Die bekannte Drogenhändlerin Sandra Ávila Beltrán
ist in ihre mexikanische Heimat abgeschoben worden - der "Königin des
Pazifiks" droht nun ein neues Verfahren.
Zahlreiche Legenden ranken sich um die „Reina del
Pacífico“. Die Geschichte der mexikanischen Drogenhändlerin hat Schriftsteller
zu Büchern und Musiker zu Liedern inspiriert. Die „Königin des Pazifiks“ selbst
hat ihre Rolle stets heruntergespielt. Jetzt ist Sandra Ávila Beltrán von den
US-Behörden in ihre Heimat abgeschoben worden. Dort droht ihr ein neues
Verfahren wegen Geldwäsche.
Die heute 52-Jährige wurde im Bundesstaat Baja
California an der Grenze zu den Vereinigten Staaten geboren und kam schon in jungen
Jahren mit dem organisierten Verbrechen in Berührung. Ihr Großonkel Juan José
Quintero Payán war ein bekannter Drogenhändler und wurde 2007 an die USA
ausgeliefert. Ihr Onkel Miguel Ángel Félix Gallardo alias „El Padrino“ gründete
einst das Guadalajara-Kartell. Zweimal war sie mit ehemaligen Drogenfahndern
verheiratet, die die Seiten gewechselt hatten. Beide wurden getötet.
Sie selbst soll für die Verbindungen zwischen dem
mexikanischen Sinaloa-Kartell und den kolumbianischen Drogenhändlern aus dem Valle
del Norte verantwortlich gewesen sein. Gemeinsam mit ihrem kolumbianischen
Lebensgefährten Juan Diego Espinosa Ramírez hatte sie den Ermittlungen zufolge
den Schmuggel von großen Mengen Kokain in die Vereinigten Staaten organisiert.
„Meine Geschichte ist weit davon entfernt, was seit Jahren erzählt wird“, sagte
Ávila Beltrán hingegen nach ihrer Festnahme in einem Interview der Zeitung „El
Universal“.
Beltrán sei eine der
"Großen des Geschäfts"
Dem Ruhm der einst attraktiven Frau mit einer Vorliebe
für Designer-Kleidung tat das keinen Abbruch. Sie sei eine der „Großen des
Geschäfts“ heißt es in einem Lied der populären Musikgruppe Los Tucanes de
Tijuana. Für die Band Los Tigres del Norte ist sie die „Königin der
Königinnen“. Ávila Beltrán dürfte zudem als Vorbild für die Hauptfigur des
Romans und der gleichnamigen Telenovela „La Reina del Sur“ gedient haben, auch
wenn der spanische Romanautor Arturo Pérez Reverte das nie bestätigt hat.
„Die Macht der "Reina" reichte von den
kolumbianischen Kokafeldern bis ins Herz des Sinaloa-Kartells“, schreibt der
mexikanische Journalist Víctor Ronquillo in seinem Buch „Die Reina del Pacífico
und andere Narco-Frauen“.
Trotz ihres extravaganten Lebensstils gelang es Ávila
Beltrán lange Zeit, unauffällig zu bleiben und sich dem Zugriff der Fahnder zu
entziehen. Sie habe sich stets nur mit Bargeld bezahlen lassen und ihre Gewinne
legal in Immobilien und Unternehmen investiert, heißt es aus Ermittlerkreisen.
Als Kriminelle 2002 allerdings ihren Sohn entführten
und nach der Zahlung eines Lösegelds in Millionenhöhe wieder freiließen, wurde
die Polizei auf die „Reina del Pacífico“ aufmerksam. Nachdem die Ermittler im
Hafen von Manzanillo an der Pazifikküste über neun Tonnen Kokain sichergestellt
hatten, wurde Ávila Beltrán 2007 mit ihrem Freund Espinosa Ramírez in
Mexiko-Stadt festgenommen.
Nach der Abschiebung droht nun
der nächste Prozess
Drei Jahre später sprach ein Richter in Mexiko sie von
den schwersten Vorwürfen wie Drogenhandel, Geldwäsche und Bildung einer
kriminellen Vereinigung frei. Lediglich wegen unerlaubten Waffenbesitzes wurde
sie schließlich zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt.
Nach ihrer Auslieferung in die USA verurteilte ein
Gericht in Miami (Florida) sie Ende Juli letzten Jahres wegen Drogenschmuggels
zu 70 Monaten Haft. Die Strafe wurde mit ihrer Haftzeit in Mexiko verrechnet
und Ávila Beltrán in ihre Heimat abgeschoben. Dort sitzt die „Königin“ nun
wieder hinter Gittern und wartet auf ihren nächsten Prozess im August.
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