Freitag, 2. März 2018

Die ’Ndrangheta mitten im slowakischen Politik-Filz


Die «italienische Spur» im Mordfall Kuciak weist auf heikle Kontakte zwischen Politik und organisiertem Verbrechen. Zu klären bleibt, wie stark die ’Ndrangheta die Slowakei bereits unterwandert hat.



Ins Zwielicht geraten waren Troskova und Jasan wegen ihrer Verbindungen zu Antonino Vadala. Er solleinem der einflussreichsten Clans der Ndrangheta angehören. Dieser soll laut der italienischen Polizei für mindestens 25 Morde verantwortlich sein und einen Teil des Kokainhandels kontrollieren. Der Italiener floh 2003 vor einem Gerichtsverfahren in die Slowakei; er hatte einem Auftragsmörder Unterschlupf gewährt. Mit viel Geld ausgestattet, kaufte Vadala im ostslowakischen Bezirk Trebisov Land und etablierte sich als Unternehmer im Immobilien- und Energiegeschäft. Obwohl er bisher nicht der Geldwäsche überführt wurde, passt die Übersiedelung in die Strategie der ’Ndrangheta, ihr Geld im Ausland zu waschen.

Politisch relevant ist die Geschichte deshalb, weil Vadala nicht nur Wahlwerbung für die Regierungspartei Smer machte, sondern auch mit Troskova und Jasan Firmen besaß. Damit hätten zwei Personen mit Mafiakontakten regelmäßig Zugang zu Ministerpräsident Fico gehabt, schreibt Kuciak. Über den Sicherheitsrat hatte Jasan zudem Kenntnis von Staatsgeheimnissen. Fico wählte ihn und Troskova persönlich für ihre Posten aus – wobei der Aufgabenbereich von Letzterer nie spezifiziert wurde. Die Kontakte der beiden werfen auch ein schiefes Licht auf Fico, auch wenn ihm selbst keine dubiosen Geschäftsbeziehungen vorgeworfen werden.

Offen bleibt, wie stark die italienische Mafia die Slowakei unterwandert hat. Auffällig ist die starke Stellung der ’Ndrangheta in der Landwirtschaft. Mafiosi kassieren dafür laut dem Nachrichtenportal Aktuality Subventionen in Millionenhöhe, auch von der EU. Die Kommission hat angekündigt, diese Zahlungen zu prüfen. Sie sind aber nur dann missbräuchlich, wenn die Landbesitzer die Größe ihrer bewirtschafteten Fläche übertreiben, um mehr Geld zu erhalten, wie dies teilweise geschah. Die Frage, ob Mafiagelder über Investitionen in slowakischen Grund und Boden gewaschen wurden, müssten die nationalen Behörden prüfen.



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