Neapel
– In der von der Camorra kontrollierten Gegend zwischen Neapel und Caserta gibt
es laut den Behörden besorgniserregend viele Krebserkrankungen. Als Grund
führte das italienische Gesundheitsinstitut die illegale Müllentsorgung an.
Betroffen seien vor allem Kinder,
berichtete Loredana Musmeci, Expertin des Gesundheitsinstituts. Musmeci nahm 55
Gemeinden im «Feuerland» (Terra dei Fuochi) im Raum zwischen Neapel und Caserta
unter die Lupe.
Der
Name leitet sich von den Hunderten von brennenden Mülldeponien ab. Die
sogenannte Öko-Mafia lagert und verbrennt dort illegal riesige Mengen von
Haushalts- und Industriemüll sowie Sonderabfall. Die gesundheitlichen Folgen
für die Bewohner sind gravierend. Das Geschäft mit der Abfallentsorgung wird
von einigen einflussreichen Clans der Camorra, der neapolitanischen Form der
Mafia, beherrscht.
Laut
Musmeci sei im «Feuerland» die Anzahl von Kindern, die im ersten Lebensjahr an
einem Tumor erkranken, wesentlich höher als im Rest des Landes. Dasselbe gelte
für Kinder bis zum 14. Lebensjahr.
Die
krankheitserregenden Folgen der Umweltmisere betreffen auch Erwachsene, die
häufiger als in anderen Teilen Italiens an Magen-, Leber-, Nieren und
Lungentumor erkranken, berichtete die Expertin. Die Umweltsanierung in der
Gegend und ein sofortiges Ende der illegalen Müllentsorgung seien für die
öffentliche Sicherheit dringend notwendig, hieß es im Bericht des
Gesundheitsinstituts.
Schätzungen
zufolge wurden in den Jahren 1991 bis 2013 rund zehn Millionen Tonnen
Industrieabfall in dem Landstrich verbrannt, obwohl offene Mülldeponien in der
Europäischen Union verboten sind. Das Geschäft mit dem Abfall ist seit dem Ende
der 80er-Jahre eine lukrative Einnahmequelle für die neapolitanische Mafia.
Hoch-strahlende Giftmüll-Kriminalität |
Die
Camorra lässt selbst giftige Abfälle wie Asbest, Lösungsmittel, Autoreifen und
Kühlschränke auf den Feldern auskippen und zündet sie unterschiedslos an.
Internationale Aufmerksamkeit fand die
Region durch den Bestsellerautor Roberto Saviano, der in seinem Buch «Gomorrha»
aus dem Jahr 2006 über die Camorra schrieb. Auch Claudio Michele Mancini hat sich mit diesem Thema in seinem Bestseller-Roman IL BASTARDO beschäftigt und beschrieben, wie die Unternehmen im ganzen Land zahlen
demnach lieber Schmiergeld an die Mafia, als seriöse Müllfirmen damit zu
beauftragen, ihren Unrat zu entsorgen.
Durch
diese Praxis werden nicht nur gesundheitsschädigende Gase freigesetzt, sondern
auch die Erde und das Grundwasser verseucht. Viele Feldfrüchte sind mit Arsen
und Schwermetallen belastet.
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