Samstag, 29. April 2017

28 Jahre Haft für Roms Bosse - Mafia Capitale

Sie müssen sich wegen groß angelegten Verstrickungen zwischen Politik, organisierter Kriminalität und Wirtschaft in der Hauptstadt verantworten.


Der 2014 aufgedeckte Skandal hatte die Stadt Rom zutiefst erschüttert. Für den ehemaligen rechtsextremistischen Terroristen Massimo Carminati, der als Drahtzieher des kriminellen Netzwerkes gilt, forderte die Staatsanwaltschaft 28 Jahre Haft. Für Carminatis „rechte Hand“, den Unternehmer Salvatore Buzzi, verlangte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten.

Carminati, der bei einer Schießerei ein Auge verloren hat und der „Einäugige“ genannt wird, und Buzzi, der in den 80er-Jahren wegen Mordes verurteilt worden war und nach dem Absitzen seiner Strafe mit Kooperativen für soziale Dienstleistungen zu Reichtum gekommen war, gelten als Gründer eines riesigen kriminellen Rings, der jahrelang die Kassen der römischen Stadtverwaltung geplündert haben soll.


Auch PD soll in Machenschaften verstrickt sein

Mafia und Korruption florierten laut den Ermittlern mit Unterstützung des ehemaligen rechten Bürgermeisters Gianni Alemanno. Er und andere Politiker, darunter auch einige der sozialdemokratischen Partei PD von Premier Matteo Renzi, sollen mit der „Mafia Capitale“ unter einer Decke gesteckt haben, lautet der Vorwurf.

Die Affäre hatte heftige politische Nachbeben und führte indirekt zur Auflösung der Stadtregierung um Roms sozialdemokratischen Bürgermeister Ignazio Marino. Der 2013 als Nachfolger Alemannos gewählte Transplantationschirurg war zwar persönlich nicht von den Ermittlungen betroffen, aber mehrere Mitglieder seiner Stadtregierung. Marinos Stadtregierung war schon seit Monaten unter Druck gestanden, bis er selber in den Sog einer Affäre um private Ausgaben mit einer Kreditkarte der Gemeinde geriet, die ihm zum Verhängnis wurde. Zur Nachfolgerin Marinos wurde im vergangenen Juni die populistische Fünf Sterne-Bürgermeisterin Virginia Raggi gewählt.


Mittwoch, 19. April 2017

Cafebar der Mafia mitten im Justizpalast Turin

Seit Monaten ist das Café am Eingang zum Turiner Landesgericht nach einem Korruptionsverfahren geschlossen. Hier tranken bis vor Kurzem noch Richter, Anwälte, Polizisten und Gerichtsbedienstete ihren Cappuccino. Pikantes Detail: Die Betreiber der Kaffeebar waren Camorra-Mitglieder. Sieben Personen befinden sich mittlerweile wegen Korruption und Mafia-Verwicklungen hinter Gittern. Doch die "Bar del Palagiustizia" in Turin ist nur die Spitze des Eisbergs.



15 Prozent vom Umsatz -

Denn 5000 Restaurants sollen in den Händen der Mafia sein. In Italien gibt es 118.000 Restaurants, Trattorien und Pizzerien. Die Beteiligung des organisierten Verbrechens am Umsatz in der Gastronomie beläuft sich auf circa 15 Prozent. In italienischen Metropolen wie Rom und Mailand sei mindestens jedes fünfte Lokal im Besitz eines Mafia-Bosses, vor allem der kalabrischen ´Ndrangheta. "Das organisierte Verbrechen hat die Wirtschaftskrise ausgenutzt, um die lokale Ökonomie zu unterwandern – und das auf eine sehr große und weitreichende Art und Weise", sagt ein Sprecher des italienischen Landwirtschaftsverbandes Coldiretti.

Vor wenigen Tagen gelang der Polizei ein neuer Schlag gegen die Mafia: Dabei wurden Bankkonten und Besitztümer einer Camorra Familie im Wert von 20 Millionen Euro beschlagnahmt. Darunter befand sich auch das Mailänder Restaurant "Donna Sophia", das seit 1931 am Corso di Porta Ticinese 1 betrieben wurde. "Leckeres Abendessen mit Pizza, Wein und Tiramisu. Freundliche Bedienung und gute Preise. Gern wieder. So kann man den Abend in Mailand ausklingen lassen", lautet einer der letzten Einträge einer Kundin auf der Plattform TripAdvisor. Die Polizei hat die Kontrollen in der Gastronomie intensiviert. 200.000 waren es 2016.

Restaurants und Bars dienen zumeist als Alibi für illegale Geschäfte und Geldwäsche. Dabei geht es der Mafia laut La Repubblica weniger darum "schmutzige Teller, als schmutziges Geld zu waschen". Den meisten Lokalbetreibern ist es daher auch egal, ob das Restaurant gut besucht ist. Zwei bekannte Restaurants in bester Lage in der Nähe des Pantheons im römischen Centro Storico wurden 2015 wegen Mafiaverwicklungen geschlossen. Auch die Beschlagnahmung des "Café de Paris" auf der legendären Via Veneto, ebenfalls in den Händen der ´Ndrangheta, sorgte für Aufregung.

Die sizilianische Cosa Nostra hat besonderes Interesse am Erwerb von landwirtschaftlichen Betrieben, sowie am Lebensmittelhandel, Einkaufszentren und Supermärkten. Die Camorra ist auf Nahrungsmittelindustrie und Gastronomie fokussiert. Die kalabrische ´Ndrangheta wiederum versucht verstärkt Einfluss auf Landwirtschaft sowie öffentliche Verwaltung zu nehmen.
Coldiretti warnt vor dem skrupellosen Vorgehen der Mafia, die bei der Lebensmittelproduktion keine Rücksicht auf Konsumentenschutz nimmt und auch gesundheitsschädigende Mittel einsetzt. Kriminelle Bosse zwingen Bauern zu Preisdumping. Die illegalen Einnahmen aus der Landwirtschaft beliefen sich im Vorjahr auf geschätzte 21 Milliarden Euro. Dies sei um 30 Prozent mehr als in den vergangenen Jahren.


Freitag, 14. April 2017

Flüchtiger Mafia-Boss beim Grillen festgenommen

Die italienische Polizei hat einen seit Monaten flüchtigen Mafia-Boss beim Grillen mit seiner Frau in der Toskana ertappt und festgenommen. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, erfolgte der Zugriff am Vortag in der Kleinstadt Massa e Cozzile bei Pistoia, wo sich das Paar gerade auf einem Balkon aufhielt.


Der 56-jährige Sizilianer Concetto Bonaccorsi war im vergangenen Jahr von einem dreitätigen Freigang nicht ins Gefängnis in Neapel zurückgekehrt.

Bonaccorsi verbüßt eine lebenslange Haftstrafe wegen Drogenhandels und Mordes. Er zählt zum sogenannten Stidda-Clan, der mit der traditionellen Cosa Nostra rivalisiert. Zum Strafregister Bonaccorsis zählt der Mord am Boss eines verfeindeten Clans und die Verwicklung in einen Krieg zwischen Mafia-Banden, in dem rund hundert Menschen getötet wurden.

Die erste Verhaftung des Mafia-Bosses erfolgte 1991 unter filmreifen Umständen: Die Polizei umstellte damals die Kirche in Catania, in der Bonaccorsis Trauung anstand. Die Gesetzeshüter willigten ein, Bonaccorsi die Handschellen erst anzulegen, nachdem er das Ja-Wort gegeben hatte.

Donnerstag, 6. April 2017

Mafia ist bis zu Juve vorgedrungen

Die Mafia in Italien macht laut der Präsidentin der parlamentarischen Antimafia-Kommission auch nicht vor Top-Fußballvereinen wie Rekordmeister Juventus Turin Halt. "In Italien ist die Mafia bis zu Juventus durchgedrungen und das ist klar", sagte Rosy Bindi als Vorsitzende des Gremiums am Mittwoch den Nachrichtenagenturen Ansa und ADNkronos zufolge bei einer Anhörung, in der es um mögliche Mafiaverstrickungen bei Juventus Turin ging.




Der Verein steckt tief in einem Skandal, der sogar die Führungsriege erreicht hat. Präsident Andrea Agnelli muss sich mit drei weiteren Clubmanagern vor dem Sportgericht verantworten, wie der italienische Fußballverband kürzlich mitteilte. In dem Fall geht es um mögliche Kontakte zwischen Fangruppen und der kalabrischen Mafia Ndrangheta, die zu den mächtigsten kriminellen Gruppen der Welt gehört.

Mafia kontrolliert 15.000 Lokale in Italien

Bei der "Pasta Connection" geht es dem organisierten Verbrechen in Italien vor allem darum, schmutziges Geld zu waschen.


Rund 5000 Lokale, vor allem Restaurants, Bars und Pizzerien, stehen in Italien unter der kompletten Kontrolle der Mafia. Etwa weitere 15.000 Lokale stehen im Verdacht, von der Mafia kontrolliert zu werden. Bei dieser "Pasta Connection" gehe es dem organisierten Verbrechen vor allem darum, schmutziges Geld zu waschen. Das geht aus einem Bericht des italienischen Landwirtschaftsverbandes Coldiretti hervor, der sich auf Polizeiangaben bezog.

Die Polizei hat die Überprüfungen im Bereich Gastronomie intensiviert. 200.000 Kontrollen wurden 2016 durchgeführt, berichtete die Tageszeitung "La Stampa" am Mittwoch. In Italien gibt es etwa 118.000 Restaurants und Trattorien.

Vor allem die im süditalienischen Kalabrien beheimatete 'Ndrangheta wäscht Geld aus kriminellen Aktivitäten, indem sie Strohmännern Lokale anvertraut. Die Organisation hat längst ihre Aktivitäten auf Rom und auf Norditalien ausgeweitet. Die 'Ndrangheta gilt als Italiens mächtigste Mafiaorganisation. Wegen ihrer führenden Stellung im europäischen Handel mit Kokain hat sie die neapolitanische Camorra und die sizilianische Cosa Nostra überholt.


In Deutschland dagegen vermuten die Carabinieri, dass italienische Restaurants flächendeckend abkassiert und erpresst werden. Das Bundeskrimallamt bestätigt den Verdacht, können aber in der Regel nicht eingreifen aus Mangel an Beweisen. Während in Italien die Antimafia-Polizei keine juristischen Probleme mit dem Abhören von Telefonen und Restaurants hat, sind solche verdeckten Aktionen in Deutschland nicht zulässig. 

Dienstag, 4. April 2017

Mafiaboss Leo Caridi an Italien ausgeliefert

Vier Jahre konnte sich Leo Caridi (55) der italienischen Justiz entziehen. Nun ist damit Schluss. Der verurteilte Mafioso, der im Wallis untergetaucht war, wurde vergangene Woche nach Italien ausgeliefert. Das bestätigt das Bundesamt für Justiz auf Nachfrage.



Am 20. März habe das Bundesgericht die Beschwerde von Caridi als unzulässig abgewiesen, womit der Auslieferungsentscheid rechtskräftig und vollstreckbar geworden sei, sagt Sprecher Folco Galli.

Zu neuneinhalb Jahren Knast verurteilt.
Leo Caridi war Boss des 'Ndrangheta-Clans Borghetto-Caridi-Zindato und 2011 zusammen mit sieben weiteren Beschuldigten verhaftet worden. Drei Jahre später verurteilte ihn das Strafgericht in Reggio Calabria zu einer Gefängnisstrafe von neuneinhalb Jahren.

Doch Caridi hatte das Land zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen und war in der Schweiz untergetaucht. Erst im vergangenen Jahr konnten Ermittler den Italiener in Visp aufspüren und verhaften. Seither saß er in Sitten in Auslieferungshaft und wehrte sich mit allen juristischen Mitteln gegen die Ausweisung nach Italien. 

Zwei weitere Mafiosi, die im Wallis untergetaucht waren, waren bereits im vergangenen Jahr nach Italien ausgeliefert worden.

Montag, 3. April 2017

Terroristen wollten Rialto-Brücke in Venedig sprengen

In der Nacht zum Donnerstag hat die italienische Polizei eine Terrorzelle in Venedig ausgehoben. Die Beamten nahmen dabei die mutmaßlichen Terroristen, die mit offizieller Aufenthaltsgenehmigung als Kellner in Venedig arbeiteten, fest.



Bei den vier Kosovaren handelte es sich um sogenannte Gefährder. Sie sollen sich konkreten Hinweisen zufolge auf ein Attentat an der Rialto-Brücke vorbereitet haben. 
Die Ermittler wurden auf die mutmaßlichen Terroristen über ein präventiv mitgeschnittenes Telefongespräch aufmerksam – ein altbewährtes Mittel, auf das Italien seit Jahrzehnten im Kampf gegen den Terrorismus setzt.

Mittel wurde im Kampf gegen die Mafia legalisiert. Der römische Senator Felice Casson erklärte, dass das vorsorgliche Mitschneiden von Gesprächen ein „extrem wichtiges und effizientes Mittel“ sei. Gesetzlich möglich wurde es infolge der Ermittlungen gegen die italienische Mafia in den 1970er- und 80er-Jahren.

Laut dem Bericht sind den italienischen Ermittlern mithilfe der Mitschnitte zahlreiche Verhaftungen von islamistischen Extremisten in Italien gelungen. Mehrere Dutzend Imame seien seit 2015 ausgewiesen worden, weil man ihnen durch die Mitschnitte eine Radikalisierung nachweisen konnte.

Deshalb fordert Casson, dass die Europäer endlich nachziehen. Es sei an der Zeit, dass „Italien hier als Vorbild anzuerkennen und an eine ähnliche, gesamteuropäische Institution zu denken".