100.000 Gläubige
applaudierten Papst Franziskus in Kalabrien, als er zum Kampf gegen die Mafia
aufrief. Zum ersten Mal hat ein katholisches Kirchenoberhaupt Mafiosi für
"exkommuniziert" erklärt.
Papst Franziskus hat die Mafia in ungewöhnlich scharfer Form verurteilt und
zu ihrer Bekämpfung aufgerufen. "Jene, die in ihrem Leben dem Pfad des
Bösen in solch einer Form folgen wie es die Mafiosi tun, leben nicht in
Verbundenheit mit Gott. Sie sind exkommuniziert", sagte das Oberhaupt der
Katholischen Kirche am Samstag vor zehntausenden Menschen im italienischen
Sibari. "Dieses Übel muss bekämpft werden, es muss aus dem Weg geschafft
werden. Wir müssen "Nein" dazu sagen." Die Kirche werde ihre
ganze Kraft einsetzen, um Organisierte Kriminalität zu bekämpfen.
Das Mafia-Gefängnis von Castrovillari |
An dem Gottesdienst nahmen rund 100.000
Gläubige teil, die dem Papst wiederholt stark applaudierten, als er die Mafia
verurteilte. Der Vatikan-Experte Luigi Accatolli sagte dem Fernsehsender
TV2000, es sei das erste Mal gewesen, dass ein katholisches Kirchenoberhaupt
Mafiosi für "exkommuniziert" erklärt habe. Der Papst bezog sich
besonders auf die kalabrische Mafia-Organisation 'Ndrangheta. Diese ist
inzwischen die reichste Mafia-Organisation. Sie profitiert vor allem von der
Vermarktung von Kokain aus Südamerika.
"Wenn die Bewunderung für Gott durch
die Bewunderung für das Geld ersetzt wird, dann öffnet sich die Straße der
Sünde, der Eigeninteresse und der Unterdrückung", sagte der Pontifex. Er
rief die Jugendlichen auf, den Versuchungen des schnellen Geldes zu
widerstehen. Franziskus sprach auch direkt die 'Ndragheta an. "Die
'Ndragheta ist genau das - die Bewunderung des Bösen, die Missachtung des
Gemeinwohls. Gegen dieses Böse muss angekämpft werden."
Mafiosi können der Hölle
noch entrinnen
Das sind die schärfste Worte eines Papstes
gegen die Mafia seit der Kritik von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1993.
Allerdings hatte Franziskus schon im März Mafiosi zur Umkehr aufgefordert.
"Noch ist es möglich, der Hölle zu entkommen. Aber die wartet auf Euch,
wenn ihr Euren Weg nicht ändert", hatte er gesagt.
Castrovillari |
Viele Bereiche in Italien sind von der
Mafia dominiert, Politiker werden bedroht. Die drei wichtigsten kriminellen
Gruppen Italiens - die 'Ndrangheta aus Kalabrien, die Cosa Nostra aus Sizilien
und die Camorra aus Neapel - haben nach Schätzungen der Vereinten Nationen
zuletzt einen Umsatz von insgesamt 116 Milliarden Euro erwirtschaftet.
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