Ohne ihn wäre Silvio Berlusconis
politische Laufbahn kaum vorstellbar. Marcello Dell'Utri arbeitete bereits 1964
als Sekretär für den damaligen Bauunternehmer und bekleidete über Jahre
Führungspositionen in dessen Unternehmen Edilnord und Publitalia.
1974 stellte der sizilianische Jurist
Berlusconi seinen Landsmann Vittorio Mangano vor, der offiziell als
Stallmeister in der Villa des Cavaliere angestellt wurde. Der später zu
lebenslanger Haft verurteilte Mafioso sollte in Wirklichkeit die Entführung von
Familienangehörigen Berlusconis verhindern. Dell'Utri hat stets versichert, von
Manganos Zugehörigkeit zur Mafia nichts gewusst zu haben, doch seine Kontakte
zur Verbrecherorganisation sind aktenkundig.
1994, als Berlusconi seinen Einstieg in
die Politik beschloss, legte Dell'Utri sein Amt als Präsident der Werbeagentur
Publitalia nieder und gründete in wenigen Monaten die Partei Forza Italia, die
den Großunternehmer an die Macht brachte. Ein Jahr später wurde Dell'Utri
erstmals unter dem Vorwurf verhaftet, Schwarzkonten zur Steuerhinterziehung
angelegt zu haben.
Der 1941 in Palermo geborene Jurist gefiel
sich besonders in der Rolle des Sammlers wertvoller Bücher, pflegte einen
aufwändigen Lebensstil und legte sich eine Luxusvilla am Comer See zu. Mehrmals
musste Berlusconi seinem Weggefährten mit erheblichen Summen aushelfen. Über
Jahre saßen beide gleichzeitig im römischen Senat und im EU-Parlament in
Brüssel, wo sie durch häufige Abwesenheit glänzten.
Der schon 1999 wegen Steuerhinterziehung
verurteilte Sizilianer geriet in der Folge immer häufiger ins Visier der
Justiz. 2013 wurde er wegen Zusammenarbeit mit der Mafia zu sieben Jahren Haft
verurteilt, setzte sich jedoch rechtzeitig in die Dominikanische Republik ab.
Am 12. April wurde er in einem Luxushotel
in Beirut verhaftet. Die libanesische Regierung stimmte seiner Auslieferung zu.
Am Freitag landete Dell'Utri in Polizeibegleitung in der italienischen
Hauptstadt und wurde ins Gefängnis überstellt.
Dell'Utris Inhaftierung steht symbolhaft
für den Niedergang der von ihm gegründeten Partei, die jüngst bei den
Kommunalwahlen eine schwere Niederlage erlitt. Seinem wegen Steuerbetrugs
verurteilten Freund Berlusconi blieb das Gefängnis bisher erspart. Angesichts
der noch ausstehenden Prozesse ist aber nicht auszuschließen, dass beide
einander in den kommenden Jahren hinter Gittern wiederbegegnen.
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