Samstag, 5. Januar 2013

Berlusconi will Mafia-Kumpel ins Parlament bringen




Italiens Ex-Premier bereitet seine Wiederwahl vor


Waren die Sprüche von„sauberen Wahllisten“ einer „neuen Politik“ und einem „neuen Italien“ nur Schall und Rauch?

Mit Sorge verfolgen politische Beobachter in Rom, wie alte, mächtige Seilschaften versuchen, das politische Rad Italiens in die Vor-Monti-Ära zurückzudrehen. Politiker, die für Skandale um persönliche Vorteilsnahme, Geheimlogen und sogar Mafia-Kontakte stehen, werden erneut als Kandidaten für die beiden Abgeordnetenkammern gehandelt.

Jüngstes Beispiel: Der zweimal (aber noch nicht rechtskräftig) wegen seiner Mafia-Kontakte zu mehrjähriger Haft verurteilte Sizilianer Marcello dell’Utri (71).

Seine durch vielfache finanzielle Zuwendungen belegte „Freundschaft“ zu Italiens Ex-Premier und Multi-Milliardär Silvio Berlusconi (76) reicht bis weit in die Zeit vor der gemeinsamen Gründung der Partei „Forza Italia“ (1994) zurück: In den 70er-Jahren hat dell’Utri den Deal zwischen Aufsteiger Berlusconi und der Cosa Nostra ausgehandelt.

Diese Vereinbarung regelte – einem neuen, höchstrichterlichen Urteil zufolge – eine Art Zusammenarbeit mit der Mafia. Und Berlusconis Schutzgeldzahlungen aus Angst vor den damals noch häufigen Entführungen. Mehr als drei Jahrzehnte später will der selbe Berlusconi, inzwischen selbst (erstinstanzlich) zu vier Jahren Haft wegen Steuerbetrugs verurteilt sowie der Prostitution mit Minderjährigen angeklagt, zum fünften Mal Italiens Regierungschef werden.

Doch jetzt sollen die beiden einem Bericht der italienischen Ausgabe der „Huffington Post“ zufolge einen eleganten Umweg gefunden haben, über den Senator dell’Utri doch noch einmal in den Genuss parlamentarischer Privilegien (wie Immunität...) kommen könnte: Über die Kandidatur auf der Liste der verbündeten Süditalien-Koalition „Grande Sud“.

Dabei ist in Italien wohlbekannt, dass dell’Utri für den Fall einer rechtskräftigen Verurteilung längst standesgemäß vorgesorgt hat.

In der Dominikanischen Republik, die keinerlei Auslieferungsabkommen mit Italien unterhält, kaufte er sich zum Schnäppchenpreis von 4,6 Millionen Euro eine tropische Traumvilla auf einem 4275-Quadratmeter-Grundstück am Meer. In einer von der Alltags-Realität hermetisch abgeschotteten Luxus-Siedlung mit Golfplatz, in der auch Stars wie Madonna, Shakira, Sharon Stone oder Cameron Diaz Refugien erworben haben sollen.

Woher er das Geld dafür hatte? Nach Recherchen der Illustrierten „Oggi“ aus dem Verkauf seiner Villa am Comer See, für die er mit 23 Millionen Euro einen Traum-Verkaufspreis erzielen konnte, der 13 Millionen über Marktwert gelegen habe. Ob dabei steuerlich alles mit rechten Dingen zuging, wird derzeit noch in einem getrennten Verfahren gegen dell’Utris Ehefrau Miranda Ratti ermittelt.

Kein Geheimnis ist hingegen der Name des großzügigen Käufers: Silvio Berlusconi.

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