Sonntag, 15. Dezember 2013

Drohnen-Service, Koks per Zustelldienst, die Mafia wird es lieben

Alles, was möglich ist, wird auch gemacht. Also werden die Lieferdrohnen kommen. Viele Gesellschaftsgruppen werden diese spinnenähnlichen Flugobjekte bestimmt ganz toll finden. Die Mafia zum Beispiel. Und Terroristen.





Ich bin Realist. Ich weiß, was technisch möglich ist, wird kommen. Wenn es mit Fortschritt Geld zu verdienen gibt, werden eventuelle moralische Zweifel eine kurze Zeit bei der Evangelischen Kirche, der Linken und einer Kommission der EU hin- und her verhandelt, dann wird sich gegen die Zweifler entschieden. Folglich werden auch die Drohnen kommen, die wie große Insekten von Lego aussehend durch die Gegend fliegen und Dinge bringen.

Dinge von Amazon zum Beispiel, der Konzern arbeitet fleißig an einem Zustellservice per Flugobjekt. Und auch etliche andere Lieferdienste haben ein Interesse, das, was der Kunde bestellt, in wenigen Minuten vom Auslieferungslager zu ihm zu bringen. Hinter dem Konzept stecken erhoffte Millionenumsätze, folglich ist davon auszugehen, dass die Bundesregierung ihre Gesetze und Regularien zum Start und Betrieb von Drohnen dem Begehren der Firmen anpasst.






Ich denke an all die anderen Unternehmer, die in hibbeliger Vorfreude im Hintergrund der Gesetzesänderung harren. Die Mafia zum Beispiel, die dann ihr Drogengeschäft auf ganz andere Füße stellen kann. Der kleine Dealer an der Ecke, ein unschöner Risikofaktor für jeden gut organisierten Drogengroßhändler, könnte ersetzt werden durch den praktischen Service der "Drug-Drone", die binnen Minuten den gewünschten Stoff zum Kunden bringt. Reiche Kokser müssten ihren Kaschmirmantel nicht länger schmutzig machen, wenn ihnen am Sonntagabend überraschend der Stoff ausgeht und sie zum Bahnhof müssen, nur weil ihr Dealer mal wieder auf Sylt ist.

Auch Studenten, die absorbiert an ihrer Magisterarbeit werkeln, würden den Service nutzen, der ihnen all jene Mittelchen ins Haus bringt, die das Leistungsvermögen steigern und weniger Schlaf erlauben.

Und erst die alten Leute! Kaputtes Knie, Schwindelgefühl, Grauer Star - alles, was sie hindern mag, das Haus zu verlassen, wird keine Rolle mehr spielen. Fenster auf und schon bringt die Apotheken-Drohne, was der Doktor empfiehlt! Die Drohnenproduktion würde viele Arbeitsplätze schaffen, und man kann nur hoffen, dass die Hersteller sich was einfallen lassen, "Made in Germany" konkurrenzfähig gegenüber "Made in China" zu halten, schließlich gilt es Tausenden arbeitsloser Pizza- und Sushiboten ein Auskommen zu sichern.



Dynamit-Flieger und bumm! Problem erledigt

Auch für den Terrorismus wäre die Freigabe zum Drohnenflug eine praktische Angelegenheit. Umstürzler müssten nicht länger Sprengstoffkoffer zum Bahnhof schleppen, um sie dort stehen zu lassen, und die Mafia könnte sich diese aufwendige Betonklotzarie sparen - einfach dem Gegner einen Dynamit-Flieger nach Hause geschickt und bumm! hat sich das Problem erledigt. Eine erprobte Technik: Die Amerikaner nutzen die Flugmaschinen schon jetzt zum Töten von Menschen außerhalb ihrer erklärten Kriegsschauplätze.
So ein Drohnenservice wäre in der Tat sehr praktisch. Zumal wenn man bedenkt, was Amazon alles in seinem Angebot hat! Und wenn dann auch Edeka mitmacht, gibt es bald keinen Grund mehr, das Haus in puncto Versorgung zu verlassen.

Man wird es auch nicht wollen. Angenommen, in einer Wohnstraße wird 50 Personen an einem Vormittag etwas zugestellt. Das sind 100 An- und Abflüge. Und wenn die Straße in Berlin ist, dann finden die Drohnen die Hausnummer nicht sofort und fliegen auf und ab und auf und ab und suchen die Nummer 17, die eigenartigerweise weder neben der 15 zu finden ist noch auf der anderen Straßenseite, denn dort ist die 43.

Ich bin ehrlich gesagt schon jetzt genervt von diesen Amazon-Drohnen, die ständig an meinem Küchenfenster vorbeirauschen werden, weil meine Nachbarin sich einfach alles liefern lässt.



Drohnenabschussgeräte zu Weihnachten

Ich sehe also schon jetzt unseren lauschigen Innenhof von surrenden Flugboten beflogen, die Bestellungen auf den Balkonen deponieren oder Retouren abholen. Ich sehe mich vor die Haustür treten und ein spinnenähnliches Technoding auf Augenhöhe an mir vorbeifliegen, um dem frisch verlassenen Nachbarn die vergessenen Unterhosen zu bringen.

Mir reicht es langsam, dass alles, was möglich ist, möglich wird. Dass unser Lebensraum von Drohnen besetzt sein wird und wir nicht wissen werden, ob sie uns filmen, ob sie uns fotografieren, ob sie unsere Bewegungen aufzeichnen. Wir werden nicht wissen, was sie unter ihren Bäuchen tragen. Ob das gut ist oder nicht.

Aber! Ich werde das nicht hinnehmen. Ich werde mich zu wehren wissen. Schon jetzt gehen mir diese Kackdrohnen so auf den Geist, dass vor meinem inneren Auge nicht nur die Lieferdrohnen auftauchen, sondern auch ich, wie ich sie greife und ihnen die Beine breche. Oder die Rotoren, je nach Modell. Sollte es noch etwas dauern, bis ihnen das gewerbemäßige Fliegen gestattet ist, und ich eine alte Oma bin, werde ich sie mit meinem Krückstock aus der Luft schlagen.

Sollten sie Sensoren haben und ausweichen, komme ich mit einem Kescher. Ich werde Netze von meinem Balkon aus über sie werfen und sie mit meinem Stock so lange bearbeiten, bis ihre Einzelteile vor mir liegen.

Ich werde meinen Enkeln und, falls es nicht so lang dauert, den Nachbarskindern Drohnenabschussgeräte zu Weihnachten schenken, mit denen man ganz bequem die Dinger vom Himmel holen kann. Die Kinder werden nicht länger im Park stehen und mit ihren Fernsteuerungen in der Hand langweilige Flugzeuge im Kreis dirigieren, sie werden die Drohnen mit Miniaturraketen von kleinen Abschussrampen vom Himmel holen! Und wenn ich bis dahin reich bin, gibt es für jeden Abschuss fünf Euro. Für alle Kinder. Ich schicke ihnen die Prämie per Postpaket zu.

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