Die «italienische Spur» im Mordfall Kuciak weist auf
heikle Kontakte zwischen Politik und organisiertem Verbrechen. Zu klären
bleibt, wie stark die ’Ndrangheta die Slowakei bereits unterwandert hat.
Ins Zwielicht geraten waren Troskova und Jasan wegen
ihrer Verbindungen zu Antonino Vadala. Er solleinem der einflussreichsten
Clans der Ndrangheta angehören. Dieser soll laut der italienischen Polizei für
mindestens 25 Morde verantwortlich sein und einen Teil des Kokainhandels
kontrollieren. Der Italiener floh 2003 vor einem Gerichtsverfahren in die
Slowakei; er hatte einem Auftragsmörder Unterschlupf gewährt. Mit viel Geld
ausgestattet, kaufte Vadala im ostslowakischen Bezirk Trebisov Land und
etablierte sich als Unternehmer im Immobilien- und Energiegeschäft. Obwohl er
bisher nicht der Geldwäsche überführt wurde, passt die Übersiedelung in die
Strategie der ’Ndrangheta, ihr Geld im Ausland zu waschen.
Politisch relevant ist die Geschichte deshalb, weil
Vadala nicht nur Wahlwerbung für die Regierungspartei Smer machte, sondern auch
mit Troskova und Jasan Firmen besaß. Damit hätten zwei Personen mit
Mafiakontakten regelmäßig Zugang zu Ministerpräsident Fico gehabt, schreibt
Kuciak. Über den Sicherheitsrat hatte Jasan zudem Kenntnis von
Staatsgeheimnissen. Fico wählte ihn und Troskova persönlich für ihre Posten aus
– wobei der Aufgabenbereich von Letzterer nie spezifiziert wurde. Die Kontakte
der beiden werfen auch ein schiefes Licht auf Fico, auch wenn ihm selbst keine
dubiosen Geschäftsbeziehungen vorgeworfen werden.
Offen bleibt, wie stark die italienische Mafia die
Slowakei unterwandert hat. Auffällig ist die starke Stellung der ’Ndrangheta in
der Landwirtschaft. Mafiosi kassieren dafür laut dem Nachrichtenportal
Aktuality Subventionen in Millionenhöhe, auch von der EU. Die Kommission hat
angekündigt, diese Zahlungen zu prüfen. Sie sind aber nur dann missbräuchlich,
wenn die Landbesitzer die Größe ihrer bewirtschafteten Fläche übertreiben, um
mehr Geld zu erhalten, wie dies teilweise geschah. Die Frage, ob Mafiagelder
über Investitionen in slowakischen Grund und Boden gewaschen wurden, müssten
die nationalen Behörden prüfen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen