Freitag, 20. Januar 2017

"El Chapo" Guzmán - An die USA ausgeliefert

"El Chapo" Guzmán war einst der mächtigste Drogenboss der Welt. Ausgerechnet am Tag von Donald Trumps Amtsantritt hat ihn Mexiko nun an die USA ausgeliefert. Zufall?



Als Joaquín "Chapo" Guzmán in Handschellen in ein Flugzeug der mexikanischen Luftwaffe verfrachtet wurde, waren es noch genau zwölf Stunden bis zur Amtseinführung Donald Trumps als neuer Präsident der USA.

Mexikos Justiz überstellte den einstmals mächtigsten Drogenboss der Welt am Donnerstag überraschend von Ciudad Juárez nach New York, wo ihm wegen Mordes, Drogenhandel, organisierter Kriminalität und Geldwäsche der Prozess gemacht werden soll.



Seine Auslieferung just an diesem Tag, mehr als ein Jahr nach seiner jüngsten Festnahme im Januar 2016, kann man nur als Einstandsgeschenk für den neuen US-Präsidenten werten. Eine Geste des guten Willens. Aber weder ein Justizsprecher, noch der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto äußerten sich zu dem Zeitpunkt der Auslieferung.

Für Mexiko und den Kampf des Landes gegen das organisierte Verbrechen bedeutet die Abschiebung eine Zäsur: Sie wird zu einer definitiven Neuordnung der Kartell-Landschaft führen.

"Es wäre zu viel des Zufalls, um nicht an eine politische Geste zu denken", sagt Jorge Chabat, Politologe am Forschungsinstitut CIDE in Mexiko-Stadt. "Die Regierung will an die neuen Machthaber in Washington das Signal senden, dass man mit Mexiko verhandeln, dass es zumindest beim Thema Sicherheit eine fruchtbare Zusammenarbeit geben kann." Der südliche Nachbar könne ein guter Verbündeter sein, das sei nun die Botschaft.

Mexiko ist tatsächlich sehr daran gelegen, Trump gnädig zu stimmen. Der künftige US-Staatschef hat sich das südliche Nachbarland als eine Art Lieblingsfeind auserkoren, macht es für viele Missstände in den USA wie Arbeitslosigkeit und Drogenkriminalität verantwortlich und droht mit allerlei Sanktionen - von Strafzöllen bis Mauerbau. Die Auslieferung Guzmáns ist der Versuch, aus der Rolle des Prügelknaben herauszukommen.

Eine etwas andere Meinung vertritt der Sicherheitsexperte Alejandro Hope. "Peña Nieto gönnt Trump nicht den Triumph der Auslieferung von Guzmán". Der Drogenboss habe sich mit allen legalen Mitteln gegen die Überstellung an die USA gewehrt, aber der Rechtsweg wäre ohnehin in kurzer Zeit erschöpft und die Auslieferung unvermeidlich gewesen. "Da wollte man Guzmán doch lieber noch zu Obama schicken", so Hope.

Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Mexiko bestritt, dass die Auslieferung im Zusammenhang mit der Trump-Amtseinsetzung stehe. "Das hat nichts miteinander zu tun", sagte Alberto Elías Beltrán. Am Donnerstag sei das letzte Rechtsmittel Guzmáns abgewiesen worden und laut den internationalen Verträgen hätte der Drogenboss unverzüglich überstellt werden müssen, so Beltrán.


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