Mittwoch, 14. März 2018

Mafiosi aus dem Umfeld des Paten Matteo Denaro verhaftet


Italienische Ermittler haben zwölf Verdächtige aus dem Umfeld des seit einem Vierteljahrhundert flüchtigen Mafia-Paten Matteo Messina Denaro verhaftet. Sie stehen im Verdacht, den mutmaßlichen Chef der sizilianischen Cosa Nostra finanziell unterstützt zu haben, erklärte die Polizei am Dienstag. Demnach stammten die Verhafteten aus Mafia-Familien der beiden im Westen der Insel gelegenen Orte Vita und Salemi.

Matteo Denaro

Am Dienstag wurde der Unternehmer Vito Nicastri in Sizilien verhaftet. Er steht im Verdacht, Messina Denaro zur Flucht verholfen und ihn finanziell unterstützt zu haben. Insgesamt wurden zwölf Personen in Haft genommen. 

Matteo Messina Denaro altert nicht. Seine Haare sind noch genauso voll wie vor 20 Jahren, das Gesicht zeichnet keine Falte mehr, die Brille trug er schon immer. Matteo Messina Denaro, 55 sieht im kollektiven Gedächtnis Italiens noch genauso aus wie irgendwann Anfang der 90er. Aus dieser Zeit stammen die letzten Fotos, die ihn zeigen. Seitdem nichts mehr. Kein Bild, kein Wort, keine Spur. 1993 tauchte Denaro unter. Und er tauchte nie wieder auf.

Messina Denaro trägt viele Namen. Einige nennen ihn "Rolex", weil er neben schönen Frauen und schnellen Autos auch teure Uhren liebt. Andere nennen ihn "Diabolik", von "diavolo", Teufel, als Hommage an seine blutige Geschichte. Denaro, der Killer, der Drahtzieher, der angeblich ganz große Boss der sizilianischen Mafia "Cosa Nostra". "Mit meinen Opfern", soll Denaro einmal geprahlt haben, "lässt sich ein Friedhof füllen." Seinen ersten Mord soll er im zarten Alter von 18 Jahren begangen haben, mittlerweile werden ihm über 50 angelastet. Deshalb trägt Denaro noch einen weiteren Namen: "capo dei capi", Boss der Bosse.

Aktuell gilt Matteo Messina Denaro als einer der meistgesuchten Schwerverbrecher der Welt, extrem gefährlich. Wie "Il Corriere della Sera" berichtet, gab der italienische Staat bisher Abermillionen Euro aus, um Denaro zu finden und dingfest zu machen. Rund 200 Beamte von Polizei und Carabinieri arbeiten an dem Fall, die Ermittlungen werden von der Staatsanwaltschaft von Palermo und Caltanissetta geleitet. Die Ermittler sind abgeschirmt, Informationsaustausch findet nur auf höchster Ebene statt, zu groß ist die Angst, ein Maulwurf könnte sich einnisten und die Ermittlungen zunichte zu machen.


PhantomSecure verhökert abhörsichere Smartphones an Mafia


Weil seine Firma neben Regierungsstellen und Behörden auch Bosse der Mafia und von Drogenkartellen mit abhörsicheren Smartphones ausgestattet haben soll, wurde der Chef von Phantom Secure jetzt in den USA verhaftet.


Der Markt für speziell gegen Spionage abgesicherte Smartphones ist äußerst überschaubar und ein guter Leumund bei Regierungen und öffentlichen Einrichtungen ein fast ebenso wichtiger Erfolgsfaktor wie das entsprechende technische Knowhow. Umso erstaunlicher scheint deshalb die Nachricht, dass nun ausgerechnet der Gründer und Chef des angesehenen Anbieters Phantom Secure, Vincent Ramos, von der US-Bundespolizei FBI verhaftet wurde.

Laut Berichten amerikanischer Medien ist er auf der Suche nach neuen zahlungskräftigen Kunden offenbar den finanziellen Verlockungen der Unterwelt erlegen und hat seine Geräte auch zu Tausenden bewusst an diverse kriminelle Organisationen von Rockergruppen über Mafiaclans bis hin zu Drogenkartellen verkauft. Das FBI wirft Ramos deshalb unter anderem Beihilfe zum Drogenhandel vor.

Phantom Secure ist nicht der erste Anbieter solcher Hochsicherheits-Mobiltelefone, der in den Verdacht geraten ist, auch kriminelle Organisationen zu beliefern. In Europa wurden etwa in den letzten zwei Jahren die Büros der beiden niederländischen Anbieter Ennetcom und PGP Sure wegen entsprechender Vorwürfe durchsucht und dabei auch mehrere Mitarbeiter verhaftet.

Mittwoch, 7. März 2018

Ehrenwerter Mafioso in Erfurt verklagt TV-Sender


Von Journalisten und Polizeibehörden wurde im Rahmen der Fernsehsendung „Mafiosi unter uns“ ein Erfurter Gastronom enttarnt. Die Sendung wurde im November 2015 im MDR ausgestrahlt und auch auf YouTube angeschaut werden. Nun ja, es ist kein Geheimnis, dass im Ristorante Roma häufiger Gäste verkehren, die aus Kalabrien kommend, endlich einmal in Erfurt gut essen gehen wollen.



In einem Fernsehbeitrag des MDR wird der Italiener der Mafia-Mitgliedschaft verdächtigt. Bei der Polizei übrigens auch. Wer Besitzer und Lokal kennt, kann ihn im Beitrag identifizieren. Für diese Bloßstellung forderte der Restaurant-Betreiber eine Geldentschädigung wegen Verletzung seines Persönlichkeitsrechts. Bislang erfolglos. Im Fokus des Berichts stand die ’Ndrangheta, die ihren Ursprung in Kalabrien hat und seit Mitte der 1990er Jahre als mächtigste Mafia-Organisation Europas gilt. Wichtigste Einnahmequellen sind der Drogenhandel und die illegale Müllentsorgung.

Deutschland wird vor allem dazu genutzt, die Millionen von Einnahmen sauber zu waschen, bevorzugt über hochpreisige italienische Restaurants. Nach den Ermittlungen von Polizeibehörden und Journalisten spielt die Stadt Erfurt eine maßgebliche Rolle in den Geldwäsche-Aktivitäten der ’Ndrangheta. Alle Wetter. So neu ist das auch wieder nicht, zumindest nicht für die Sondereinheit der Antimafiasektion der Carabinieri in Italien.


 Im TV-Beitrag berichteten die Journalisten anonymisiert über einen bestimmten Gastronomen, der Mitglied der Mafia sein soll. Das Bildmaterial lässt relativ einfach Rückschlüsse auf das Restaurant und seinen Besitzer zu, wenn man sich in Erfurt auskennt oder für die Sache interessiert. Diese Publizität passte dem enttarnten Gaststätten-Inhaber überhaupt nicht. Er sah sich durch die MDR-Sendung verunglimpft und in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt. Das Dumme an der Geschichte: Die Richter wiesen die Klage des Gastronomen zurück. Mein Rat? Einige Journalisten sollten öfter einmal hinter sich schauen, wenn sie essen gehen.

Samstag, 3. März 2018

Mafia-Boss in Saarbrücken festgenommen

Er war der Vizechef der süditalienischen Mafia. Jetzt wurde er in Deutschland festgenommen. Spezialeinheiten der Polizei und verdeckt arbeitende Carabinieri überwältigten den Mann in der Saarbrücker Innenstadt.




Ein international gesuchter Mafia-Boss ist am Freitagnachmittag in der Innenstadt von Saarbrücken festgenommen worden. Wie das Landespolizeipräsidium mitteilte, wurde der 31-jährige mutmaßliche Vizechef eines süditalienischen N'drangheta-Clans von Spezialeinheiten der Polizei in der Nähe der Fußgängerzone im Zentrum der saarländischen Landeshauptstadt überwältigt. Er sollte demnach noch am Abend einem Haftrichter vorgeführt werden, der dann auch über seine Auslieferung an Italien entscheide.

Der Mafia-Boss wurde demnach seit 2013 mit einem von den italienischen Behörden ausgestellten europäischen Haftbefehl gesucht. Ihm werde Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Erpressung und Rauschgiftkriminalität vorgeworfen. Bei seiner Festnahme gegen 15 Uhr sei er in Begleitung einer 31-jährigen Frau gewesen. Bei dem Einsatz arbeiteten Beamte der Polizeien des Saarlandes sowie von Rheinland-Pfalz und Carabinieri aus Catania zusammen.

Freitag, 2. März 2018

Die ’Ndrangheta mitten im slowakischen Politik-Filz


Die «italienische Spur» im Mordfall Kuciak weist auf heikle Kontakte zwischen Politik und organisiertem Verbrechen. Zu klären bleibt, wie stark die ’Ndrangheta die Slowakei bereits unterwandert hat.



Ins Zwielicht geraten waren Troskova und Jasan wegen ihrer Verbindungen zu Antonino Vadala. Er solleinem der einflussreichsten Clans der Ndrangheta angehören. Dieser soll laut der italienischen Polizei für mindestens 25 Morde verantwortlich sein und einen Teil des Kokainhandels kontrollieren. Der Italiener floh 2003 vor einem Gerichtsverfahren in die Slowakei; er hatte einem Auftragsmörder Unterschlupf gewährt. Mit viel Geld ausgestattet, kaufte Vadala im ostslowakischen Bezirk Trebisov Land und etablierte sich als Unternehmer im Immobilien- und Energiegeschäft. Obwohl er bisher nicht der Geldwäsche überführt wurde, passt die Übersiedelung in die Strategie der ’Ndrangheta, ihr Geld im Ausland zu waschen.

Politisch relevant ist die Geschichte deshalb, weil Vadala nicht nur Wahlwerbung für die Regierungspartei Smer machte, sondern auch mit Troskova und Jasan Firmen besaß. Damit hätten zwei Personen mit Mafiakontakten regelmäßig Zugang zu Ministerpräsident Fico gehabt, schreibt Kuciak. Über den Sicherheitsrat hatte Jasan zudem Kenntnis von Staatsgeheimnissen. Fico wählte ihn und Troskova persönlich für ihre Posten aus – wobei der Aufgabenbereich von Letzterer nie spezifiziert wurde. Die Kontakte der beiden werfen auch ein schiefes Licht auf Fico, auch wenn ihm selbst keine dubiosen Geschäftsbeziehungen vorgeworfen werden.

Offen bleibt, wie stark die italienische Mafia die Slowakei unterwandert hat. Auffällig ist die starke Stellung der ’Ndrangheta in der Landwirtschaft. Mafiosi kassieren dafür laut dem Nachrichtenportal Aktuality Subventionen in Millionenhöhe, auch von der EU. Die Kommission hat angekündigt, diese Zahlungen zu prüfen. Sie sind aber nur dann missbräuchlich, wenn die Landbesitzer die Größe ihrer bewirtschafteten Fläche übertreiben, um mehr Geld zu erhalten, wie dies teilweise geschah. Die Frage, ob Mafiagelder über Investitionen in slowakischen Grund und Boden gewaschen wurden, müssten die nationalen Behörden prüfen.



Donnerstag, 1. März 2018

Journalist Ján Kuciak von `Ndrangheta hingerichtet


Mitglieder des italienischen Mafiaclans ’Ndrangheta haben sich in der Slowakei ausgebreitet. Von den Mächtigen werden sie geschützt.


Ján Kuciak hat seine Recherchen nicht mehr zu Ende führen können. Am 25. Februar wurde der Reporter des slowakischen Nachrichtenportals aktuality.sk mit seiner Verlobten Martina Kusnirova in ihrem Haus im Dorf Velka Maca erschossen. Kuciaks letzte Recherche drehte sich um mögliche Verbindungen der kalabrischen Mafia ‘Ndrangheta bis in die höchsten Sphären der slowakischen Politik.

Kuciak hatte herausgefunden, dass eine enge Beraterin des slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, Maria Troskova, und der Chef des nationalen slowakischen Sicherheitsrates, Viliam Jasan, Verbindungen zu einem dubiosen kalabrischen Geschäftsmann namens Antonino Vadala unterhielten. Fico könnte diese Verbindung noch in erhebliche Bedrängnis bringen. Am Mittwoch trat der slowakische Kulturminister als Reaktion auf den Mord an dem Journalisten zurück.

Der Italiener Vadala lebt seit Jahren in der Slowakei und ist dort an einer Vielzahl von obskuren Unternehmungen involviert, von landwirtschaftlichen Betrieben bis zu Biogasanlagen. Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass Vadala in Verbindung mit der ‘Ndrangheta steht, immer wieder wurden in seine Unternehmen Gelder aus dunklen italienischen Quellen investiert.

Antonio Vadala - Mitglied der `Ndrangheta

In diversen Gerichtsverfahren musste sich Vadala in den vergangenen Jahren unter anderem wegen illegalen Waffenbesitzes oder des Verdachts auf betrügerische Spekulation und Mehrwertsteuerbetrug verantworten. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass seine Firmen an Agrar-Subventionsbetrug und Geldwäsche beteiligt waren. Den Beweis dafür konnte Ján Kuciak nicht mehr führen. Wir dokumentieren den Stand seiner Recherchen anhand seines letzten, unfertigen Textes, der sich auf seinem Computer befand.