Dienstag, 2. September 2014

Morddrohungen gegen Anti-Mafia-Priester

Der italienische Priester Luigi Ciotti gilt seit Jahren als Galionsfigur im Kampf gegen die Mafia. Nach Drohungen gegen seine Person durch den Mafia-Boss Salvatore Riina erlebt er nun eine Welle der Solidarität.




Die Tageszeitung „La Repubblica“ veröffentlichte ein abgehörtes Telefongespräch zwischen dem in Mailand zu lebenslanger Haft verurteilten Riina und einem weiteren Mafia-Boss namens Alberto Lorusso. Darin sagte Riina, Ciotti sollte wie der Anti-Mafia-Priester Giuseppe Puglisi enden, der 1993 von der Mafia getötet worden war. „Wir könnten Ciotti auch ermorden“, sagte Riina laut dem abgehörten Gespräch.







...den können wir ruhig umbringen!

Es wäre verwunderlich, hätte die Mafia den unbequemen Geistlichen nicht seit Langem im Visier. Gesprächsaufzeichnungen, die italienische Ermittler im Gefängnis von Opera in der Provinz Mailand gemacht haben, beweisen genau das. "Ciotti, Ciotti, den können wir ruhig umbringen", soll der Chef des Corleoneser-Clans, Totò Riina, in diesem Gespräch gesagt haben. 

Töten solle man den Priester, genau wie einst Giuseppe Puglisi, der 1993 an seinem 56. Geburtstag in Palermo erschossen wurde. "Der wollte in seinem Viertel das Kommando haben", klagt Riina, der dies als Eingriff in das Territorium der sizilianischen Mafia versteht.

Geplaudert hat der Super-Boss der Cosa Nostra mit seinem ebenfalls inhaftierten "Kollegen" Alberto Lorusso von der "Sacra Corona Unita", der in Apulien tätigen Mafia. Die "Repubblica" veröffentlichte den Inhalt des Gesprächs, das am 14. September 2013 stattgefunden haben soll - beim Spaziergang im Gefängnishof. Die Anti-Mafia-Ermittler ordneten unverzüglich gesonderte Sicherheitsmaßnahmen für Don Ciotti an - informierten ihn selbst aber offenbar nicht über die drohende Gefahr. "Wir hatten allerdings seit mehreren Monaten beunruhigende, schwer zu deutende Signale erhalten", sagte eine Mitarbeiterin von Don Ciotti


Sicherheitsvorkehrungen verschärft

Die Sicherheitsvorkehrungen um den Priester, der auch als Vorsitzender der Anti-Mafia-Bewegung „Libera“ engagiert ist, wurden daraufhin verschärft.



Die Zelle von Mafia-Boss Riina


Solidaritätserklärungen erhielt der 69-jährige Geistliche unter anderem von Italiens Premier Matteo Renzi und vielen anderen hochrangigen Politikern im Land. Renzi bezeugte dem Priester seine „Nähe und Unterstützung“. „Wir sind an Ihrer Seite“, kommentierte der Senatspräsident und ehemaliger Staatsanwalt in Palermo, Piero Grasso.


„Für mich ist der Einsatz gegen die Mafia seit jeher ein Akt der Treue dem Evangelium gegenüber im Sinne des Einsatzes gegen Ungerechtigkeit und Gewalt“, betonte Ciotti, der sich seit Jahrzehnten auf Sizilien gegen die wirtschaftliche und politische Macht der Mafia engagiert. Sein Verband „Libera“ hatte 1995 den „Giorno della Memoria“ (Tag der Erinnerung) ins Leben gerufen. Dabei wird seitdem jedes Jahr im März der Opfer der Mafia gedacht.
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