Mittwoch, 7. März 2018

Ehrenwerter Mafioso in Erfurt verklagt TV-Sender


Von Journalisten und Polizeibehörden wurde im Rahmen der Fernsehsendung „Mafiosi unter uns“ ein Erfurter Gastronom enttarnt. Die Sendung wurde im November 2015 im MDR ausgestrahlt und auch auf YouTube angeschaut werden. Nun ja, es ist kein Geheimnis, dass im Ristorante Roma häufiger Gäste verkehren, die aus Kalabrien kommend, endlich einmal in Erfurt gut essen gehen wollen.



In einem Fernsehbeitrag des MDR wird der Italiener der Mafia-Mitgliedschaft verdächtigt. Bei der Polizei übrigens auch. Wer Besitzer und Lokal kennt, kann ihn im Beitrag identifizieren. Für diese Bloßstellung forderte der Restaurant-Betreiber eine Geldentschädigung wegen Verletzung seines Persönlichkeitsrechts. Bislang erfolglos. Im Fokus des Berichts stand die ’Ndrangheta, die ihren Ursprung in Kalabrien hat und seit Mitte der 1990er Jahre als mächtigste Mafia-Organisation Europas gilt. Wichtigste Einnahmequellen sind der Drogenhandel und die illegale Müllentsorgung.

Deutschland wird vor allem dazu genutzt, die Millionen von Einnahmen sauber zu waschen, bevorzugt über hochpreisige italienische Restaurants. Nach den Ermittlungen von Polizeibehörden und Journalisten spielt die Stadt Erfurt eine maßgebliche Rolle in den Geldwäsche-Aktivitäten der ’Ndrangheta. Alle Wetter. So neu ist das auch wieder nicht, zumindest nicht für die Sondereinheit der Antimafiasektion der Carabinieri in Italien.


 Im TV-Beitrag berichteten die Journalisten anonymisiert über einen bestimmten Gastronomen, der Mitglied der Mafia sein soll. Das Bildmaterial lässt relativ einfach Rückschlüsse auf das Restaurant und seinen Besitzer zu, wenn man sich in Erfurt auskennt oder für die Sache interessiert. Diese Publizität passte dem enttarnten Gaststätten-Inhaber überhaupt nicht. Er sah sich durch die MDR-Sendung verunglimpft und in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt. Das Dumme an der Geschichte: Die Richter wiesen die Klage des Gastronomen zurück. Mein Rat? Einige Journalisten sollten öfter einmal hinter sich schauen, wenn sie essen gehen.

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