Freitag, 19. Juli 2013

Zeuge in Mafia-Prozess tot aufgefunden

Im Prozess gegen den Bostoner Ex-Mafiaboss James Bulger, genannt "Whitey", ist ein Zeuge tot aufgefunden worden. Die Todesursache wird zur Zeit untersucht. Der 83-jährige Bulger war 2011 festgenommen worden, ihm werden unter anderem 19 Morde vorgeworfen.

James "Whitey" Bulger war viele Jahre der mächtigste Gangsterboss in Boston. 2011 wurde er festgenommen.

 
Boston - Noch einmal kehrte der Schrecken nach Boston zurück, den James Bulger, genannt "Whitey", und seine Bande dort in den siebziger und achtziger Jahren verbreiteten: Der frühere Inhaber eines Alkohol-Geschäfts, Stephen Rakes, wollte gegen den Ex-Mafiaboss aussagen - und wurde am Mittwoch tot aufgefunden.
Rakes stand auf der Zeugenliste, war jedoch bislang nicht im Prozess aufgetreten. Bulger soll ihn angeblich 1984 erpresst haben. Laut der Staatsanwaltschaft hat der frühere Mafiaboss den Ladeninhaber Rakes und seine damalige Frau mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen, ihm sein Geschäft zu verkaufen.

Mit diesen Bildern suchte das FBI nach James "Whitey" Bulger. Auf dem Höhepunkt seiner Macht kontrollierte er in den achtziger Jahren illegales Glücksspiel und Drogenhandel in Boston.

Rakes' Ex-Frau Julie Dammers Rakes sei über die Todesnachricht "überrascht und schockiert" gewesen, teilte einer ihrer Anwälte mit. Dieser zog jedoch auch in Zweifel, dass der Tod des 59-Jährigen irgendetwas mit dem Prozess gegen Bulger zu tun habe. Der Leichnam Rakes' wird zur Zeit von der Gerichtsmedizin untersucht. Es seien keine offensichtlichen Zeichen von Gewalteinwirkung erkennbar, teilte die lokale Bezirksstaatsanwaltschaft mit.

In diesem Haus in Santa Monica in Kalifornien fassten Polizisten schließlich Bulger und seine Geliebte. Sie ließen sich widerstandslos festnehmen.

Im Prozess gegen Bulger sagen eine Reihe von Erpressungsopfern aus, die jahrzehntelang unter der Gewaltherrschaft Bulgers und seiner "Winter Hill"-Gang litten. Allerdings setzt die Staatsanwaltschaft vor allem auf Bulgers frühere Komplizen wie den Auftragskiller Johnny Martorano oder Stephen Flemmi, angeblich lange Zeit die rechte Hand des Mafiabosses.

In Bulgers Wohnung in Santa Monica in Kalifornien fanden Ermittler Pistolen, ein Sturmgewehr, eine Shotgun - insgesamt sollen es etwa 30 Waffen gewesen sein.


Flemmi, genannt "Rifleman", erschien am Donnerstag erstmals vor Gericht. Er sitzt selbst seit 2004 in Haft und hat schon zehn Morde zugegeben. Ein Deal mit der Staatsanwaltschaft ersparte ihm die Todesstrafe - dafür soll er nun gegen seinen früheren Komplizen aussagen. Außerdem verspricht sich die Staatsanwaltschaft von seiner Aussage Informationen über die Verquickungen Bulgers mit dem FBI.

Die Behörde hatte bereits eingeräumt, dass Bulger zwischen 1975 und 1990 als Informant der Ermittlungsbehörden gearbeitet haben soll. Der frühere Agent John Connolly, der Bulger persönlich engagiert haben will, wurde 2002 und 2005 unter anderem wegen Mordes zu insgesamt 50 Jahren Haft verurteilt. Er hatte Bulger demnach bei vielen Taten geholfen und seine Flucht gedeckt. Bulger war 1995 untergetaucht und hatte bis 2011 unbehelligt als Pensionär in Südkalifornien gelebt.

In der Wand hatte Bulger zudem mehr als 800.000 Dollar versteckt.


Gegen die mangelnde Unterstützung durch die US-Behörden hatte sich auch der frühere Ladenbesitzer Rakes aufgelehnt. Er verklagte 2002 die amerikanische Regierung, sie habe ihn nicht ausreichend vor Bulgers Gang beschützt. Die Klage wurde damals von einem Bundesrichter abgewiesen. Den Prozess gegen Bulger hatte er laut dem Anwalt seiner Ex-Frau intensiv verfolgt - er wollte demnach unbedingt gegen den Mafiaboss aussagen. Das müssen nun andere für ihn tun.

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