Sonntag, 13. Januar 2013

Mafiabosse, Minister und Carabinieri auf der Anklagebank


Der Pakt zwischen Mafia und Staat gehört zu den dunkelsten Kapiteln der jüngsten Geschichte Italiens. Seit 8 Januar 2013 stehen zwölf Prominente vor einem Prozess, der selbst für Italien äußerst ungewöhnlich ist.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat am 08 Januar die entscheidende Anhörung vor dem Prozess über die Absprachen von Mafia und Staat begonnen. Rund 20 Jahre nach der berühmt-berüchtigten «trattativa» (Verhandlung) stehen die Chancen gut, dass der selbst für Italien aussergewöhnliche Skandal juristisch aufgearbeitet wird.

Das Team um Staatsanwalt Antonio Ingroia hat nach vierjährigen Ermittlungen, die in rund 120 Ordnern zusammengefasst sind, eine Anklageschrift vorgelegt, die sich auf die Aussagen von sechs Pentiti, reumütigen Mafiosi, sowie von 67 weiteren Zeugen stützt. Von Bedeutung sind insbesondere die Berichte von Massimo Ciancimino. Nicht nur, weil er selber der Mafia angehörte, sondern auch, weil sein Vater Vito Ciancimino als ehemaliger Bürgermeister von Palermo und Mafia-Pate ein wichtiger Mittelsmann zwischen Mafia und Staatsorganen war.


Inhaftierte Mafiabosse per Videokonferenz zugeschaltet

Von den zwölf prominenten Beschuldigten erschienen heute zwei persönlich vor Gericht: Ex-Minister und Ex-Senatspräsident Nicola Mancino sowie der Kronzeuge und Ex-Mafioso Massimo Ciancimino. Die inhaftierten Mafiabosse – Antonino Cinà, Totò Riina, Giovanni Brusca, Bernardo Provenzano und Leoluca Bagarella – waren per Videokonferenz zugeschaltet, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet.


links: Toto Riina - Er war einer der aktivsten Killer im Kampf um Corleone.
Ihm wurden 52 Morde und 22 versuchte Morde zur Last gelegt.

rechts: Bernardo Provenzano - Boss der Bosse. 
Ihm werden 50 Morde zur Last gelegt, Falcone nannte ihn den blutrünstigsten Killer der Mafia.

Die «trattativa» führte offensichtlich zu einer Übereinkunft zwischen Mafia und Politik, so wurden Haftbedingungen für Mafiosi verbessert. Nach blutigen Anschlägen in Florenz, Mailand und Rom verzichtete die Mafia fortan auf weitere spektakuläre Attentate.

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