Die Affäre, die seit dem vergangenen Dezember zur
Festnahme Dutzender Unternehmer und Stadtpolitiker geführt hatte, hat die
Gemeinde Rom zutiefst erschüttert und hatte zuletzt zum Ende der Amtszeit von
Bürgermeister Ignazio Marino geführt.
Am Ende eines Schnellverfahrens wurde ein Mitarbeiter
des skandalumwitterten Unternehmers Salvatore Buzzi, Drahtzieher der Affäre, zu
fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.
Unternehmer Salvatore Buzzi |
Er wird beschuldigt, eine mafiöse Organisation
gefördert zu haben, die mit öffentlichen Geldern lukrierte. Zu vier Jahren Haft
wurde auch eine Beamtin der Gemeinde Rom verurteilt. Außerdem wurden zwei
Vertrauensmännern des ehemaligen neofaschistischen Extremisten Massimo
Carminati verurteilt, der ebenfalls als Drahtzieher der Affäre gilt.
Vor Gericht müssen sich zurzeit auch der ehemalige
Generaldirektor der städtischen Müllabfuhrgesellschaft, Giovanni Fiscon, sowie
vier weitere Personen verantworten.
Gemeinde Rom als Nebenkläger
Am Prozess nimmt die Gemeinde Rom als Nebenkläger
teil. Bei der Affäre geht es unter anderem um Korruption und Manipulation bei
Auftragsvergaben sowie um Veruntreuung von öffentlichen Geldern. Der Skandal um
die „Mafia Capitale“ geht vor allem auf die Zeit zurück, als der
rechtsgerichtete Politiker Gianni Alemanno als Bürgermeister von Rom
(2008-2013) im Amt war.
Das Hauptverfahren in Zusammenhang mit dem Skandal
beginnt am kommenden Donnerstag. 46 Angeklagte müssen sich verantworten. Vor
Gericht in Rom steht der 57-jährige Carminati, der sich selbst „Re di Roma“,
König von Rom, nannte. Er wurde im vergangenen Dezember verhaftet. Vor Gericht
stehen unter anderem auch der Unternehmer Buzzi und der frühere Rechtsterrorist
Riccardo Brugia.
Flüchtlinge lukrativer als Drogenhandel
Die Mafia hat ein neues hochrentables Geschäftsfeld - Flüchtlinge!
Doch nun wird es eng für einige Minister, Staatssekretäre und
Justizbeamte... Sie wurden verhaftet und nun droht ein Justizskandal erster
Güte, vor dem sogar der Ministerpräsident Italiens Matteo Renzi zittern muss.
Trotz Hochsicherheitsaula dürfen die Hauptangeklagten,
Bandenchef Massimo Carminati und sein Kompagnon, der Unternehmer Salvatore
Buzzi, sowie Carminatis rechte Hand, Riccardo Brugia, nicht persönlich vor die
Richter treten. Zu hoch sei das Sicherheitsrisiko, urteilte die
Gerichtspräsidentin Rosanna Ianniello. Gefahr droht nicht so sehr vonseiten der
Angeklagten – in Italien sitzen besonders gefährliche Verbrecher bei brisanten
Prozessen in vergitterten Käfigen –, sondern durch mögliche Aggressionen gegen
sie. Es drohen Gewalt durch wütend aufmarschierende Bürger und Chaos durch
Hunderte Journalisten aus aller Welt. Zu viele Risiken.
Chef der Stadtreinigung, Franco Panzironi |
Carminati, früherer Rechtsterrorist und nach einer
Schießerei einäugig, "il Guercio" genannt, und Buzzi, ein Mörder, der
es nach dem Absitzen seiner Strafe mit Kooperativen für soziale
Dienstleistungen zu Reichtum gebracht hatte, waren die Köpfe einer gigantischen
kriminellen Organisation. Sie hat über alle Schichten der Gesellschaft hinweg
und parteiübergreifend die Stadtverwaltung samt ihren Kassen jahrelang beraubt,
unterwandert und geplündert.
Während sich die Bande das Geld aus den Stadtkassen aufteilte,
verkam Rom zusehends. Oft versuchten Journalisten und Ermittler, den Grund für
unerklärliche Zustände zu finden, aber sie kratzten nur an der Oberfläche einer
Welt, von der sie nichts ahnten. Warum war die Stadt so schmutzig? Weil auch
der Chef der Stadtreinigung, Franco Panzironi, zu der Bande gehörte. Auch er
sitzt jetzt auf der Anklagebank. Warum gab es Chaos in den Aufnahmestationen
für Einwanderer? Weil das Geld für diese Einrichtungen von Salvatore Buzzi,
dessen Unternehmen mit dem Betreiben dieser Einrichtungen von der Stadt
beauftragt war, unter seinen Kumpanen aufgeteilt wurde. Bandenchef Buzzi sagte
einmal: "Flüchtlinge bringen mehr ein als der Drogenhandel."
Die Wahrheit über
Flüchtlingsströme
Damit
hat er Recht, denn derzeit zahlt die italienische Regierung für Versorgung und
Unterbringung von Flüchtlingen an „private Unternehmer“ täglich 76 Euro. Nach
Schätzungen der Einwanderungsbehörde sind seit Januar 2015 ca. 270.000 Flüchtlinge
angelandet und untergebracht – was immer das heißen mag.
Inzwischen steht fest, dass der Carminati-Clan und einige hohe
Beamte wie Richter, Staatssekretäre und sogar Minister etwa 60 Euro je
Flüchtling und Tag für sich persönlich „abgeschöpft“ haben. Rechnet man den
Tagessatz hoch, belaufen sich die Einnahmen der Mafia pro Monat auf etwa 500
Millionen Euro.
Buzzi
und Carminati nannten ihre Bande "die Zwischenwelt". Deren Tentakel
reichten sowohl ganz nach oben in die Regierung als auch ganz nach unten, in
die Welt der kleinen Gauner. Salvatore Buzzi will 282 Zeugen zu seiner
Verteidigung auffahren, Minister, Staatssekretäre, Richter. Italien steht ein
Justizspektakel bevor.
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