Ein "empfindlicher Schlag" gegen die ‘Ndrangheta auch im Ruhrgebiet sei in aller Stille die Verhaftung von 29 Mafiosi in mehreren italienischen Städten gewesen, sagt Siegfried Lantermann, der Spezialist für Organisierte Kriminalität bei der Duisburger Polizei. Auch Italiener mit Wohnsitz in Duisburg, Oberhausen, Münster, Osnabrück und Düsseldorf waren unter den Festgenommenen. Doch die kalabrische Organisation sei "wie ein achtarmiger Kraken. Schlägt man einen Arm ab, wächst an anderer Stelle der nächste nach."




Die Mafiosi waren in den internationalen Kokainhandel verwickelt, die Drogen allerdings nicht für den deutschen Markt bestimmt, erklärt Colonello Claudio Petrozziello, Leiter der Finanzpolizei in der Provinz Reggio Calabria. Gewisse Mengen könnten aber dennoch im Lande geblieben sein: Die Kuriere würden üblicherweise ja nicht in Geld, sondern in Drogen bezahlt und könnten diese dann auf eigene Rechnung weiterverkaufen, so Petrozziello.

Der Chef des nun gesprengten Drogenkartells soll der lange gesuchte 53-jährige Bruno Pizzata gewesen sein, der in Oberhausen untergetaucht war. "König der Drogenkuriere" nennt ihn Lantermann, bereits im Februar 2011 wurde Pizzata mit zwei "Kollegen" verhaftet - in einer Oberhausener Pizzeria.

Der König der Drogenkuriere pendelte zwischen Oberhausen und Bogotá

Der Antimafia-Staatsanwalt Nicola Gratteri beschreibt nun, wie Pizzata sich bis zu seiner Festnahme "in aller Ruhe zwischen den beiden Seiten des Atlantiks hin- und her bewegte." In Kolumbiens Hauptstadt Bogotá liebte der Mafioso es demnach, im Diplomatenviertel zu wohnen und dort die örtlichen Kokainhändler zu treffen. Pizzata handelte, so Gratteri, ausschließlich mit hochreinem Kokain, das erst in Europa, in Mailand, mit anderen Substanzen gestreckt wurde, "was zu ungeheuren Gewinnen für das organisierte Verbrechen führte".


Bruno Pizzata

Von Oberhausen aus hielt Pizzata auch Kontakte zu anderen kalabrischen Landsleuten im Ruhrgebiet, die dorthin ausgewandert waren und - so die italienische Polizei - zum Schein "normalen wirtschaftlichen Aktivitäten" nachgingen, die den viel lukrativeren Handel mit Rauschgift decken sollten.

Petrozziello bezeichnet die Arbeit der deutschen Polizei als von "fundamentaler Bedeutung" für den Fahndungserfolg. Die deutschen Kollegen hätten unter anderem Telefonate der Verdächtigen überwacht.