Donnerstag, 30. April 2015

Chef der berüchtigten Gambino-Familie an Italien ausgeliefert

Internationale Mafia-Verwicklung: Die USA haben den Boss Francesco Palmieri an Italien ausgeliefert. 2013 war er aus den USA gereist, um einen italienischen Unternehmer zu erpressen.

Die USA haben heute früh Francesco Palmieri, genannt “Ciccio l’americano” (“Ciccio der Amerikaner”), an Italien ausgeliefert. Er wurde heute am Flughafen von der Polizei im Empfang genommen und ins Gefängnis von Rebibbia (Rom) gebracht.
Palmieri, 62, war “Underboss” (auf Deutsch: Unterboss) der New Yorker Cosa-Nostra-Familie Gambino. Er wurde in Dezember 2014 festgenommen.





Ein Jahr davor war Palmieri nach Matera (Italien) gereist und hatte den Unternehmer Lorenzo Marsilio aufgefordert, ihm eine Million Euro zu zahlen – eine Geschichte, die ihre Anfänge in den Achtzigerjahren hat.

Marislio, Chef der multinationalen Firma Sudelettra, hatte damals seinen alten Freund Giovanni Grillo aka Johnny um einen Kredit gebeten. Der Unternehmer wollte mehr als eine Millionen Euro bekommen. Grillo, Mitglied des Gambino-Clans, hatte ihn an den Koks-König Roberto Pannunzi verwiesen.



Pannuzzi gehört auch zur Gambino-Familie. Er war ein führender Broker im internationalen Drogenhandel: Ihm wurde nachgesagt, er sei der italienische Pablo Escobar, weil niemand größere Mengen Koks von Südamerika an den kalabrischen Containerhafen Gioia Tauro geschmuggelt habe. Er lieh Marsilio das Geld aus. Diese habe er, nach eigenen Aussagen, innerhalb von 18 Monaten zurückgezahlt.

2013 bekam Marsilio unerwarteten Besuch aus Amerika: Francesco Palmeri forderte eine weitere Million. Weil Marsilio sich weigerte zu bezahlen, reiste Palmeri ein zweites Mal nach Italien. Auch Marsilios ehemaliger Freund Grillo und dessen rechte Hand Salvatore Farina bedrohten Marsilio.

Palmeri, Grillo und  Farina waren in Dezember von der New Yorker Polizei wegen Erpressung festgenommen worden.


Dienstag, 28. April 2015

Justiz beschlagnahmt Mafia-Luxusvilla

 Mord, Erpressung, Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche- der kalabrische Familienclan Pesce'ndrina zählt zu den mächtigsten Mafia-Bündnissen Italiens. Ganz oben in der Hierarchie stand jahrelang Claudio Luca: Er führte für den Clan die Europa-Geschäfte. Und das vom niederösterreichischen Baden aus. Nach seiner Verhaftung in Spanien beschlagnahmte nun die Justiz seine ehemalige 500 Quadratmeter große Luxusvilla




Claudio L. galt als einer der Bosse in den Reihen der kalabrischen Pesce 'ndrina, die zum brutalen 'Ndrangheta-Netzwerk gehört - er leitete für den Familienclan aus Rosarno über Jahrzehnte die Finanz-und Drogengeschäfte im Norden Italiens sowie in Europa. Und das seit 2009 von Niederösterreich aus. Denn im Frühjahr hatte sich der Mafioso damals aus Angst vor der italienischen Justiz aus dem Staub gemacht und sich im Kurort Baden ein Luxusversteck um eine Million Euro gekauft.

Weitere 500.000 Euro steckte er in die Renovierung der Hauptvilla (300 Quadratmeter Wohnfläche) und des Nebengebäudes (200 Quadratmeter). Bezahlt hat Claudio Luca stets bar, mit Mafia-Geld. Um keine Spuren zu hinterlassen, trat seine rumänische Frau als Käuferin des Anwesens auf. Auf sie liefen sämtliche Kreditkarten wie auch der Porsche Cayenne in der Garage.


Mafia-Boss in Spanien gefasst

Luxus, den Claudio Luca aber nicht mehr genießen kann - er wurde wie Dutzende weitere seiner Mafioso-Brüder im Zuge eines Polizeischlags in Spanien gefasst und bereits zu 18 Jahren Haft verurteilt. Seine Villa in Baden gehört nun der Justiz - auf Rechtshilfeersuchen der italienischen Kollegen hat man im Zuge der Operation "Total reset" das Luxusdomizil beschlagnahmt.

Montag, 27. April 2015

Mafia-Villa in Österreich beschlagnahmt

Im Rahmen einer groß angelegten Razzia gegen die 'Ndrangheta, die Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, hat die italienische Polizei Immobilien, Grundstücke und Bankkonten mit Geld im Wert von 21 Millionen Euro beschlagnahmt. Konfisziert wurde auch eine Villa in Baden (NÖ). 




Wie die Polizei nun bekannt gab, handelt es sich um ein 300 Quadratmeter großes Anwesen mit einer Dependance und einem 700 Quadratmeter großen Garten. Die Villa steht im Besitz des 'Ndrangheta-Clans Pesce und soll aus den Erlösen illegaler Geschäfte finanziert worden sein. Der Clan habe ausgedehnte Interessen in Italien und im Ausland, berichteten die italienischen Justizbehörden. 



Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt bestätigte am Montag den Fall, der bereits Monate zurückliege. Es habe damals ein Rechtshilfeersuchen der italienischen Behörden gegeben, sagte Sprecher Erich Habitzl auf Anfrage. 

Die 'Ndrangheta gilt als die reichste Mafia-Organisation in Italien. Die Anti-Mafia-Behörde hatte kürzlich vor dem immer tieferen Eindringen der 'Ndrangheta in das Wirtschaftssystem des Landes gewarnt.
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Montag, 20. April 2015

Die Mafia bedroht Deutschland FILM-REPORTAGE


Chef des Drogen-Kartells Juarez gefasst

Schwerer Schlag gegen die mexikanische Drogen-Mafia! Drogenfahnder haben den Anführer des einst mächtigen Juárez-Kartells gefasst.




Wie die Nationale Sicherheitskommission (CNS) mitteilte, wurde Jesús Salas Aguayo (38) am Freitag auf seiner Ranch in der nördlichen Ortschaft Villa Ahumada festgenommen, etwa 120 Kilometer von der Grenzstadt Ciudad Juárez entfernt. Ein Bodyguard von Salas sei dabei getötet und ein weiterer festgenommen worden.CNS-Chef Monte Alejandro Rubido sagte, der Mann sei eines der „Top-Ziele” der Drogenfahndung gewesen.

Salas Aguayo war im Oktober zum Kopf des Kartells aufgestiegen, nachdem der Vorgänger, Vicente Carrillo Fuentes, gefasst worden war. Nach Angaben des CNS-Chefs wird gegen ihn unter anderem wegen Drogenhandels, Mordes, Entführung und Waffenhandels ermittelt. Auch die US-Drogenfahndung suchte Salas Aguayo, unter anderem im Zusammenhang mit einem Mordfall im texanischen El Paso.

Das Juárez-Kartell verlor in den vergangenen Jahren einen großen Teil seiner Einflussgebiete an das rivalisierende Sinaloa-Kartell. Die beiden Organisationen hatten sich in der Millionenstadt Ciudad Juárez einen blutigen Drogenkrieg geliefert, in dessen Verlauf mehrere tausend Menschen getötet wurden.

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Mittwoch, 15. April 2015

Einer der mächtigsten Drogenhändler in gefasst

Einer der weltweit größten Drogenschmuggler ist gefasst: Marco Torello Rollero kontrollierte den Drogenhandel auf der Route zwischen Südamerika und Italien. Sein Hauptauftraggeber war die ‘Ndrangheta, doch in der Vergangenheit hatte er auch für die Cosa Nostra gearbeitet. Er hatte gezeigt, dass mächtige Broker oft keinem Clan angehören, sondern freiberuflich arbeiten. 



Über sich sagte Marco Torello Rollero mit Stolz, er sei der Letzte seiner Art. Und, in der Tat, war er der letzte mächtige Drogenhändler auf freiem Fuß, der die Drogenroute zwischen Italien und Südamerika kontrollierte. Die italienische Finanzpolizei hatte bereits sowohl seine Geschäftspartner als auch seine Konkurrenten festgenommen. 2013 war beispielsweise Massimiliano Aversani, einer der weltweit größten Drogenschmuggler in Kolumbien festgenommen worden.

Marco Torello Rollero, 60, stand auf der Liste der hundert gefährlichsten Verbrecher. Er war 2010 untergetaucht und versteckte sich in Marokko. Aus dem nordafrikanischen Land schickte er, so die Einschätzungen der Ermittler, bis zu eine Tonne südamerikanischer Kokain und nordafrikanischen Haschisch wöchentlich nach Italien. Von dort gelangen dann die Drogen nach Europa.

Seine Mafia-Karriere begann vor über 35 Jahre. Sein Hauptauftraggeber war die ‘Ndrangheta, insbesondere die Clans aus San Luca, doch in der Vergangenheit hatte Torello Rollero auch für die Cosa Nostra gearbeitet.


Torello Rollero wurde am Montag in marokkanischem Rabat festgenommen.

Samstag, 11. April 2015

Ranghoher Mafioso in Spanien gefasst

Jahrelang war er auf der Flucht. Jetzt fasste die spanische Polizei einen als sehr gefährlich geltenden 55-jährigen Camorra-Mafioso in Marbella.




Die spanische Polizei hat im Luxusbadeort Marbella einen europaweit gesuchten italienischen Mafioso gefasst, der seit 2009 auf der Flucht war. Der als sehr gefährlich geltende 55-jährige Mann sei ein ranghohes Mitglied einer Gruppe des in Neapel und Umgebung aktiven Camorra-Clans, teilte die paramilitärische Guardia Civil (Zivilgarde) am Freitag mit.

Der Mafioso sei nach Hinweisen der italienischen Behörden in einem Pub in Marbella ausfindig gemacht worden. Um andere Gäste nicht zu gefährden, sei er aber erst nach Verlassen des Lokals verhaftet worden. Er habe keinen Widerstand geleistet, hieß es.

Den Erkenntnissen zufolge hatte der Mann sich seit mehreren Jahren an der Costa del Sol in der südspanischen Provinz Málaga aufgehalten. Dort habe er als Vermittler agiert zwischen in Spanien ansässigen Drogenhändlergruppen und Organisationen aus Neapel, die große Mengen Haschisch und Kokain gekauft hätten. In Italien sei er bereits 16 Mal unter anderem wegen Drogenhandels, Bildung krimineller Vereinigungen und Körperverletzung verurteilt worden.

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Freitag, 10. April 2015

Cosa Nostra-Boss Mazzei festgenommen / Mit Videoclip

Sebastiano Mazzei wurde heute in der Provinz Catania festgenommen. Er war vor einem Jahr untergetaucht. Ein Schlag für den mächtigen Clan der “Carcagnusi”.




Die Sondereinheit der Polizei von Catania hat heute die einjährige Flucht von Sebastiano Mazzei, Boss des Cosa-Nostra-Clans “Carcagnusu”, beendet. Die Beamten nahmen ihn am Vormittag in einer Villa in Ragalna (Provinz Catania) fest.

Mazzei, 43, ist Sohn des Bosses Santo Mazzei, besser bekannt als “u carcagnusu”. Santo Mazzei  sitzt seit 1992 unter 41bis,  die strenge Sicherheitsverwahrung für Mafia-Bosse, seine lebenslängliche Freiheitsstrafe ab. Er war zum Mafia-Mitglied in Anwesenheit von Leoluca Bagarella, Schwager vom Cosa-Nostra-Boss Totò Riina, geworden.




Seitdem Santo Mazzei in Haft sitzt, wird sein Sohn verdächtigt, das Vermögen des Vaters zu verwalten – ein Vermögen, das durch Erpressung und illegale Geschäfte zu Stande kam. Mazzei war vor einem Jahr untergetaucht, als die Guardia di Finanza (Finanzpolizei) ihm auf die Spur war.

Im Juli 2014 hatten das Kriminalamt zur Bekämpfung der Mafia und die Carabinieri von Randazzo (Provinz Catania) einen Drogenhandel zwischen Mazzei und die ‘Ndranghta-Clans von Gioia Tauro (Kalabrien) enthüllt.

Mazzei kontrollierte den Viertel San Cristoforo in Catania.
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...es sind doch nur Mafiosi

Die „Sopranos“, „Der Pate“, „Scarface“ – man möchte meinen, die Mafia gäb's nur im Fernsehen. Oder wenn schon im echten Leben, dann zumindest nur in Italien, und auch dort nur in Süditalien. Weniger gern ziehen die Deutschen die Möglichkeit in Betracht, dass auch der nette Inhaber der Pizzeria gegenüber irgendwas mit Geldwäsche, Erpressung oder gar Mord zu tun haben könnte.

Von 'Ndrangheta oder Camorra fühlen sich die wenigsten Deutschen bedroht.
Alles so schön italienisch....


Tatsächlich liegen dem Bundeskriminalamt immerhin 550 Namen von mutmaßlichen Mafiosi vor, die in Deutschland leben. Und arbeiten?

Im Titelessay der taz.am Wochenende vom 11./12. April 2015 wirft die Mafia-Kennerin Petra Reski, die seit Jahren in Venedig lebt, den Deutschen ihre lässige Haltung gegenüber der organisierten Mafia-Kriminalität vor: „Ja, es mag sein, dass es hier so etwas wie Mafia gibt – die ist aber nicht aktiv, eher so auf Sommerfrische: Keep cool, it's only the mob. Godfathers on holiday. Don't worry.“

Reski hat auch eine Erklärung dafür, dass sich hierzulande auch die Verantwortlichen kaum um das Phänomen kümmern: „Deutschland ignoriert die Mafia bewusst, weil Deutschland von der Mafia profitiert.“ 

In den meisten Nachrichten zur Mafia in Deutschland findet sich der leicht verharmlosende Zusatz, die italienische Mafia nutze Deutschland nur als „Rückzugs- und Ruheraum“. Dem stehen einige beunruhigende Meldungen aus den vergangenen Jahren entgegen: Erst im Dezember gab es in Rheinhessen eine Schießerei in einer Pizzeria, die auf die Mafia zurückzuführen sein könnte. Im Februar 2014 hatten mehr als 400 Ermittlerinnen und Ermittler in 15 Städten Nordrhein-Westfalens Wohnungen und Geschäftsräume der Baubranche durchsucht. Den elf Festgenommenen wurde vorgeworfen, 24 Strohfirmen gegründet zu haben und durch Schwarzarbeit und Steuerstraftaten etwa 30 Millionen Euro Gesamtschaden hinterlassen zu haben.

Den Weg in die kollektive Erinnerung haben vor allem die Mafia-Morde in Duisburg geschafft. Das war 2007. Die Feindschaft zweier Familien der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta soll der Grund dafür gewesen sein, dass sechs Menschen vor einer Pizzeria erschossen wurden. Der Pizzeriabesitzer und sein Lehrling waren unter den Toten. Erst danach richtete das Bundeskriminalamt eine Sondereinheit zur Bekämpfung der Italienischen Organisierten Kriminalität ein.

Dennoch scheinen weiter viele dazu zu neigen, die Mafia-Geschichten als Einzelfälle abzutun. Selbst im Mafia-Blog des Recherchekollektivs Corretivo tauchen deutsche Fälle eher am Rande auf. Zuletzt etwa in Baden-Württemberg die Festnahme eines 25 Jahre alten Mafioso, dem Drogenhandel und Erpressung vorgeworfen werden – allerdings in Italien.


Mafiazugehörigkeit in Deutschland nicht strafbar

Kaum ein Deutscher fühlt sich bedroht, weil ja meistens nur Italienischstämmige darin verwickelt sind. Aber gehen nicht Geldwäsche, Erpressung von Unternehmen und öffentliche Schießereien auch den Rest der Bevölkerung etwas an?

Petra Reski geht davon aus, dass die Mafia eine extrem anpassungsfähige Organisation ist. Sie hat es also auch geschafft, sich an Deutschland anzupassen. Hier heißt die Devise mehr noch als anderswo: Bloß nicht auffallen. Die Gesetze erleichtern das sogar, argumentiert Reski. Es beginne damit, dass die Mafiazugehörigkeit hier nicht strafbar sei. Und da deswegen zunächst kein Strafbestand vorhanden sei, dürften beispielsweise auch keine Finanzermittlungen aufgenommen werden. Auch sei das Abhören praktisch unmöglich, womit eventuelle oder geplante Straftaten bewiesen werden könnten.

Seit Jahren versucht Reski, über die Aktivitäten der Mafia in Deutschland aufzuklären und das Bewusstsein der Deutschen zu schärfen. Immer wieder ist sie deswegen bedroht worden. Und als ihr Buch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ erschien, verklagten sie mehrere italienische Gastronome: „Wir wurden dazu verurteilt, Passagen des Buches zu schwärzen und Schmerzensgeld für das erlittene Unrecht zu zahlen.“ In ihrem Essay erzählt sie in der taz.am Wochenende von geheimen Treffen der Mafiabosse, von der Blindheit der Politik und dem ihrer Meinung nach zu engen Fokus auf islamistischen Terror.

Der größte Unterschied zu ihren italienischen Genossen sind die Methoden und ihre Präsenz in der Öffentlichkeit. Hier sind sie zwar noch nicht so mit Politik und Wirtschaft verbunden, wie sie es in Italien geschafft haben – das, argumentiert Reski, liege aber unter anderem daran, dass sie erst seit etwa 40 Jahren in der Bundesrepublik agierten, im Gegensatz zu 160 Jahren Erfahrung in ihrem Heimatland.


Mehr als nur Folklore
 
In Italien flog Ende 2014 auf, wie stark die Mafia die römische Regierung infiltriert hat. Der Spiegel betitelte den entsprechenden Text passend: „Die Mafia regiert mit“. 37 Politiker und Unternehmer wurden festgenommen, teilweise aus den höchsten Ebenen der römischen Kommunalverwaltung. Sie alle waren an mafiösen Geschäften beteiligt.

Morde prägen jeden Monat die italienische Mafia-Berichterstattung. Dass es in Deutschland noch nicht so weit gekommen ist, zeigt Reski zufolge nur eins: Mafiosi hierzulande wissen, dass die deutsche Öffentlichkeit dann erkennen würde, dass Mafiabosse und blutrünstige Auseinandersetzungen zwischen ihren Clans mehr als nur Folklore sind.

Nehmen wir Deutschen die Mafia nicht ernst genug? Bräuchten wir schärfere Gesetze gegen die organisierte Kriminalität? Oder würde das nur zu noch mehr Überwachung führen – und dafür zu wenig bringen?
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Donnerstag, 9. April 2015

Carabinieri enthüllen die Fehde zwischen Mafia-Clans

Die Carabinieri von Paternò haben 16 Mitglieder der zwei Cosa-Nostra-Clans Alleruzzo-Assinnata und Rapisarda-Morabito festgenommen. Seit 1980 waren sie Protagonisten einer Fehde. Ob diese nun ein Ende finden wird, bleibt allerdings offen.

Quando vuoi” (Deutsch:”Wann immer du willst”) – mit diesen zwei Wörtern verfasst der Boss Salvatore Rapisarda das Todesurteil gegenüber Antonio Giamblanco, Anhänger des befeindeten Clans Laenza. Es ist der 29. Juli 2014. Ein Tag später schießen zwei Killer auf das Auto Giamblancos, ohne ihn dabei zu töten.


Antonio Giamblanco

Was Rapisarda nicht weiß: Die Carabinieri haben das Gespräch mit seinem Sohn, das im Gefängnis stattgefunden hat, mitgehört und aufgenommen. Der Vorfall führt die Fahder zu den Hintergründen der Fehde, die in den Achtzigerjahren begonnen hatte.




Eine Fehde zwischen zwei Familien-Clans

Paternò ist eine Stadt am Südwesthang des Ätna, in der Provinz Catania. Seit 1980 spielt sich hier ein Krieg zwischen zwei Cosa-Nostra-Clans: Die Morabito-Rapisarda und die Alleruzzo-Assinnata. Salvatore Leanza, Anhänger der Alleruzzo-Assinnata, löst die Fehde aus, als er 1980 Alfio Rapisarda tötet. Der Mörder kommt bald ins Gefängnis.

Bis 2013 sitzt er seine Strafe ab. Nach der Haftentlassung kehrt er nach Paternò zurück. Für die Morabito-Rapisarda verkörpert Leanza eine Gefahr, die schnell beseitigt werden muss. Am 27. Juni 2014 wird er von mehreren Killern auf offener Straße exekutiert.


Die Spuren führen zu Salvatore Rapisarda

Die Ermittler konzentrieren sich auf Salvatore Rapisarda. Der Verdacht: Mit dem Tod Leanzas habe er den Mord an seinen Bruder Alfio rächen wollen. Wenige Wochen danach wird Rapisarda verhaftet und spricht im Gefängnis das Todesurteil gegenüber Giamblanco.


Salvatore Rapisarda

Drei Morde, eine Fehde


Die Morde an Rapisarda und Laenza und den Mordanschlag an Giamblanco. Die Carabinieri von Catania und Paternò stellen schnell eine Verbindung zwischen den drei Fällen her und enthüllen die Fehde, für die sie heute früh 16 Mitglieder der zwei Clans festgenommen haben. Der Verdacht: Mitwirkung in mafiöser Vereinigung, Mord und Mordanschlag. Unter den Festgenommenen: Der Sohn von Salvatore Rapisarda. In seinem Besitz wurde eine der Waffen gefunden, mit dem der Mordanschlag an Giamblanco verübt wurde.
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Samstag, 4. April 2015

Mafia-Boss Rancadore wird doch nicht ausgeliefert

Urteil wegen Mitgliedschaft in der Cosa Nostra verjährt: Der ehemalige Mafia-Boss Domenico Rancadore soll nun wohl doch nicht von Großbritannien nach Italien ausgeliefert werden.




Ein italienisches Gericht gab der Forderung seiner Anwälte statt, wonach das 1999 gegen ihn gefällte Urteil aus dem Jahr 1999 wegen Mitgliedschaft in der Cosa Nostra verjährt sei. Der heute 65-Jährige hatte damals eine siebenjährige Haftstrafe bekommen.

Seine Anwälte gehen davon aus, dass damit auch die Auslieferung vom Tisch ist. „Es freut mich sehr, dass Herr Rancadore nun in der Lage sein wird, mit seiner Familie in Frieden in England weiterzuleben“, sagte seine Anwältin Karen Todner am Mittwoch der BBC.

Rancadore war 1994 mit Frau und Kindern nach Großbritannien geflohen und hatte auf der Insel unter falschem Namen ein bürgerliches Leben begonnen.

Mitte des Jahres 2013 war er aufgeflogen und festgenommen worden. Seine Anwälte hatten sich lange erfolgreich gegen eine Auslieferung gewehrt, allerdings entschied ein britisches Gericht im Februar, er müsse seine Haft in Italien antreten. Italienische Haftstrafen verjähren dem Bericht zufolge jedoch, wenn das doppelte der verhängten Haftzeit überschritten ist.
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Mittwoch, 1. April 2015

Die Mafia schmuggelte auf der Costa Concordia Drogen

Die kriminelle Organisation N’dragheta benutzt offenbar Luxuskreuzer, um Drogen aus Süd- und Mittelamerika nach Italien zu schmuggeln. Selbst die verunglückte Costa Corcordia soll eine riesige Ladung Kokain transportiert haben, als sie am 13. Januar 2012 vor der toskanischen Küste kenterte. Man geht von 20 Tonnen reinem Kokain aus. Das geht jetzt aus abgehörten Telefongesprächen und abgefangenen Chat-Mitschriften zwischen zwei Mafia-Bossen hervor.



Hier stellt sich für mich die Frage: Wollte der Kapitän Francesco Schettino seinen Touristen das Küstenspektakel nur als Vorwand bieten, um dort unter dem harmlosen Denkmantel einer Touristenattraktion das Koks heimlich abladen zu lassen?


Mafioso kennt Code-Wort nicht

In einem der abgehörten Gespräche sprechen Rossi und Tiralongo über ein Schiff, das eine große Menge Kokain an Bord transportierte. Rossi benutzt das Code-Wort «Olivia», um das Schiff zu bezeichnen und «Prinzessin» für die Drogen. Er fragt «Erinnerst du dich, welche Marke die Prinzessin war?»

Tiralongo scheint nicht zu verstehen, was Rossi mit «Olivia» meint. Rossi erklärt es ihm: «Das Schiff, das uns so viel Freude bereitet hat und am Schluss ganz Italien lächerlich machte.» Die Drogenfahnder der Guardia di Finanza gehen davon aus, dass damit die Costa Concordia gemeint ist.

Die Ermittler vermuten, dass die illegale Ware im Laderaum der Fähre transportiert wurde — wahrscheinlich ohne Wissen der obersten Schiffsführer, aber mit der Komplizenschaft einiger Besatzungsmitglieder. Bei der Bergung der Costa Concordia sind allerdings keine Drogen an Bord gefunden wurden, sagen die Fahnder.

Hier stellt sich für mich eine weitere Frage: Hat man beim Heben des Schiffswracks das Koks in der allgemeinen Rettungshektik gleich mitentsorgt?


Mit ein bisschen Hilfe der Besatzung

Die N’dragheta hat laut «La Repubblica» eine Vorliebe für Schiffe der Unternehmen Costa Crociere, MSC Crociere oder der Norwegian Cruise Line, um ihre Drogen-Geschäfte zu erledigen. Die Drogen werden in Häfen in Peru, Santo Domingo, Panama und Florida auf die Luxuskreuzer geladen. Meistens kämen sie in großen Säcken zusammen mit den Lebensmitteln an Bord – auch da mit Hilfe der Crew. Oftmals aber reisten als Touristen getarnte kalabresische Mafiosi mit und brächten die Drogen in ihren Kabinen nach Europa.

Die Costa Concordia war im Januar vor drei Jahren mit 4229 Personen an Bord vor der Insel Giglio auf einen Fels aufgefahren. Beim Unglück starben 32 Menschen. Mitte Februar verurteilte ein italienisches Gericht den Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffs, Francesco Schettino, zu 16 Jahren Haft. Doch der ist spurlos verschwunden….

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