Als
Salvatore Cuffaro im Sommer 2011 seinen Rentenantrag genehmigt bekam, war er
gerade einmal 53 Jahre alt. Rechtlich gab’s daran nichts zu mäkeln, dafür
hatten Berufspolitiker seines Schlags schon gesorgt:
Salvatore Cuffaro |
Wer drei Legislaturperioden
im sizilianischen Landtag gesessen hatte, durfte sogar schon mit 50 Jahren in
Pension gehen. Heute rümpft Italien die Nase über jene etwa 6000 Euro (brutto),
die der Staat jeden Monat an Cuffaro überweist. Denn der frühere Gouverneur
Siziliens (2001–2008) ist wegen „Begünstigung der Mafia in schwerem Fall“
rechtskräftig zu sieben Jahren Haft verurteilt und sitzt hinter Gittern.
Ein medialer
Sturm der Entrüstung
„Der Staat, der einem solchen Mann auch noch
Rente zahlt, macht sich zum Komplizen der Cosa Nostra“, sagt die oppositionelle
Fünf-Sterne-Bewegung; doch ihr Gesetzesantrag, Cuffaro die Pension zu
streichen, scheiterte im sizilianischen Landtag. Die Mehrheit der Abgeordneten,
die – bei der Höhe ihrer Diäten etwa – immer auf das Autonomiestatut der Insel
pocht, machte diesmal geltend, man müsse sich an die nationale Gesetzgebung
halten. Und diese lasse Strafen dieser Art lediglich bei Vergehen gegen die
staatliche Verwaltung zu. Förderung der Mafia falle nicht darunter.
Ein
medialer Sturm der Entrüstung hat Landtagspräsident Giovanni Ardizzone nun doch
ins Grübeln gebracht. Beim ausführlichen Studium des Urteils fand er heraus,
Cuffaro habe sich auch des Geheimnisverrats schuldig gemacht. Damit war ein Delikt
gegen die Staatsverwaltung gefunden, und so verkündete Ardizzone stolz, man
arbeite daran, „die Pensionszahlung auszusetzen“. Wohlgemerkt: „auszusetzen“,
nicht „zu beenden“. Cuffaro behält also trotz klarer Rechtslage seinen
Rentenanspruch.
Mächtige
Gegner im römischen Senat
Sizilien
aber könnte nun in Zugzwang geraten. In Rom nämlich ging jetzt ein
Berlusconi-Vertrauter, Marcello Dell’Utri, ebenfalls wegen Mafianähe für sieben
Jahre in Haft – bei voller Abgeordnetenpension. Dell’Utri aber hatte nicht
einem kleinen Landtag, sondern dem nationalen Senat angehört; die Empörung ist
deshalb noch lauter. Und der Gegner härter: Senatspräsident Piero Grasso, der
nun „ganz schnell“ allen mafiabelasteten Volksvertretern die Pension entziehen
will, war im früheren Leben oberster Mafiajäger Italiens.
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