Der italienische Priester Luigi
Ciotti gilt seit Jahren als Galionsfigur im Kampf gegen die Mafia. Nach
Drohungen gegen seine Person durch den Mafia-Boss Salvatore Riina erlebt er nun
eine Welle der Solidarität.
Die Tageszeitung „La
Repubblica“ veröffentlichte ein abgehörtes Telefongespräch zwischen dem in
Mailand zu lebenslanger Haft verurteilten Riina und einem weiteren Mafia-Boss
namens Alberto Lorusso. Darin sagte Riina, Ciotti sollte wie der
Anti-Mafia-Priester Giuseppe Puglisi enden, der 1993 von der Mafia getötet
worden war. „Wir könnten Ciotti auch ermorden“, sagte Riina laut dem abgehörten
Gespräch.
...den können wir ruhig umbringen!
Geplaudert hat der Super-Boss der Cosa Nostra mit seinem ebenfalls
inhaftierten "Kollegen" Alberto Lorusso von der "Sacra Corona Unita", der in Apulien tätigen Mafia. Die "Repubblica"
veröffentlichte den Inhalt des Gesprächs, das am 14. September 2013
stattgefunden haben soll - beim Spaziergang im Gefängnishof. Die
Anti-Mafia-Ermittler ordneten unverzüglich gesonderte Sicherheitsmaßnahmen für
Don Ciotti an - informierten ihn selbst aber offenbar nicht über die drohende
Gefahr. "Wir hatten allerdings seit mehreren Monaten beunruhigende, schwer
zu deutende Signale erhalten", sagte eine Mitarbeiterin von Don Ciotti.
...den können wir ruhig umbringen!
Es wäre verwunderlich,
hätte die Mafia den unbequemen Geistlichen nicht seit Langem im Visier.
Gesprächsaufzeichnungen, die italienische Ermittler im Gefängnis von Opera in
der Provinz Mailand gemacht haben, beweisen genau das. "Ciotti, Ciotti,
den können wir ruhig umbringen", soll der Chef des Corleoneser-Clans, Totò
Riina, in diesem Gespräch gesagt haben.
Töten solle man den Priester, genau wie
einst Giuseppe Puglisi, der 1993 an seinem 56. Geburtstag in Palermo erschossen
wurde. "Der wollte in seinem Viertel das Kommando haben", klagt
Riina, der dies als Eingriff in das Territorium der sizilianischen Mafia
versteht.
Sicherheitsvorkehrungen
verschärft
Die Sicherheitsvorkehrungen um den Priester, der auch als Vorsitzender der
Anti-Mafia-Bewegung „Libera“ engagiert ist, wurden daraufhin verschärft.
Die Zelle von Mafia-Boss Riina |
Solidaritätserklärungen erhielt der 69-jährige Geistliche unter anderem von
Italiens Premier Matteo Renzi und vielen anderen hochrangigen Politikern im
Land. Renzi bezeugte dem Priester seine „Nähe und Unterstützung“. „Wir sind an
Ihrer Seite“, kommentierte der Senatspräsident und ehemaliger Staatsanwalt in
Palermo, Piero Grasso.
„Für mich ist der Einsatz gegen die Mafia seit jeher ein Akt der Treue dem
Evangelium gegenüber im Sinne des Einsatzes gegen Ungerechtigkeit und Gewalt“,
betonte Ciotti, der sich seit Jahrzehnten auf Sizilien gegen die
wirtschaftliche und politische Macht der Mafia engagiert. Sein Verband „Libera“
hatte 1995 den „Giorno della Memoria“ (Tag der Erinnerung) ins Leben gerufen.
Dabei wird seitdem jedes Jahr im März der Opfer der Mafia gedacht.
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