass
der Gesuchte an einem schweren Nierenleiden erkrankt sei; in seinem Versteck
könnte ein Dialysegerät für Blutwäsche installiert sein.
Die Zeiten, als der skrupelloseste
Serienkiller der Cosa Nostra an den Luxusstränden von Selinunt seine
rauschenden Partys feierte, sind jedenfalls seit längerem vorbei.
.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen