Urlaub im Landhaus eines Mafia-Bosses, Wein von den Hängen der Cosa Nostra, Olivenöl aus "Mafia-freier Erde": In Italien werden Güter der Mafia enteignet und mit Mitteln der Europäischen Union in Genossenschaften umgewandelt, darunter Ferienimmobilien, Weingüter oder Olivenölfabriken.
Restaurant von Terre di Corleone - einst Räumlichkeiten von Toto Riina |
Für Innenminister Roberto Maroni ist es eines der wirkungsvollsten Mittel im Kampf gegen das organisierte Verbrechen: In den vergangenen zwei Jahren wurden mehr als zehn Milliarden Euro sowie rund 15.000 Gebäude, Villen, Grundstücke und Fabriken beschlagnahmt. In den Mafia-Hochburgen gelingt vielerorts ein Neubeginn auf verbrannter Erde.
Der "Platz für die Opfer der Mafia": Das Gedenken an die blutige Vergangenheit ist hier allgegenwärtig |
Einst Stallungen von Totó Riina, heute ein Übernachtungsort für Besucher |
Änderungen in der Gesetzgebung
Möglich wurden die Umwandlungen durch Änderungen in der italienischen Gesetzgebung. Lange schon ist es der Polizei erlaubt, Vermögen von Mafia-Mitgliedern oder Geschäftsleuten mit Verbindungen zur organisierten Kriminalität auf Basis eines Verdachts zu konfiszieren. Doch seit 1996 können solche Besitztümer auch für soziale Zwecke genutzt werden. Die Regierung von Premier Silvio Berlusconi beschleunigte die Enteignungen. Es ist eine ihrer schärfsten Waffen im Kampf gegen die drei großen Mafia-Syndikate, die Cosa Nostra in Sizilien, die Camorra in der Gegend um Neapel und die "Ndrangheta in Kalabrien an der Südspitze Italiens.
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verhaftet; der Mann, der über 150 Millionen Dollar an Grundbesitz besaß
Eine der 1.700 konfiszierten Immobilien in Siziliens Hauptstadt Palermo beherbergt jetzt die regionale Anti-Mafia-Ermittlungseinheit (DIA). Der Zugriff auf Mafia-Besitz "ist eine komplizierte Sache, weil sie ihr Eigentum oft unter Strohmännern oder Pseudo-Firmen im Ausland registrieren", sagt der DIA-Leiter von Palermo, Elio Antinoro. Doch durch die Enteignungen können die Behörden das organisierte Verbrechen am wirkungsvollsten packen: "Sie beziehen ihre Macht daraus, dass sie Komplizen und Familien Gehälter zahlen, oder dass sie sich juristischen Beistand leisten können, wenn sie in Haft sind", sagt Rosolino Nasca von der örtlichen Anti-Mafia-Einheit.
Vielerorts gelingt so ein Neubeginn: Libera hat auf Ländereien, die einst Giovanni Brusca gehörten, eine Reitschule aufgebaut, die den Namen seines jungen Opfers Giuseppe di Matteo trägt. Die Organisation hat auch Geschäfte eröffnet, in denen Linsen, Tee oder Nudeln aus "Mafia-freiem Boden" verkauft werden. Beim Olivenöl haben die Kunden die Wahl: Eines stammt von enteigneten Bäumen der Mafia-Organisation Sacra Corona Unita, das andere von beschlagnahmten Ländereien der Cosa Nostra.
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