Samstag, 17. November 2012

Die Gänge von Platì

Beschaulich liegt der Ort Platì am Fuß des Aspromontegebirges, tief im Süden, an der Spitze des italienischen Stiefels. Oberflächlich betrachtet deutet nichts daraufhin, dass Platì anders ist als die meisten Orte in der Provinz Reggio Calabria. Rund 2.800 Menschen leben im Dorf, in Häusern, denen Reichtum nicht anzusehen ist.


Platì - Geburtsort der 'Ndragheta


Wenige Meter unter den Häusern und schmalen Gassen erstreckt sich jedoch ein zweites Platì: ein Gewirr aus Räumen und Gängen, oft parallel zur Kanalisation, dessen genaue Lage nur Insider kennen. Das verborgene Netz erleichtert rasches Verschwinden, falls die Staatsgewalt zudringlich wird. Platì ist, neben dem nahen San Luca, Geburtsort der kalabrischen Mafia, der 'Ndrangheta. Kein Ort, den man als Tourist bedenkenlos besuchen könnte!

Drogen, Waffen - und Menschen

Platì ist ein realer Ort - und es ist ein Symbol: Denn seit Jahrzehnten durchziehen die unterirdischen Räume und geheimen Gänge der 'Ndrangheta nicht nur das heimische Stückchen kalabrische Erde. Sie queren Europa, haben Endpunkte in Russland und Kanada, reichen bis nach Australien und auf den südamerikanischen Kontinent.

Drogen werden dort gehandelt, Waffen und Menschen; Politiker werden bestochen, Schutzgelder erpresst - und, an der Oberfläche, wird Geld investiert in Unternehmen, teure Immobilien und Restaurants. Die Bosse der 'Ndrangheta sind heute Manager mit besten Kontakten. Laut Schätzungen beträgt der Umsatz der inzwischen mächtigsten Vereinigung des organisierten Verbrechens zwischen 40 und 60 Milliarden Euro pro Jahr.

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