Wer in
Italien Obst und Gemüse kauft, finanziert womöglich die Camorra und die Cosa
Nostra. 10 Prozent der Transportkosten fließt laut Ermittler in die Hände der
Bosse.
Die Anti-Mafia-Direktion aus Rom in Kooperation mit den
Kollegen aus Neapel, Salerno, Palermo, Caltanisetta, Catania und Bologna hat am
Montag 20 Menschen in Latium, Kampanien und Sizilien verhaftet. Sie
werden beschuldigt, den Transport von Obst und Gemüsen aus Süditalien illegal
kontrolliert zu haben. Dabei geht es um kleine Unternehmer, die für die
Camorra-Clans der Casalesi und der Mallardo arbeiteten.
Güter im Wert von 11 Millionen Euro wurden beschlagnahmt. Die
Kriminellen erpressten Händler und Produzenten und zwangen sie dazu, nur
bestimme Speditionsunternehmen für den Transport von Obst und Gemüse zu
beauftragen. Händler, die sich weigerten, wurden massiv bedroht.
Der Obst- und Gemüsemarkt ist für die Mafia besonders
lukrativ: Der Landwirtschaftsverband Coldiretti geht in seinem Jahresbericht sogar von 15
Milliarden Jahresumsatz aus.
Bereits 2010 hatten Ermittler ein ähnliches Geschäft
aufgedeckt. Damals kontrollierte die Camorra-Clans Schiavone-Del Vecchio den
Transport von Obst und Gemüsen – in Zusammenarbeit mit der sizilianischen
Cosa-Nostra. Gaetano Riina, Bruder des Cosa-Nostra-Oberbosses Salvatore Riina,
wurde damals verhaftet. Im Zentrum der Ermittlungen stand damals der große
Obst- und Gemüsemarkt MOF in Fondi (Latium). Er gehört zu den wichtigsten
in Europa und versorgt den Norden mit Waren aus Süditalien.
Carmine Schiavone - einer der ganz großen Mafia-Bosse mit einem Milliardenvermögen - inzwischen verstorben - der Clan allerdings ist noch aktiv |
Die Mafia erhöhte künstlich Transport- und Verpackungskosten
und diktierte somit schließlich auch den Endpreis von Obst und Gemüsen. 70
Mafiosi wurden damals verhaftet. Doch neue Ermittlungen im Rahmen der Operation
„Gea“ zeigen, dass das Kartell längst nicht besiegt ist. Sie bestätigen
auch, dass das südliche Latium Mafiagebiet ist.
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