Bislang
verscharrte die italienische Mafia den Giftmüll aus Fabriken in der Umgebung
von Neapel. Doch nun muss die Camorra das Geschäft aus Platzgründen verlagern –
und wendet sich der Toskana zu.
Die Mafia hat ein Auge auf die Toskana geworfen: Bisher lud die Camorra den Giftmüll, der hauptsächlich aus den Fabriken in Norditalien stammt, im Umland von Neapel ab. |
Die
italienische Mafia verlagert ihr dreckiges Geschäft mit Giftmüll in die
Toskana: Der oberste Mafia-Jäger des Landes, Staatsanwalt Franco Roberti,
erklärte, die Ermittler hätten eine illegale Deponie der Camorra in der
Umgebung von Prato entdeckt, nur 18 Kilometer nördlich von Florenz. Derzeit
werde untersucht, ob Giftmüll auch nach Osteuropa geschafft worden sei.
Staatsanwalt Franco Roberti |
Bisher
lud die Camorra den Giftmüll, der hauptsächlich aus den Fabriken in Norditalien
stammt, im Umland von Neapel ab, also praktisch im eigenen Hinterhof. Das
Ackerland in der Region ist inzwischen mit gefährlichen Mengen von Arsen, Blei
und anderen Schadstoffen verseucht, wie kürzlich bekanntwurde. Im vergangenen
Monat protestierten deshalb mehrere zehntausend Menschen in den Straßen von Neapel.
Roberti
erklärte, die südlichen Gebiete, in denen die Camorra herrscht, seien
inzwischen „gesättigt“. Die Mafia muss nun in andere Gegenden ausweichen. Die
engen Beziehungen zwischen der Camorra und chinesischen Kriminellen machen die
Umgebung von Prato zu einer logischen Wahl für die Mafia auf der Suche nach
neuen Ablademöglichkeiten.
Die
Camorra unterhält langjährige und profitable Beziehungen zu chinesischen
Gangstern, die gefälschte Markenware herstellen und vertreiben. Um die Stadt
Prato betreiben die Chinesen geheime Textilfabriken, in denen häufig illegal
Eingewanderte aus China arbeiten.
Die
Mafia müsse unter den Fabriken und Krankenhäusern in Norditalien nicht lange
nach Kunden für ihre illegalen Deponien suchen, erklärte Roberti. Jeder, der
Giftmüll für einen Bruchteil des legal aufgerufenen Preises verschwinden lassen
wolle, wisse, an wen er sich wenden müsse. „Das ist ein Bekanntenkreise, ein
Ring aus Kontakten“, sagte er. „Je gefährlicher der Müll, desto mehr zahlen die
Firmen.“
Roberto
weiß, wovon er spricht. Er war jahrelang der für die Mafia zuständige
Staatsanwalt in Neapel, bevor er in diesem Jahr auf die Bundesebene befördert
wurde.
Ermittlungen
ergaben in der Vergangenheit, dass die Camorra und ihre chinesischen Komplizen
in dem lukrativen Geschäft mit dem Giftmüll zusammenarbeiten. Im Rahmen einer
Operation mit dem Codenamen Marco Polo wurden 2005 von der Polizei im Hafen von
Neapel 20 Container beschlagnahmt. Sie wurden gerade für die Verschiffung
vorbereitet. Die Fracht - toxischer Müll und Krankenhausabfall - sollte nach
China und Hongkong gebracht werden.
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