Samstag, 22. Juni 2013

Hat die Mafia den Gewerkschaftsboss zerhäckselt?

Amerikas berühmtester Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa ist seit 1975 spurlos verschwunden. Jetzt behauptet ein FBI-Ermittler, dass Hoffa von der Mafia in einer Häckselmaschine zerstückelt wurde.




Wo ist Jimmy Hoffa? Auch 38 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden von Amerikas berühmtesten Gewerkschaftsboss bleibt einer der größten Kriminalfälle des Landes weiterhin ungeklärt. Eine dreitägige Suche in dieser Woche nach den sterblichen Überresten von Hoffa auf einem Feld nahe Detroit im US-Bundesstaat Michigan blieb ohne Erfolg.
 
Der Mafia-Boss Anthony "Tony" Zerilli hatte gegenüber den Behörden behauptet, der mächtige und umstrittene Arbeitnehmervertreter, der auch enge Kontakte zum organisierten Verbrechen pflegte, sei 1975 ermordet und auf einen Gelände in Oakland Township verscharrt worden. Die Stelle liegt nur 32 Kilometer von dem Ort entfernt, wo Hoffa zuletzt gesehen wurde. Das FBI glaubte dem heute 85-jährigen Mafioso und begann daraufhin große Teile des Feldes umzugraben.
 
 
Mafiaboss Tony Zerilli
 
 
"Natürlich sind wir enttäuscht", sagte der Leiter der Suchaktion, Detroits FBI-Chef Robert Foley. Man sei sehr optimistisch gewesen, Spuren von Hoffa zu finden. "Nach drei Tagen muss ich jedoch eingestehen, dass wir leider keine Beweise entdeckt haben, die zur Aufklärung des Falles beitragen könnten", sagte Foley. Mehr als 40 FBI-Agenten, Gerichtsmediziner und andere Spezialisten, ausgerüstet mit Hacken und Schaufeln und unterstützt von einem Bagger, hatten sich an der Suchaktion beteiligt.
 
 
FBI-Chef Robert Foley

 

Die Suche nach der Leiche kostet Millionen


Es war nicht die erste heiße Spur, die die Behörden seit dem Verschwinden von Hoffa verfolgt hatte. Insgesamt 15 Orte, an denen die Leiche laut Zeugen angeblich entsorgt wurde, hatte das FBI in den vergangenen Jahren genauer untersucht. Selbst unter dem New Yorker Giants-Football Stadion wurde die Leiche vermutet. Doch Hoffas letzte Ruhestätte bleibt bis heute ein Mysterium. Der Nachrichtensender CNN schätzt die Kosten der Suche für den Steuerzahler mittlerweile auf mehr als drei Millionen Dollar.
 
Das Rätsel um das Verschwinden von James Riddle "Jimmy" Hoffa, Sohn eines Grubenarbeiters, der in den 50er-Jahren auch mit Hilfe der Mafia zum Chef der einflussreichen Lastwagenfahrer-Gewerkschaft "Teamster" aufgestiegen war, begann am 30. Juli 1975 auf einem Parkplatz in Bloomfield in Michigan.
 
Hoffa, damals 62 Jahre alt, hatte sich dort vor seinem Stammrestaurants "Machus Red Fox", 30 Autominuten nördlich von Detroit, mit zwei Männern verabredet: dem einflussreichen Gewerkschaftler und Mafioso Anthony "Tony Pro" Provenzano und dem Detroiter Boss der berüchtigten Genovese-Familie, Anthony Giacolone.
 
 
 
 
Die drei wollten darüber beraten wie Hoffa, der vier Jahre zuvor nach einer Verurteilung wegen Betruges und Bestechung und erst nach einem Gnadenerlass von US-Präsident Richard Nixon aus dem Gefängnis entlassen wurde, wieder zurück an die Teamster-Spitze aufrücken könnte.
 

War es ein Auftragskiller?


Was dann auf dem Parkplatz genau geschah, bleibt bis heute in vielen Punkten unklar. Das letzte Lebenszeichen von Hoffa, der 1992 in dem gleichnamigen Hollywood-Film mit Jack Nicholson in der Hauptrolle auch zu Kino-Weltruhm kam, gab es um 14.15 Uhr. Der Gewerkschafter telefonierte in einer öffentlichen Telefonzelle.
 
"Hoffa ist auf dem Parkplatz von einem Auftragskiller ermordet worden", sagte nun Mafia-Boss Zerilli. Danach habe man ihn in einem Wagen abtransportiert und auf einem Feld vergraben. Auf dem Acker, der Zerillis Cousin, dem späteren Paten von Detroit, Jack Tocco, gehörte, soll ein Haus und eine Scheune gestanden haben. "Ich bin mir absolut sicher, dass Hoffa dort liegt", hatte Zerilli behauptet. "Wenn ich Geld hätte, würde ich darauf wetten."
 
 
Jack Tocco - der Pate von Detroit
 
 
Doch diese Wette hätte Zerilli wohl verloren. Bei der umfangreichen Suchaktion fanden die FBI-Agenten zwar eine Betonplatte, die von dem Haus stammen könnte, aber nicht Jimmy Hoffa. Der Fall, der längst Teil der US-Kulturgeschichte geworden ist, bleibt also weiter ungelöst. Die Diskussion um die letzte Ruhestätte von Hoffa geht aber weiter.
 

"Wir werden die Leiche niemals finden"


"Wir werden seine Leiche niemals finden", sagt jetzt ein FBI-Agent, der von Anfang an in den Fall involviert war und heute anonym bleiben will. "Hoffa wurde in einer Häckselmaschine zerstückelt."
Laut dem Ermittler sei Hoffa auf dem Parkplatz von dem Mafioso Charles "Chuckie" O'Brian abgeholt und in einen bereitstehenden Wagen gelockt worden. Auf der Rückbank sollen Provenzano und Giacolone gesessen haben, mit denen sich Hoffa treffen wollte. Im Jahre 2000 fand die Polizei nach einer DNA-Analyse Beweise, nach denen Hoffa tatsächlich in dem Wagen gesessen haben muss.
 
 
Mafioso Charles "Chuckie" O'Brian
 
 
O'Brian konnte eine Mittäterschaft nie nachgewiesen werden. Provenzano starb 1998, Giacolone 2001. Als die vier den Parkplatz verlassen hatten, habe Provenzano Hoffa umgebracht. "Er hat ihn mit seinen eigenen Händen erwürgt", so der FBI-Mann. Danach sei die Leiche 25 Kilometer weiter nach Inkster, einem Vorort von Detroit gefahren worden, wo Hoffa dann in eine Häckselmaschine gesteckt worden sei.
 
"Wir sollten endlich aufhören, nach der Leiche zu suchen", sagt der Ermittler. "Wir verschwenden nur viel Geld. Finden werden wir Hoffa aber nie."
 
 

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