Der Pate Procopio Di Maggio feierte seinen 100. Geburtstag trotz behördlichem Verbot mit einem
riesigen Feuerwerk. Der Bürgermeister von Cinisi ist empört — und machtlos.
Malerba non muore mai sagt
ein sizilianisches Sprichwort. Übersetzt heißt das etwa «Unkraut vergeht nicht.» Der Satz
trifft auf Procopio Di Maggio genau zu. Der einstige Boss der kriminellen
Organisation Cosa Nostra wurde vergangene Woche stolze 100 Jahre alt — und ließ
sich gebührend feiern.
Doch die pompöse Geburtstagsparty «des
ältesten Mafioso der Welt», wie «La Reppublica» schreibt, wird in seinem
Heimatdorf Cinisi bei Palermo als reine Provokation verstanden. Zu Recht: In
einem Video, das seine Freunde auf Facebook veröffentlichten, zeigt sich Di
Maggio lächelnd zwischen Ballons und mit Champagnerglas hinter einem Kuchen in
der Form der Zahl 100. Für das Fest wurden Angehörige aus den USA eingeflogen
und am Abend sogar ein spektakuläres Feuerwerk gezündet — obwohl das von der
Gemeinde ausdrücklich verboten war.
Ein Zeichen der
Arroganz
«Ich werde Maßnahmen ergreifen», droht
Cinisis Bürgermeister Giangiacomo Palazzolo. «Heute ist Procopio Di Maggio
harmlos, aber es bestehen keine Zweifel, dass er und sein Sohn Teil der Mafia
sind. Unser Dorf ist das aber nicht.» Was er genau unternehmen kann, ist aber
unklar. Mafiaexperte Corrado de Rosa stimmt dem Bürgermeister zu: «Mit der
rauschenden Party wollen sie beweisen, dass sie sich nicht vom Staat
einschüchtern lassen.» Das Feuerwerk sei ein Zeichen ihrer Arroganz, so De
Rosa.
Als ein Journalist der «Repubblica» den
Mafiaboss wenige Tage nach dem Fest besuchte, meinte dieser nur: «Mafia? Welche
Mafia?» Dann knallte er die Tür zu. Dabei gehörte Di Maggio zuletzt zur Cupola
um die berüchtigten Totò Riina alias «Die Bestie» und Bernardo Provenzano. Im
Gegensatz zu den gefallenen Paten geniesst Di Maggio seine letzten Lebensjahre
als freier Mann. Nur in den 1990er-Jahren wurde er wegen seiner Verbindungen
zur Cosa Nostra zu sieben Jahren Haft verurteilt — in 20 Mordanklagen wurde er
dagegen freigesprochen.
Ein Leben lang bei der
Mafia
Seine Karriere begann er an der Hand
eines lokalen Gangsters aus Cinisi, Tano Badalamenti, der im Jahr 1978 den
brutalen Mord am Mafia-Kritiker Giuseppe Impastato anordnete. Impastato wurde
entführt, an Bahngleise gebunden und in die Luft gesprengt.
Zu Beginn der 80er-Jahre wechselte Di
Maggio zur Organisation von Totò Riina und bekam den Posten von Badalamenti. Er
brachte seine beiden Söhne ins Geschäft ein, doch diese waren nicht so
erfolgreich wie der Vater: Einer von ihnen sitzt derzeit eine zehnjährige
Gefängnisstrafe ab, während der andere vor 16 Jahren ermordet und ins Meer
geworfen wurde.
«Ich habe neun Leben wie die Katzen»,
pflegt Di Maggio zu sagen. Zwei davon hat er schon verbraucht: Er entkam zwei
Mordanschlägen 1981 und 1983. Im Alter von 100 Jahren hat er demnach also noch
immer sieben Leben zu verpulvern.
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