Dienstag, 12. Januar 2016

Hohe Tumorrate in Camorra-Hochburg wegen illegaler Müllentsorgung


Neapel – In der von der Camorra kontrollierten Gegend zwischen Neapel und Caserta gibt es laut den Behörden besorgniserregend viele Krebserkrankungen. Als Grund führte das italienische Gesundheitsinstitut die illegale Müllentsorgung an.



Betroffen seien vor allem Kinder, berichtete Loredana Musmeci, Expertin des Gesundheitsinstituts. Musmeci nahm 55 Gemeinden im «Feuerland» (Terra dei Fuochi) im Raum zwischen Neapel und Caserta unter die Lupe.

Der Name leitet sich von den Hunderten von brennenden Mülldeponien ab. Die sogenannte Öko-Mafia lagert und verbrennt dort illegal riesige Mengen von Haushalts- und Industriemüll sowie Sonderabfall. Die gesundheitlichen Folgen für die Bewohner sind gravierend. Das Geschäft mit der Abfallentsorgung wird von einigen einflussreichen Clans der Camorra, der neapolitanischen Form der Mafia, beherrscht.

Laut Musmeci sei im «Feuerland» die Anzahl von Kindern, die im ersten Lebensjahr an einem Tumor erkranken, wesentlich höher als im Rest des Landes. Dasselbe gelte für Kinder bis zum 14. Lebensjahr.

Die krankheitserregenden Folgen der Umweltmisere betreffen auch Erwachsene, die häufiger als in anderen Teilen Italiens an Magen-, Leber-, Nieren und Lungentumor erkranken, berichtete die Expertin. Die Umweltsanierung in der Gegend und ein sofortiges Ende der illegalen Müllentsorgung seien für die öffentliche Sicherheit dringend notwendig, hieß es im Bericht des Gesundheitsinstituts.

Schätzungen zufolge wurden in den Jahren 1991 bis 2013 rund zehn Millionen Tonnen Industrieabfall in dem Landstrich verbrannt, obwohl offene Mülldeponien in der Europäischen Union verboten sind. Das Geschäft mit dem Abfall ist seit dem Ende der 80er-Jahre eine lukrative Einnahmequelle für die neapolitanische Mafia.

Hoch-strahlende Giftmüll-Kriminalität


Die Camorra lässt selbst giftige Abfälle wie Asbest, Lösungsmittel, Autoreifen und Kühlschränke auf den Feldern auskippen und zündet sie unterschiedslos an.

Internationale Aufmerksamkeit fand die Region durch den Bestsellerautor Roberto Saviano, der in seinem Buch «Gomorrha» aus dem Jahr 2006 über die Camorra schrieb. Auch Claudio Michele Mancini hat sich mit diesem Thema  in seinem Bestseller-Roman IL BASTARDO beschäftigt und beschrieben, wie die  Unternehmen im ganzen Land zahlen demnach lieber Schmiergeld an die Mafia, als seriöse Müllfirmen damit zu beauftragen, ihren Unrat zu entsorgen.

Durch diese Praxis werden nicht nur gesundheitsschädigende Gase freigesetzt, sondern auch die Erde und das Grundwasser verseucht. Viele Feldfrüchte sind mit Arsen und Schwermetallen belastet. 
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