Was einer wohl macht, wenn er Hells Angel ist? In Offenbach kommt das auf
den Tag an. Mittwochs ist Meeting. Da sitzen sie, Sam, Eismann und die
anderen, 20 Mann, in schweren Sesseln um den ovalen Tisch und bereden, was so
ansteht. Partys. Harleys. Vereinsleben. Freitagabend ist Open House.
Da
kann dann jeder kommen, jedenfalls jeder, der in Frieden sein Bier trinkt. Und
am Wochenende ist Ausfahrt. Sam, 56 Jahre alt, mit 16 Mopedfahrer, mit 19 das
erste Motorrad, steigt dann auf seine mattschwarze Harley, die er jetzt vor der
Tür des Klubhauses der Offenbacher Hells Angels geparkt hat und in deren Sitz
eine Katze ihre staubigen Tatzen gedrückt hat.
Das Klubhaus der Rocker in Seligenstadt. „Hells Angels“, sagen sie hier, „das ist das größte, was es im Bereich Motorradclub gibt. Das ist ein Mythos.“ |
Und an den Tagen dazwischen, Montag, Dienstag, Donnerstag? Drogen,
Menschenhandel, Schießereien? Bei Eismann, 48 Jahre alt, grauer Zopf, weißer
Bart, im Vorstand der Offenbacher Rocker, regt sich nichts.
Er lässt warten.
„Wer das Ziel hat, kriminellen Machenschaften nach zu gehen, wäre blöde, wenn
er sich auch noch so eine Kutte anziehen würde, damit es jeder sehen kann“,
sagt er dann. In Offenbach ist es meistens wirklich ruhig um die Hells Angels.
Vor drei oder vier Jahren, da gab es Ärger wegen einer Party im Klubhaus, das
zwischen Landstraßen und Feldern liegt. Da war die Musik zu laut, und der Wind
stand blöd, das ist, in diesem Fall, die ganze Geschichte.
Lupenreines organisiertes
Verbrechen
„Der Zweck und die Tätigkeit des Vereins laufen den Strafgesetzen zuwider.“
Das ist eine andere Geschichte, sie steht in der Verfügungt, mit der die zwei
Hells Angels Charter aus Frankfurt Ende September 2011 vom hessischen
Innenministerium verboten worden sind. Bei den Hells Angels gehe es „um
lupenreines organisiertes Verbrechen“, sagte damals Innenminister Boris Rhein
(CDU), geprägt „von rücksichtsloser Ausübung von Gewalt“.
Anfang März, als der
hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel das Verbot bestätigte, kündigte
Rhein an, auch die anderen Rockerclubs im Land überprüfen zu wollen.
„Kriminelle Banden haben in Hessen nichts verloren“, sagte er. Für Sam und
Eismann ist das ein Kreuzzug der Intoleranz, weshalb man nicht froh um die
Austrockung von kriminellen Sümpfen sein sollte, sondern besorgt um den
Fortbestand einer Subkultur. „Wir wollen einfach unser Leben weiter leben, wie
bisher“, sagt Sam.
Er
glaubt nicht, dass das, was er über die anderen Hells Angels Charter in Hessen,
die in Offenbach, Darmstadt und Hanau, weiß, für ein Verbot ausreicht. „Die
häufigen Straftaten haben wir hier nicht“, sagt er. Nicht alle Charter der
Hells Angels haben die gleiche Macht, nicht jeder Rocker ist ein Verbrecher.
Aber Egert sagt auch, was ihm Sorgen macht: Die Hells Angels teilen Deutschland
unter sich auf, stellen sich jenseits des Gesetzes und setzen ihre eigenen
Regeln mit Gewalt durch. „Das ist die Gefährlichkeit.“ Alles andere,
Waffenhandel, Menschenhandel, Drogenhandel, im großen Stil und fein
eingespielt, sei schwer zu beweisen. Eben ganz typisch für organisierte
Kriminalität: Schmutziges Geld werde mit sauberen Geschäften gewaschen und die,
die das tun, lebten in der Legalität.
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