Der italienische Staat ist über Nacht um 80
Millionen Euro reicher geworden - ihm gehören jetzt Dutzende Pizzerien,
Eisdielen und Autos: Die Behörden haben sich ein kulinarisches Mafia-Imperium
in Rom angeeignet.
Vor zwei Jahren beschlagnahmte
die Polizei im Herzen Roms sämtlichen Besitz eines italienischen Mafia-Clans,
nun ist der Staat noch einen Schritt weitergegangen: Das gesamte Imperium einer
Mafia-Familie im Wert von etwa 80 Millionen Dollar sei in staatlichen Besitz
übergegangen,
Damit hat der italienische
Staat auf einen Schlag etwa 28 Etablissements verstaatlicht - unter anderem
Pizzerien, Eisdielen, Bars und Restaurants. Insgesamt sind 41 Immobilien, 76
Fahrzeuge, 77 Gesellschaften sowie 300.000 Euro Bargeld in staatlichen Besitz
übergegangen.
Grazzanise |
früherer Bürgermeister des süditalienischen Städtchens Grazzanise: Enrico Parente |
Auch in Neapel gelang Ermittlern ein Erfolg gegen die
Mafia. Wie die Medien in Italien berichten, nahmen Einsatzkräfte am
Donnerstagmorgen acht Verdächtige fest - darunter den früheren Bürgermeister
des süditalienischen Städtchens Grazzanise: Enrico Parente soll mit der Camorra
zusammengearbeitet haben.
Erst Ende März hatte der bislang größte Mafia-Prozess
Norditaliens unter großem öffentlichen Interesse gestartet. Insgesamt 147
Angeklagte, darunter der italienische Fußballweltmeister Vincenzo Iaquinta und
dessen Vater, müssen sich in Reggio Emilia vor Gericht verantworten.
Im Visier der Justiz steht die kalabrische `Ndrangheta,
die mehr und mehr auch im Norden des Landes aktiv wird. Iaquinta, der 2006 in
Deutschland Weltmeister wurde, werden illegaler Waffenbesitz und Unterstützung
der Mafia vrgeworfen. Sein Vater wird verdächtigt, Mitglied der
Verbrecherorganisation zu sein. Der frühere Nationalspieler weist die Vorwürfe
zurück.
Mit den beiden prominenten Angeklagten stehen
zahlreiche Verdächtige vor Gericht, darunter Beamte, Politiker, Handwerker,
Unternehmer und Journalisten. Zu den Anklagepunkten zählen vor allem klassische
Mafia-Verbrechen wie Mord, Geldwäsche, Erpressung, Korruption und
Stimmenverkauf bei Kommunalwahlen.
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