Michele Santonastaso verteidigte vor Gericht den
Camorra-Clan der Casalesi. Heute hat die Anti-Mafia-Direktion aus Neapel Güter
im Wert von acht Millionen Euro beschlagnahmt und dabei enthüllt: Der Boss
Iovine wollte Honorarkonsul der Zentralafrikanischen Republik werden.
Michele Santonastaso |
Als Anfang November 2014 das Gericht von Neapel
Camorra-Anwalt Michele Santonastaso, 54m, zu einem Jahr Haft auf
Bewährung verurteilte, sagte Anti-Mafia-Journalist Roberto Saviano: “Nach
vielen Jahren Kampf bekommt dieser Fall endlich die Aufmerksamkeit, die er
verdient.
Superboss der Camorra Antonio Iovine |
Dass es überhaupt zu diesem Prozess kam, könnte für mich
ein erster Schritt in Richtung Freiheit und normales Leben sein.” Dabei ging es
auf eine Episode im Jahre 2008 zurück. In Neapel lief einer der größten
Mafiaprozesse in der Geschichte Italiens: Der sogenannte Spartakusprozess gegen
den Camorra-Clan der Casalesi. Gegen Ende des Prozesses bat Santonastaso,
Anwalt der Bosse, um die Verlegung des Verhandlungsortes.
Er begründete die Anfrage mit dem Verdacht, dass das Gericht
unter anderem vom Savianos Bestseller „Gomorrha“ beeinflusst sei. Was harmlos
klingt, war für Saviano eine klare Botschaft: Die Bosse zeigten sich mit dieser
versteckten Bedrohung an seine Person auch im Justizpalast stark. Am
Dienstag ist die Justiz erneut gegen den Camorra-Anwalt vorgegangen.
Die Anti-Mafia-Direktion aus Neapel hat Güter im Wert von acht Millionen Euro
beschlagnahmt: Immobilien, Autos, Grundstücke aber auch Unternehmen.
Boss der Casalesi wollte Honorarkonsul in
Zentralafrikanischen Republik werden
Die neuen Ermittlungen der Anti-Mafia-Direktion enthüllen
außerdem den Willen des Bosses Antonio Iovine, Honorarkonsul der
Zentralafrikanischen Republik zu werden. Iovine hatte Santonastaso beauftragt,
für ihn zu verhandeln.
2009 hatte der Anwalt Maurizio S. kontaktiert, ein
norditalienischer Unternehmer, der ein humanitäres Projekt in dem afrikanischen
Land initiiert hatte. Santonastaso hatte sich bereit erklärt, das Projekt zu
finanzieren. Der Zweck: Sich ein Zugang zum Land zu verschaffen. Maurizio
S. hatte dem Anwalt einen Projektentwurf gegeben, auf dem unter anderen
auch die Kontaktdaten des Präsidenten François Bozizé angemerkt
waren.
Maurizio S. sagte den Ermittlern, dass er nicht wusste,
mit wem er damals zu tun hatte. Erst nach dem Prozess an Santonastaso hatte er
verstanden, dass er indirekt der Camorra geholfen hatte.
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