Montag, 21. Januar 2013

Sohn von Camorra-Boss „Sandokan“ verhaftet

Italienische Sicherheitskräfte haben Montag früh den prominenten Camorra-Chef Carmine Schiavone verhaftet.


Der Sohn des als „Sandokan“ bekannten Bosses Francesco Schiavone gilt als „Pate“ des einflussreichen Camorra-Clans Casalesi, der die illegalen Geschäfte im Großraum Neapel kontrolliert. Bei seiner Festnahme gab sich der Mafioso gönnerhaft: "Das habt ihr gut gemacht", lobte er die Einsatzkräfte.

Francesco Schiavone, der in Mafiakreisen Sandokan und "Cicciariello" genannt wird, galt als der Chef des Casalesi Clans, eines der stärksten Clans innerhalb der Camorra, der sich vor allem auf Drogenhandel spezialisiert hat. Schiavone, der Sohn eines Kleinbauern, entschied sich schon in jungen Jahren der Mafia beizutreten, um der Armut zu entfliehen. 1972, im Alter von 18 Jahren, wurde er zum ersten Mal verhaftet. Er war an diversen Mafia-Kriegen und Blutfehden beteiligt und wurde schließlich einer der einflussreichsten Clan-Chefs.


Carmine Schiavone bei seiner Verhaftung in der Mafia-Hochburg Aversa
 Das Vermögen der Familie von Francesco Schiavone aus seinen Mafia-Aktivitäten wird auf knapp 800 Millionen. Euro geschätzt, er versuchte vor allem durch Immobilien-Geschäfte das Geld reinzuwaschen.

Schon 2010 wurde die Ehefrau "La Sfinge" (die Sphinx) des berüchtigten Clanführers Sandokan verhaftet. Sie verwaltete das immense Vermögen, das zum allergrößten Teil auf karibischen Konten liegt und bislang nicht beschlagnahmt werden kann.

Maria Rosaria Schiavone bei ihrer Verhaftung im Oktober 2010
 Im Juni 2008 wurde Francesco Schiavone nach mehreren Gefängnisaufenthalten und Gerichtsverhandlungen schließlich zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Mein italienischer Kollege Roberto Saviano behandelt in seinem Buch Gomorra u.a. die Aktivitäten von Francesco Schiavone und liefert zahlreiche Hintergrund-Informationen.




Ein Großaufgebot der Carabinieri hat am Montag in der süditalienischen Stadt Aversa den Camorra-Boss verhaftet. Der Schlag gegen die Mafia erfolgte gegen 6 Uhr morgens in einem Lokal mit dem biblischen Namen Kain, mitten im Zentrum der Stadt Aversa in der Provinz Caserta in Kampanien.

Offenbar hatten sich hier mehrere Bosse der Camorra zu einer Sitzung versammelt, als die Sicherheitskräfte zuschlugen. Schiavone sei zunächst durch den Hinterausgang des Lokals geflohen, hieß es. Nach einer Stunde Verfolgungsjagd sei es den Carabinieri dann gelungen, ihn zu stellen. "Ich hab' es ja nicht so mit der Polizei, aber das habt ihr gut gemacht", lobte Schiavone die Beamten bei seiner Verhaftung. Auf dem Weg ins Gefängnis warf er den Kameras noch einen Kusshand zu.

Rund 8000 Euro trug der Mafioso bei sich, außerdem eine Waffe. Wegen versuchter Erpressung soll ihm nun der Prozess gemacht werden. Laut Staatsanwaltschaft soll er kurz vor Weihnachten von einem Unternehmer aus Aversa 10.000 Euro Schutzgeld gefordert haben. Der Polizei zufolge gibt es weitere Geschäftsleute, die vom Casalesi-Clan erpresst wurden und aussagen wollen.
Auch finanziell ging es den Casalesi heute an den Kragen: Die Anti-Mafia-Behörde in Rom konfiszierte Vermögen der zum Clan gehörenden Familie D'Alterio in Höhe von zwei Millionen Euro.  Doch diese zwei Millionen wird der Clan leicht verschmerzen.
Drei andere Söhne von „Sandokan“ befinden sich bereits wegen verschiedenen Delikten hinter Gittern. Einem Sohn Schiavones, Nicola, wird unter anderem dreifacher Mord vorgeworfen. Die Polizei bezeichnete die Verhaftung Carmine Schiavones als schwerer Schlag für den Casalesi-Clan.


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