Es ist ein Wintertag, der 15. Dezember vor 40 Jahren, als ein Lkw-Fahrer einen jungen Mann am Rande einer Autobahnraststätte in Süditalien stehen sieht. Er zittert, ist blass und schmutzig, hat eine Verletzung am Kopf unter den lockigen rotblonden Haaren, nur notdürftig verbunden. Hier oben im Gebirge der Region Basilikata, ganz in der Nähe des Städtchens Lauria, schneit es oft im Winter – ein vergessener Flecken Erde.
Menschen trifft man eher selten. Und solche wie diesen Verirrten schon gar nicht. Der Trucker ahnt noch nicht, wen er dort aufgreift: Der junge Mann ist der 16 Jahre alte John Paul Getty III., Enkel des amerikanischen Öl-Tycoons Jean Paul Getty, der in den 70er-Jahren zu den reichsten Männern der Welt zählt.
Enkel John Paul Ghetty III
Er war auf dem Heimweg von einem Discobesuch, als John Paul Getty III am 10. Juli 1973 auf der Piazza Fernese in Rom von Männern gepackt und in ein Auto gestoßen wurde. Die Entführung fand um drei Uhr nachts statt, die Schreie des 16-Jährigen blieben ungehört.
Nur wenige Augenblicke zuvor hatte Getty, von der Boulevardpresse als "goldener Hippie" bezeichnet, in dem Nachtclub Tree Tops gefeiert. Nun befand er sich in der Hand der 'Ndrangeta, der kalabrischen Mafia. Und die forderte Geld - viel Geld. Schließlich hielten die Entführer nicht irgendeinen Teenager gefangen, sondern den Enkel des damals reichsten Mannes der Welt. Gettys Großvater, der US-Industrielle Jean Paul Getty, hatte mit Erdöl ein Milliardenvermögen gemacht. Er war der Gründer von Getty Oil, ein leidenschaftlicher Kunstsammler und besaß ein Schloss unweit von London, das er zu seiner Residenz ausbauen ließ. Laut Wirtschaftsmagazinen verdiente er täglich umgerechnet rund 1,2 Millionen Mark - und schien für die Mafia damit das ideale Opfer für Lösegeldforderungen zu sein.
Nur wenige Augenblicke zuvor hatte Getty, von der Boulevardpresse als "goldener Hippie" bezeichnet, in dem Nachtclub Tree Tops gefeiert. Nun befand er sich in der Hand der 'Ndrangeta, der kalabrischen Mafia. Und die forderte Geld - viel Geld. Schließlich hielten die Entführer nicht irgendeinen Teenager gefangen, sondern den Enkel des damals reichsten Mannes der Welt. Gettys Großvater, der US-Industrielle Jean Paul Getty, hatte mit Erdöl ein Milliardenvermögen gemacht. Er war der Gründer von Getty Oil, ein leidenschaftlicher Kunstsammler und besaß ein Schloss unweit von London, das er zu seiner Residenz ausbauen ließ. Laut Wirtschaftsmagazinen verdiente er täglich umgerechnet rund 1,2 Millionen Mark - und schien für die Mafia damit das ideale Opfer für Lösegeldforderungen zu sein.
158 Tage zuvor verschwand John Paul in Rom, wo er mit seiner Mutter Gail lebt, der Ex-Frau von Jean Paul II. Getty Junior ist das älteste ihrer vier Kinder. Ein junger Bohemian, der das Hippieleben im berühmten Dreieck zwischen Petersdom und Spanischer Treppe, nur wenige Schritte vom malerischen Campo de' Fiori und dem Kneipenviertel Trastevere, genießt – statt teure Privatschulen zu besuchen. Am 10. Juli 1973 wurde er dort, an der Piazza Farnese, zum letzten Mal für viele Monate gesehen.
Es erregte kaum Aufsehen, als Gail Getty wenige Tage später ein erster Erpresserbrief zugestellt wurde. Die Entführer forderten 17 Millionen Dollar (rund 12,4 Millionen Euro) für die Freilassung des Jungen. Aber die Medien kümmerte das nicht: Damals war Italien von anderen Tragödien erschüttert – terroristische Anschläge und Bombenattentate waren an der Tagesordnung. Und so glaubte auch die Polizei zuerst nicht an eine Entführung, sondern eher an einen Trick des jungen Getty: dass er seinem reichen Ahnen wohl nur einen Teil seines Vermögens entreißen wollte. Davon war wohl auch der Großvater in Amerika überzeugt. Jean Paul Getty erklärte zynisch: "Ich habe 14 Enkel. Wenn ich nur einen Penny zahle, dann habe ich bald 14 entführte Enkel."
John Paul Ghetti
Währenddessen kauerte John Paul III. in einer mit Holz verschalten Höhle im kalabrischen Aspromonte-Gebirge. Es folgten weitere Briefe, die Lösegeldforderungen stiegen. Und als die römische Tageszeitung "Il Messaggero" drei Monate später titelte: "Dies ist das erste Ohr von Paul", wurde auch die Öffentlichkeit aufmerksam. In der Redaktion war am Vortag ein Paket angekommen, ohne Absender, mit makabrem Inhalt: das rechte Ohr von John Paul III. Im Begleitschreiben drohten die Entführer, ihre Geisel fortan in "kleinen Stücken" zurückzugeben, sollte die Familie nicht endlich zahlen. Angeblich wurden den Entführern danach knapp drei Millionen Dollar (2,2 Millionen Euro) zugestellt. Davon war ein Teil aber lediglich ein Kredit an John Pauls Vater, den er später zurückzahlen musste.
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