Mafia, Camorra, 'Ndrangheta.
Paten organisieren in Europa, USA und Südamerika die "großen" Geschäfte. Sie sind gut vernetzt mit Politik, Wirtschaft und der Kirche.
Als Autor schreibe ich seit 25 Jahren über das Phänomen der Cosa Nostra und deren Aktivitäten. Meinen Romanen liegen authentische Kriminalfälle zugrunde.
Die wichtigsten Publikationen finden Sie unter "meine Romane" auf der Leiste oder unter: http://tinyurl.com/bgu5pbh
Weltweit wurden im Vorjahr rund 694.000 gefälschte
Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen, das ist ein Zuwachs um 1,5 Prozent.
Indes sind in Deutschland die aufgegriffenen Fälschungen um 11,9 Prozent und in
Österreich sogar um 19,1 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden 9.892
Euro-Blüten hierzulande beschlagnahmt.
"Wir wissen, dass zirka 70 Prozent der
Euro-Blüten aus dem Großraum Neapel stammen, der Rest kommt vor allem aus Ost-
und Südosteuropa", heißt es von Behörden. Das heißt: Die italienische Mafia-Organisation Camorra
hat das Falschgeld-Geschäft fest im Griff. Mit einem Anteil von 64,4 Prozent
führen gefälschte 50-Euro-Scheine das Ranking an, gefolgt von 20-Euro-Scheinen
mit 20,3 Prozent.
"Im Rhythmus von zehn bis zwölf Jahren werden
neue Serien ausgegeben, weil sich in einem solchen Zeitraum technisch sehr viel
ändert", sagt Hammerschmidt. "Es gibt mittlerweile tolle Kopierer,
mit denen man Fälschungen herstellen kann." Um den Fälschern einen Schritt
voraus zu sein, werden regelmäßig neue Serien mit neuen Sicherheitsmerkmalen
produziert. Vor allem beim "Banknoten-Papier" beißen sich auch
gewiefte Fälscher die Zähne aus. Die Banknoten bestehen aus Baumwolle.
Agrigento – Carabinieri, Polizei und Justiz gelang es
nach mehrjährigen Ermittlungen, einen harten Schlag gegen die sizilianische
Cosa Nostra auszuführen. Dabei wurde die gesamte kriminelle Organisation der
„Bergprovinz“ von Agrigento zerschlagen und zwischen Capi, einfachen Mafiosi
und Mafiaunterstützern insgesamt 56 Personen verhaftet.
Den Verhafteten werden unter anderem Erpressung,
Wahlbetrug, Drogenhandel und Erschleichung von öffentlichen Aufträgen zur Last
gelegt. Besonders der Versuch der Cosa Nostra Geld von Gesellschaften, welche
Flüchtlings- und Asylzentren betreiben, zu erpressen, hinterließ bei den
Ermittlern tiefen Eindruck. Die Mafia wollte nicht nur einen Gutteil der
Gewinne einstreichen, sondern auch von jedem einzelnen aufgenommenen Flüchtling
ein „Kopfgeld“ kassieren.
Der dickste Fisch, der bei der von 400 Ordnungskräften
durchgeführten, „Gebirge“ genannten Polizeiaktion den Ermittlern ins Netz ging,
war Francesco Fragapane. Der 37-Jährige galt innerhalb der Cosa Nostra als
„Aufsteiger“ und junger Boss einer „neuen Mafia“, die auf die alten Familien
aus Palermo herabblickte. Nur die berühmten Corleonesi wurden von ihnen als
gleichrangig angesehen. Im Hinterland von Agrigento schuf sich Fragapane ein
„eigenes Reich“, in dem auf vielfache Art und Weise Geld in die Kassen der Cosa
Nostra floss.
Dank des Einsatzes der Carabinieri, bei dem auch ein
Bürgermeister, dem Verstrickungen mit der Mafia nachgesagt werden, verhaftet
wurde, konnte dieses auf Schutzgelderpressung, Drogenhandel und Erschleichung
öffentlicher Aufträge gebaute Geschäftsmodell der „ehrenwerten Gesellschaft“
zerschlagen werden. Der Oberstaatsanwalt von Palermo, Francesco Lo Voi,
kritisierte aber einmal mehr, dass die Erpressungsopfer – es soll sich um
insgesamt 20 Unternehmen handeln – die Täter nicht angezeigt hatten.
Auf der anderen Seite zeigte sich Lo Voi erfreut. „Es
blieb beim Versuch, neue Flüchtlingszentren zu errichten. Das Interesse einiger
Teile von Cosa Nostra, in einer Sparte Fuß zu fassen, wo zur Errichtung neuer Flüchtlingszentren
viele öffentliche Gelder fließen, ist sehr groß und gegenwärtig“, so der
Oberstaatsanwalt von Palermo.
Abgehörte Telefongespräche bestätigten den Verdacht.
Im Jahr 2014 versuchte Calogerino Giambrone, Boss der Mafiafamilie von Cammarata,
vom gemeinnützigen Verein Omnia Academy von Favara, welches ein Zentrum
betrieb, das 15 minderjährige Flüchtlinge beherbergte, Schutzgeld einzutreiben.
Außerdem verlangte der Capo damals, dass der Verein der Tochter des
Bürgermeisters von Cammarata, Vito Mangiapane, der mit der lokalen Mafiafamilie
enge Kontakte pflegte, einen Arbeitsplatz verschaffe. Beides misslang, was beim
Boss großen Zorn auslöste.
Ein anderer Erpressungsversuch richtete sich gegen die
Genossenschaft San Francesco von Agrigento. Die Einrichtung soll aufgrund der
guten Verbindungen der Mafia die behördlichen Genehmigungen der Gemeinde
erhalten haben und direkt auf dieser Basis geschaffen worden sein. Cosa Nostra
wollte in diesem Fall die Hälfte der Arbeitsplätze und 40 Prozent der Einnahmen
erhalten sowie für jeden aufgenommenen Flüchtling einen Anteil kassieren.
Allerdings schlug auch dieser Versuch, die Hände ins „Flüchtlingsgeschäft“ zu
bekommen, fehl.
Den „Kollegen“ von der kalabresischen ’Ndrangheta, zu
der die Mafia von Agrigento und Umgebung enge Kontakte unterhielt, war es
hingegen sehr wohl gelungen, in das Geschäft mit den Flüchtlingen einzusteigen.
Der Schlag gegen die Mafia war hart. Die Verhaftungen
zeigten aber auch, dass Cosa Nostra in Sizilien auch nach dem Tod ihres Capo
dei Capi, Salvatore „Totò“ Riina, immer noch sehr aktiv ist, und in allen
Geschäftsfeldern, wo Geld zu verdienen ist, ihre Hände mit im Spiel haben will.
Siziliens Weg ist noch weit.
Die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt prüft die
Auslieferung der in Nordhessen festgenommenen Mafia-Mitglieder. Die Männer
sollen unter anderem in Frankfurt und Wiesbaden ihr Unwesen getrieben haben.
Nach den Festnahmen von fünf mutmaßlichen Mitgliedern
der kalabrischen `Ndrangheta in Nordhessen prüft die Generalstaatsanwaltschaft
in Frankfurt deren Auslieferung. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, ein
entsprechendes Ersuchen der italienischen Ermittlungsbehörden liege vor. Wann
die Männer nach Italien gebracht würden, sei unklar.
Wie berichtet, wird den Männern vorgeworfen, zum
sogenannten Farao-Clan der ’Ndrangheta zu gehören und sich an kriminellen
Machenschaften beteiligt zu haben. Die Taten sollen unter anderem in Frankfurt
und Wiesbaden verübt worden sein.
Nach Erkenntnissen der italienischen Behörden liefen
die Erpressungen immer nach demselben Schema ab: Gastronomen wurden Wein oder
andere Produkte geliefert, anschließend wurden sie unter massiven Drohungen
gezwungen, diese zu verkaufen.
In einer Großaktion sind 169 Mitglieder
der 'Ndrangheta und mit ihnen verstrickte Geschäftsleute und Lokalpolitiker
festgenommen worden. Es ist der schwerste Schlag seit langem gegen die
kalabrischen Clans, deren Tentakel bis nach Deutschland reichen.
In
der Nacht auf Dienstag haben Spezialeinheiten der Carabinieri bei einem Großeinsatz
gegen einen einflussreichen 'Ndrangheta-Clan in verschiedenen Regionen Italiens
und auch in Deutschland 169 Personen verhaftet. In den letzten Jahren sind den
Sicherheitskräften immer wieder Schläge gegen die kalabresische Mafia gelungen,
doch diese Operation übertrifft alle bisherigen bei weitem. Die Untersuchung
gegen den Clan der Farao-Marincola aus Cirò Marina hatte Jahre gedauert. Der
zuständige Staatsanwalt, Nicola Gratteri, sprach am Dienstag von der größten
Operation gegen die 'Ndrangheta der letzten 23 Jahre.
Den Bürgermeister gekauft
Unter den Verhafteten befinden sich neben einflussreichen
Clan-Mitgliedern und deren Handlangern auch zahlreiche Unternehmer und rund ein
Dutzend Lokalpolitiker, die mit der organisierten Kriminalität unter einer
Decke gesteckt haben sollen. Auch der Bürgermeister von Cirò Marina wurde
verhaftet, der dank seinen engen Beziehungen zur Mafia im letzten Jahr auch zum
Präsidenten der Provinz gewählt worden war. Im Gegenzug für die Unterstützung
der Mafia bei den Wahlen vergaben der Bürgermeister und andere involvierte
Entscheidungsträger kommunale Aufträge an die Mafia und drückten bei deren
illegalen Aktivitäten beide Augen zu.
Deutschlands
Regierung beteuert, dass sie die Gefahr der Mafia sehr ernst nehme. Dennoch hat
sich die Zahl der Clanmitglieder im Land in den vergangenen zehn Jahren mehr
als vervierfacht.
Die Razzia gegen Mitglieder der 'Ndrangheta hat
auch die deutsche Öffentlichkeit daran erinnert, dass die italienische Mafia
kein fernes, südeuropäisches Problem ist. Ihre Clans haben in der Bundesrepublik
schon in den siebziger Jahren Wurzeln geschlagen. Zum einen ist das Land ein
riesiger Absatzmarkt, etwa für Drogen. Zum anderen lässt sich hier das Geld aus
der Heimat waschen, durch Immobiliengeschäfte, im Handel oder in der
Gastronomie. Deutsche lieben Pasta und Pizza.
Das Fanal von Duisburg
Der erste und bis jetzt einzige Kriminalfall, bei dem die Mafia
auf deutschem Boden für alle sichtbar in Erscheinung trat, ereignete sich vor
zehneinhalb Jahren vor der italienischen Pizzeria «Da Bruno» in Duisburg. In
den frühen Morgenstunden des 15. August 2007 erschossen mehrere Täter den
Wirt, seinen Lehrling und vier weitere gebürtige Kalabresen. Die Runde hatte
zuvor in einem Hinterzimmer des Lokals ein Aufnahmeritual der 'Ndrangheta
durchgeführt, der mächtigsten und finanziell potentesten Mafiaorganisation
Europas.
Die Morde waren nicht
das Werk diskreter Auftragskiller, sondern eine öffentliche Hinrichtung. Mehr
als 50 Schüsse gaben die Täter auf ihre Opfer ab. Wie sich später
herausstellte, ging dem Ganzen eine jahrzehntelange Fehde zweier 'Ndrangheta-Clans
voraus. Erst im Jahr zuvor hatte die Gruppe, zu welcher der Wirt und seine
Runde gehörten, in Italien aus Versehen eine Cousine des Haupttäters
erschossen. Eigentlich hätte es deren Mann treffen sollen; nach den Regeln der
kalabrischen Mafia rührt man die Frauen der Clans nicht an.
Nichts ist der Santa Corona Unita heilig. Junge Mafiosi
ballern auf Dorfplätzen, am helllichten Tag und sogar in der Hochsaison mit
Kalaschnikows herum. Immer mehr Unschuldige fallen der Fehde zum Opfer.
Apulien hat zwei Gesichter. Da ist das Schöne: Das
Ferienparadies mit Stränden, türkisfarbenem Meer, Dolce Vita. Beliebt auch bei
Schweizer Touristen. Und da das Hässliche: Die Santa Corona Unita, die Mafia im
Absatz Italiens.
In Bitondo bei Bari (I) zeigt sich am Tag vor Silvester Apuliens
Fratze. Es ist 8.30 Uhr. Anna Rosa T. * (84) kommt von der Morgenmesse. Es
fehlen nur noch 50 Schritte zur Wohnung, wo ihre blinde Schwester wartet.
Schüsse zerreißen die Stille in der Altstadtgasse.
«Nonnina Anna Rosa» bricht zusammen. Kugeln treffen das Grosi in die rechte
Körperseite. Die 84-Jährige stirbt noch in der Ambulanz auf dem Weg ins Spital.
Die Rentnerin habe offenbar als Schutzschild für Giuseppe C.* (20) gedient,
schreibt die italienische Nachrichtenagentur ANSA.
Grosi als lebendiges Schutzschild missbraucht
Denn das eigentliche Ziel der Killer ist an diesem Morgen
der Mafioso des Cipriano-Clans. Der vorbestrafte Drogendealer wird ebenfalls
beim Schusswechsel schwer verwundet und ins Poliklinikum nach Bari gebracht. Die Schießerei in der, vom Touristenführer bezeichneten
Stadt der Oliven geht weiter. Die Vendetta folgt nur 20 Minuten nach dem Mord.
Ein Haustor wird mit Maschinengewehrsalven durchsiebt, Rocky, der Schäferhund
des Paten Domenico C.* erschossen. 31 Patronenhülsen liegen auf dem Asphalt.
«Alle wissen, dass sich diese Verbrecher wegen Drogen
bekämpfen und niemand unternimmt etwas», klagt Vincenzo Calamita (53) im
Corriere della Sera. Der Landwirt und Neffe von Anna Rosa T. warnt: «Aus dem
Haus zu gehen ist gefährlich. Alle im Ort sind Zielscheibe.»
Massaker mitten in der touristischen Hochsaison
Bereits im August, mitten in der touristischen Hochsaison,
schockt ein Massaker bei Foggia. Vier Menschen wurden am helllichten Tage mit
Kalaschnikows niedergestreckt. Neben einem Mafia-Boss und seinem Fahrer trifft
es auch zwei unschuldige Bauern. ANSA berichtet von einer amerikanischen
Touristin, die Zeugin des Mordes wurde. Die neue Fehde zwischen den apulischen
Clans kostete im vergangenen Jahr 18 Menschen das Leben. Seit den 80er Jahren
starben 250 Menschen im Mafia-Krieg der Santa Corona Unita.
Jahrelang war es still um die Santa Corona Unita. Die
Medien fokussierten sich auf die kalabrischer `Ndrangheta und die sizilianische
Cosa Nostra. Der Tourismus boomte. Apulien galt als sicher. «In aller Stille
konnten sich diese Clans ausbreiten», erklärt Staatsanwalt Giuseppe
Volpe TPI News. Die Jungen übernahmen das Regiment.
Früher arbeitete die Mafia im Verborgenen
Neue Fehden haben aber vor zwei Jahren in der Provinz von
Bari einen Mafia-Krieg entflammt. An der Front stehen drei Familien: Der Clan
des Gargano, Badeparadies an der Adria, ist spezialisiert auf Waffen- und
Drogenhandel sowie Schutzgelderpressung. Der Clan von Cerignola raubt und
überfällt Geldtransporter. Die dritte Familie wütet als Stadt-Mafia von Foggia.
Zutiefst besorgt zeigt sich Giuseppe Nobiletti in einem
Interview mit La Repubblica. «Der Tourismus ist unser Reichtum», sagt der
Bürgermeister von Vieste im Gargano, «früher arbeitete die Mafia im
Verborgenen, jetzt tötet sie jeden und hat keine Angst vor nichts.