Dienstag, 5. Dezember 2017

Mafia-Aktivitäten im Tessin

Ein mutmaßlicher «Finanzberater» der Mafia hat am Montag vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona seine Rolle in der kriminellen Organisation heruntergespielt. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm unter anderem Geldwäscherei vor.



Der im Tessin wohnhafte Italiener muss sich seit Montag außerdem wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung, wegen Verstoßes gegen das Ausländergesetz sowie Behördenbetrugs verantworten.

Die Aktivitäten des Hauptverdächtigen und zweier Mitangeklagter legte die Bundesanwaltschaft in einer 40-seitigen Anklageschrift dar. Der Angeklagte soll als "Finanzberater" für eine Mailänder Zelle der kalabresischen `Ndrangheta fungiert haben und in dieser Funktion der mafiösen Organisation geholfen haben, Millionen, die aus kriminellen Aktionen in Mailand stammten, im Tessin oder andernorts - wie auf den Bahamas oder Dubai - zu waschen.

Eines der Mittel dazu waren millionenschwere Immobiliengeschäfte, die mit fiktiven Käufern abgewickelt wurden. Eigentliche Financiers waren jedoch immer eine Gruppe von Brüdern, die zum Teil bereits in Mailand wegen ihrer Zugehörigkeit zur und Delikte in der `Ndrangheta verurteilt wurden.


«La padrona»: Mafia-Chefin in Palermo verhaftet

Die Polizei hat auf Sizilien die Ehefrau eines Mafia-Bosses festgenommen. Sie sollte die Cosa Nostra neu organisieren. Selbst die alten Paten zollten ihr Respekt.


Alle Mafiosi in Palermo nennen sie nur «la padrona»: Mariangela Di Trapani. Sie ist die Ehefrau des Mafia-Bosses Salvino Madonia und hatte den Auftrag, die Cosa Nostra neu zu organisieren. «Sie verhält sich wie ein Mann», sollen die alten Paten über Mariangela Di Trapani, die Ehefrau des Mafia-Bosses Salvino Madonia, gesagt habe – als Kompliment. Jetzt hat die Polizei in Palermo die Frau festgenommen. In einer Steppdaunenjacke und mit geballten Fäusten wurde die Frau mit den blauen Augen von der Polizei abgeführt.

Und dies nicht zum ersten Mal: Wegen ihrer Verbindung zur Mafia verbrachte Di Trapani bereits acht Jahre in Haft, vor zwei Jahren war sie freigekommen. Mit ihr wurden 24 weitere Personen im Zug der Razzia in der Nacht auf Dienstag wegen Mafia-Zugehörigkeit festgenommen, berichteten italienische Medien.

Im Zug der Razzia wurden weitere 24 Personen wegen Mafia-Zugehörigkeit festgenommen, berichteten italienische Medien. Wegen ihrer Verbindung mit der Mafia hatte Di Trapani bereits acht Jahre in Haft verbracht und war vor zwei Jahren frei gekommen. Seitdem hat sie nach Erkenntnissen der Behörden die Führung des Mafia-Clans Resuttana erobert, der seit jeher dem im November verstorbenen Mafia-Boss Salvatore Riina treu war. "Sie verhält sich wie ein Mann", sollen die prominentesten Mafia-Bosse in Haft über sie gesagt haben, berichtete die in Rom erscheinende Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag. Diese sollen Di Trapani beauftragt haben, nach Riinas Tod den Clan neu zu organisieren.



Die kriminelle Organisation bereichert sich vor allem durch Erpressungen von Unternehmern. Mariangela Di Trapanis Ehemann Salvino Madonia ist wegen des Mordes an dem Anti-Mafia-Unternehmer Libero Grassi in den 90er-Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Auch ihre beiden Schwager sitzen wegen Mafia-Morden lebenslänglich hinter Gittern. Frauen spielen in den Spitzenstrukturen des organisierten Verbrechens eine immer aktivere Rolle, ergaben die Ermittlungen. Wenn ihre Väter, Ehemänner oder Söhne inhaftiert werden, rücken sie in die Chefetagen mafiöser Strukturen auf. Die Clan-Chefinnen, die den Drogenmarkt beherrschen, Geld waschen und Killer anheuern, sind die neuen "Patinnen" der Mafia, die genauso kaltblütig agieren wie ihre männlichen Familienmitglieder, erklärten die Ermittler.

La padrona» führte den Clan an


Nach Erkenntnissen der Behörden hatte Di Trapani in den vergangenen Jahren die Führung des Mafia-Clans Resuttana übernommen, der seit jeher dem im November verstorbenen Mafiaboss Salvatore Riina treu war. Di Trapani ist Mafiosa durch und durch, ist sie doch die Tochter des Mafioso Ciccio Di Trapani und wuchs in die mafiösen Strukturen Siziliens hinein. In der Familie soll die Frau den Spitznamen «la picciridda», die Kleine, gehabt haben.

Dienstag, 26. September 2017

Razzia gegen 'Ndrangheta: 27 Festnahmen in der Lombardei

Im Rahmen einer groß angelegten Anti-Mafia-Razzia sind am Dienstag in der Lombardei 27 Personen festgenommen worden. Die Untersuchung der Staatsanwaltschaften von Monza und Mailand kreist um Verstrickungen zwischen der 'Ndrangheta, der Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, Unternehmen und Politik, teilte die Polizei mit.



Den Festgenommenen wird Beteiligung an mafiösen Organisationen, Erpressungen, illegaler Waffenbesitz, Drogenhandel und Korruption vorgeworfen. Die 'Ndrangheta ist die stärkste unter den Mafia-Organisationen in Italien.

Der Antimafia-Staatsanwalt Vincenzo Macri warnte am Sonntag vor der Verbreitung mafiöser Organisationen, vor allem der in Kalabrien verankerten 'Ndrangheta, in Norditalien und im Rest Europas.

Die 'Ndrangheta sei nicht nur in die norditalienische Wirtschaft eingedrungen, sie habe ganze Bereiche infiltriert. Mailand sei die europäische Hauptstadt des Kokains. „Mailand ist der Ort, an dem der Kokainpreis bestimmt wird“, sagte Macri.


Montag, 4. September 2017

....meist gesuchte Mafia-Boss in Uruguay verhaftet

Einer der meistgesuchten Mafia-Bosse Italiens ist nach 23 Jahren in Lateinamerika gefasst worden. Rocco Morabito sei in der Hauptstadt von Uruguay, Montevideo, festgenommen worden, bestätigte der italienische Innenminister Marco Minniti am Montag. Morabito gehört zur kalabrischen Mafia 'Ndrangheta und ist nach italienischen Angaben einer der gefährlichsten Super-Bosse.



 Der 50-jährige Italiener wurde seit mehr als zwei Jahrzehnten international gesucht, nachdem er unter anderem wegen Drogenhandels und Mafia-Zugehörigkeit zu 30 Jahren Haft verurteilt worden war. Morabito steht wie der legendäre Super-Boss Matteo Messina Denaro auf der Top-Fahndungsliste der italienischen Behörden. Er soll vor allem für den Drogenhandel zwischen Südamerika und Mailand verantwortlich gewesen sein, wie das Innenministerium von Uruguay mitteilte. Er wurde in einem Hotel in Montevideo gefasst und soll ausgeliefert werden. 

Donnerstag, 10. August 2017

Mafia-Killer richten Massaker an

Mafia-Killer richten in einem idyllischen Städtchen ein Massaker an. Die Kultur des Schweigens schützt die Täter.



Wer glaubt, die Mafia habe sich auf harmlose Geschäftstätigkeiten verlegt, wurde am Mittwoch eines Besseren belehrt: In der süditalienischen Provinz Foggia hat eine Gruppe von Mafiosi vier Menschen massakriert. Beim alten Bahnhof von San Marco in Lamis soll das Tötungskommando auf zwei Mitglieder eines verfeindeten Clans gewartet haben. Als die Männer vorfahren, feuern die Mafiosi los – mit einer Kalaschnikow und einem großkalibrigen Jagdgewehr. Die Opfer, ein mutmaßlicher Clan-Boss und sein Schwager, sterben im Kugelhagel.




Abrechnung unter verfeindeten Clans

Zwei Brüder werden zufällig Zeuge der Bluttat. Sie werden verfolgt und ebenfalls niedergeschossen. Die Carabinieri mutmaßen, es könnte sich um ein neues Kapitel in einem langjährigen Krieg zwischen verfeindeten Clans handeln, der «Faida del Gargano» («Fehde von Gargano»).

«Gargano ist vielen Touristen als wunderschöne Gegend Apuliens bekannt», sagt SRF-Korrespondent Rolf Pellegrini. Die Morde stehen in Kontrast zur Urlaubsidylle, doch in der Region sind sie blutiger Alltag: Seit Anfang Jahr wurden bereits 17 Menschen ermordet.


Die Gegend sei «unglückselig verdammt», beklagte gestern die Präsidentin der regionalen Kommission, die sich der Verbrechensbekämpfung widmet. In und um Foggia sollen 18 verschiedene Mafia-Clans aktiv sein, sie sind Teil der «Sacra Corona Unita» – der vierten Mafia Italiens.

Mittwoch, 26. Juli 2017

Zwei prominente Mafia-Bosse gefasst

Die italienische Polizei hat zwei prominente Bosse der ́Ndrangheta, der Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, festgenommen. Sie werden für Anschläge auf Polizisten im Jahr 1994 in Kalabrien verantwortlich gemacht.


Bei den Anschlägen im Jahr 1994 wurden zwei Polizisten ermordet und vier weitere schwer verletzt, wie die Polizei am Mittwoch berichtete.

Festgenommen wurde der Mafia-Pate Giuseppe Graviano, ein Vertrauensmann der langjährigen Nummer Eins der sizilianischen Cosa Nostra, Salvatore Riina, und Rocco Santo Filippone, Spitzenmitglied des einflussreichen Ndrangheta-Clans Piromalli, berichtete die Polizei.

Die Anschläge waren Teil einer Strategie der Mafia zur Destabilisierung des italienischen Staates Anfang der 1990er-Jahre. Im Sommer 1992 waren bei Anschlägen in Palermo die Anti-Mafia-Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino ermordet worden. Vor wenigen Tage wurde des 25. Todestags der beiden Mafia-Jäger gedacht.


Dienstag, 4. Juli 2017

Baden-Württemberg - Schlag gegen die Mafia


Sie lebten ganz unauffällig in Baden-Württemberg, betrieben Restaurants und Geschäfte – jene 15 mutmaßlichen Mafia-Mitglieder, die bei einer Razzia im Juni festgenommen wurden.



Die Polizei geht im Augenblick davon aus, dass festgenommenen Tatverdächtigen, zumeist Italiener im Alter zwischen 25 und 77 Jahren, mehr als 200 Kilogramm Cannabis und Kokain verdealt haben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Rottweil mit. Die Drogen seien aus Holland beschafft worden, aus Italien bzw. Albanien und zum Teil auch über einen Zwischenhändler im Raum Stuttgart.

Die Beschuldigten waren "bestens integriert"
Die führenden Köpfe seien ein 48 Jahre alter Gastwirt aus Donaueschingen und ein 52-jähriger aus Rottweil gewesen. "Wir haben es zunehmend mit einer bürgerlichen Mafia zu tun, und das hat sich genau hier auch bestätigt. Alle Beschuldigten waren in allen Gesellschaftsschichten bestens integriert", sagt Wolfgang Rahm vom Landeskriminalamt. Sie betrieben Pizzerien, ein Textilgeschäft, in dessen Paketen allerdings nicht nur Kleidung verschickt wurde, und in einem Fall einen Goldankauf.

Gewerbebetriebe, die vor allem dazu dienten, ein geregeltes, legales Leben vorzutäuschen, sagt Thomas Hechinger von der Kripo in Rottweil: "Natürlich lässt sich nicht verhindern, dass über solche Objekte dann auch mal irgendwelche strafrechtlich relevante Dinge geschehen, aber man darf sich das jetzt nicht so vorstellen, dass in diesen Objekten jetzt ein Rauschgifthandel stattgefunden hat."

Mutmaßliche Täter aus dem Umfeld der "Cosa Nostra"
Die Beschuldigten seien familiär verbandelt, hieß es heute. Es wurden aber auch Leute aus Italien geschickt, die dort Schulden hatten, die sie hier dann als Dealer auf den unteren Rängen der Hierarchie abarbeiten sollten. Alle hätten sich im Umfeld der "Cosa Nostra" bewegt. Wolfgang Rahm vom LKA spricht von etwa 180 Angehörigen der italienischen Mafia in Baden-Württemberg, die polizeibekannt seien.



Mehr als 300 Einsatzkräfte, darunter auch vier Beamte der italienischen Guardia di Finanza aus Palermo, hatten im Morgengrauen des 21. Juni zeitgleich in Deutschland und Italien Türen aufgebrochen und 30 Objekte durchsucht, unter anderem in den Kreisen Rottweil, Schwarzwald-Baar, Konstanz, Esslingen und Stuttgart. Die Beschuldigten, von denen man wusste, dass einige bewaffnet sind, hätten sich widerstandslos festnehmen lassen. Um 8.00 Uhr morgens waren alle Haftbefehle vollstreckt.

Deutsch-Italienische Ermittlungen
Vorausgegangen waren seit Frühjahr 2016 intensive Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Konstanz, unter anderem mit 200 richterlichen Beschlüsse für Telefonabhörmaßnahmen, ab Oktober das Ganze dann im direkten Informationsaustausch mit der Guardia di Finanza in Palermo. Beide Seiten lobten heute die Zusammenarbeit, wenngleich Giuseppe Campobasso aus Palermo die unterschiedlichen Rechtssysteme in beiden Ländern ansprach:
"In Italien stehen uns Überwachungsinstrumente relativ schnell zur Verfügung im Vergleich zu hier. Wir haben in Italien auch die Möglichkeit der vermögensbezogenen Präventionsmaßnahmen, ein sehr gutes und schnell anwendbares Rechtsinstrumentarium. Hingegen hier in Deutschland wird das Strafverfahren schneller geführt im Vergleich zu den Strafverfahren in Italien."



Millionen-Vermögenswerte sichergestellt
Bei der Razzia wurden zehn Kilogramm Cannabis und Kokain sichergestellt, Pistolen und Munition, sieben hochwertige Autos und 60.000 Euro Bargeld. Außerdem wurden in beiden Ländern Villen und Grundstücke im Wert von etwa sechs Millionen Euro beschlagnahmt. Für die Ermittler ist dieser Einzug von Vermögenswerten ganz wichtig - man will so der Mafia das Investitionskapital entziehen. Ermittelt wird aktuell gegen 24 Beschuldigte wegen Drogen- und Waffenhandels, Brandstiftung, und, in einem Fall - den Schüssen auf eine Gastwirtschaft in Hüfingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) -, versuchter Mord. Mit der Anklage sei frühestens Anfang 2018 zu rechnen, so die Staatsanwaltschaft Konstanz.



Großeinsatz gegen Mafia: Über 100 Verhaftungen

Die italienische Polizei hat bei einem großangelegten Einsatz im Süden des Landes rund 116 mutmaßliche Mitglieder der Mafia-Organisation 'Ndrangheta festgenommen.



Mehr als 1000 Beamte hätten am Dienstag mit Hubschraubern und Spürhunden nach Verstecken in den unzugänglichen Bergregionen aber auch in größeren Städten der per Haftbefehl gesuchten Mafiosi gesucht, teilte die Polizei mit. Der Einsatz sei einer der größten gegen die 'Ndrangheta überhaupt gewesen. Ob alle Verdächtigen gefasst werden konnten, wurde zunächst nicht bekannt.


Mafia-Organisation auch in Deutschland sehr aktiv

Die Aktion richtete sich nach Polizeiangaben gegen mehr als 20 Mafia-Familien in Ost-Kalabrien. Die 'Ndrangheta hat ihren Ursprung in der süditalienischen Region. Bei dem Einsatz sei auch das „schlagende Herz“ der Organisation getroffen worden.

Dem vor zwei Wochen vorgestellten Jahresbericht der nationalen Antimafia-Behörde zufolge hat die 'Ndrangheta alle wichtigen Bereiche der italienischen Gesellschaft infiltriert. Auch in Deutschland habe die Organisation seit Jahren eine „stabile Präsenz“.

Dienstag, 27. Juni 2017

Mafia-Boss in Palermo hingerichtet

In Sizilien ist ein Cosa-Nostra-Boss auf offener Straße getötet worden. Unbekannte erschossen den Mafioso, als er mit dem Fahrrad unterwegs war. Eine klare Botschaft des organisierten Verbrechens, sagen Ermittler.



Eigentlich hätte Giuseppe Dainotti den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen sollen. Doch 2014 wurde der wegen dreifachen Polizistenmordes und Entführung verurteilte Mafia-Boss aus dem Knast entlassen - ein Beschluss des Verfassungsgerichts hatte eine Verkürzung des Strafmaßes ermöglicht.

Am Montagmorgen gegen 8 Uhr fand man seine Leiche in der Via D'Ossuna in Palermo. Neben ihm lag noch sein Fahrrad, ein weißer Drahtkorb am Lenker, auf dem Gepäckträger ein grünes Paket. Unbekannte hatten den 67-Jährigen mit mehreren Kopfschüssen getötet. Eine Augenzeugin sagte der Zeitung "Repubblica", sie habe vier Schüsse gehört. Die Polizei hat dies nicht bestätigt. Mutmaßlich zwei Killer sollen sich ihrem Opfer auf einem oder zwei Motorrädern genähert haben. Der Tatort befand sich nur 30 Meter von einer Grundschule entfernt.



Dass es sich um eine Hinrichtung nach klassischem Mafiamuster handelt, steht für italienische Experten außer Frage. "Bei Mafia-Straftaten gibt es keine Zufälle", sagte der Senatspräsident und ehemalige Chef der Nationalen Antimafia-Staatsanwaltschaft, Pietro Grasso, nach dem Attentat. "Wir haben immer gesagt, dass wir die Corleoneser Mafia zerstört haben, die staatliche Institutionen angegriffen hat", so Grasso. "Aber wir haben nie gesagt, dass die Mafia nicht mehr existiert."

Auch der Staatsanwalt von Palermo ist davon überzeugt, dass die Hinrichtung eine Botschaft nach Innen und Außen ist: Der Mord sei auch eine Warnung der Cosa Nostra an den Staat, sagte Francesco Lo Voi dem Portal livesicilia.it. "Sobald irgendwer behauptet, die Mafia existiere nicht mehr oder sei zerschlagen, passiert etwas, das bestätigt, dass sie immer noch da ist." Wenn es nötig sei, schieße die Mafia - "auf bildhafte und symbolische Art".



Der Mord ereignete sich kurz vor dem Jahrestag des Attentats auf den Antimafia-Staatsanwalt Giovanni Falcone am 23. Mai 1992. Knapp zwei Monate später, am 19. Juli 1992, wurde auch dessen Freund und Kollege Paolo Borsellino getötet. Beide Ermittler waren Nationalhelden im Kampf gegen die Cosa Nostra - ihr Tod war Teil einer Terrorstrategie der Cosa Nostra und löste eine nationale Krise in Italien aus.

Der jetzt hingerichtete Dainotti gehörte dem Porta-Nuova-Clan der Cosa Nostra an. Er galt als rechte Hand des Bosses Salvatore Cancemi, der seit 1993 mit den italienischen Strafverfolgungsbehörden zusammengearbeitet und widersprüchliche Aussagen zu den mutmaßlichen Verbindungen Silvio Berlusconis zur sizilianischen Mafia gemacht hatte. Cancemi war unter anderem an den Attentaten auf die Antimafia-Staatsanwälte Falcone und Borsellino beteiligt. Er starb 2011 an einem Schlaganfall.

Der "Corriere del Mezzogiorno" berichtet, Dainottis Spitzname sei "Gano di Magonza" gewesen. Ganelon ist eine Figur aus dem altfranzösischen Rolandslied, ein Ritter und Schwager von Karl dem Großen, der sein Land an die Sarazenen verrät. Dainotti soll innerhalb der Cosa Nostra schon länger auf der Abschussliste gestanden haben.

Der Mord in Parlermo sei eine Aufforderung, weiter gegen die Mafia zu kämpfen, betonte Pietro Grasso. "Falcone hat gesagt, dass sie ein Ende haben wird und wir sind überzeugt, dass es so sein wird."


Dienstag, 13. Juni 2017

Weltweit gesuchter Mafioso in Brasilien verhaftet

Vincenzo Macri, Sohn eines ’Ndrangheta-Bosses, ist im Südosten Brasiliens gefasst worden. Er koordinierte ein internationales Drogenschmuggler-Netz und wurde seit 2015 von Interpol gesucht.



in international gesuchter Mafioso aus Kalabrien ist im Südosten Brasiliens gefasst worden. Vincenzo Macri, Sohn eines Bosses der ’Ndrangheta, wurde am Freitag am Guarulhos-Flughafen bei São Paulo festgenommen, wie die brasilianischen und italienischen Behörden mitteilten. Gemeinsam mit sechs Komplizen koordinierte der 52-Jährige ein groß angelegtes Drogenschmuggler-Netz in den Niederlanden und in Kanada.

Macri ist einer der Anführer des Commisso-Clans aus dem kalabrischen Küstenort Siderno. Sein Vater Antonio Macri war 1975 in einem Hinterhalt in Siderno in einem Machtkampf innerhalb der ’Ndrangheta ermordet worden. Zuvor war er einer der Ersten gewesen, der die schmutzigen Geschäfte der Mafia im Ausland ausbaute.
Macri wurde seit 2015 von Interpol gesucht.

Sein Sohn Vincenzo hatte sich in den letzten Jahren im niederländischen Aalsmeer niedergelassen, wo sich der größte Blumenmarkt der Welt befindet. Aufgrund von abgehörten Gesprächen in den Niederlanden erhielten die Ermittler Informationen über Risse innerhalb einzelner ’Ndrangheta-Clans in der kanadischen Provinz Ontario.


Jagd auf Mafia-Boss mitten in Wien

Mafioso machte sich Richtung Wien aus dem Staub
Drogenhandel im großen Stil, Waffenschmuggel, Geldwäsche, Erpressung, Gewalttaten - die Vorwürfe der montenegrinischen Staatsanwaltschaft sind schier endlos. Doch der Mafioso hatte den Braten gerochen und sich rechtzeitig vor der Verhaftungswelle aus dem Staub gemacht. In Richtung Wien, wie sich herausstellte.


Ende Mai habe Mauro Kascelan die italienisch-österreichische Grenze überquert. Wenig später wurde er gar in der Bundeshauptstadt gesichtet. Es folgte eine Razzia in der Innenstadt, doch der Mafioso war "ausgeflogen". Laut Insiderinfos habe man Hinweise gefunden, die dafürsprechen, dass Kascelan noch immer in Wien sei.

Ein verdächtiger Handlanger des geflüchteten Bandenbosses Slobodan Kascelan wurde verhaftet. Die Jagd geht also weiter.

Donnerstag, 8. Juni 2017

Mächtiger Drogenhändler der `Ndrangheta verhaftet

Die italienische Polizei hat am Freitag den seit über zwei Jahrzehnten untergetauchten Mafia-Boss Giuseppe Giorgi verhaftet. Giorgi, den Ermittler auch in Deutschland vermuteten, arbeitete für die kalabrische Mafia, die ‘Ndrangheta.



Giorgi, 56, zählte zu den gefährlichsten Mafiosi auf freiem Fuß und lebte seit 1994 auf der Flucht. Fünf Stunden lang durchsuchten die Carabinieri seine Wohnung im kalabrischen Dorf San Luca, ehe sie ein Geheimversteck über einem Kamin fanden, in dem sich der Boss versteckte. Als die Carabinieri den Boss aus seiner Wohnung ausführten, küssten ihn einige Bürger, die sich auf der Straße versammelt hatten, die Hand. 

Giorgi, genannt U Capra (Deutsch: Die Ziege), ist ein wichtiger Drogenhändler, der eng mit den kolumbianischen Drogenkartellen zusammenarbeitete. Er gehört zum Clan Romeo aus San Luca, der mit dem Pelle-Clan verbündet ist. Der Clan Pelle-Romeo zählt zu den mächtigsten der kalabrischen Mafia und ist sowohl in Norditalien als auch in Nordeuropa sehr aktiv. Etliche Clan-Mitglieder unterhalten seit langer Zeit enge Verbindungen nach Deutschland und Holland. Clan-Mitglieder sind unter anderem in Erfurt und Duisburg aktiv. Italienische Ermittler gingen lange Zeit deswegen davon aus, dass auch Giorgi sich in Deutschland verstecken konnte.

Giorgi hatte unter anderem eng mit dem ‘Ndrangheta-Mann Bruno Pizzata gearbeitet, der 2011 in einer Pizzeria in Nordrhein-Westfalen festgenommen worden war. Pizzata galt als einer der prominentesten Drogenhändler der Welt.  Giorgi erwarten fast 30 Jahre Haft wegen internationalen Drogenhandels.


Die kalabrische ‘Ndrangheta ist die aktivste italienische Mafia-Gruppierung in Deutschland. Ermittler zählen rund 300 aktenkundige ‘Ndrangheta-Mitglieder. Die tatsächliche Zahl dürfte viel höher sein, und etwa bei 3000 liegen. ‘Ndrangheta-Clans sind vor allem in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen aktiv.

Montag, 5. Juni 2017

Mafia-Boss Toto Riina soll aus Haft entlassen werden

Wegen seines hohen Alters und seines schwer angeschlagenen Gesundheitszustands soll der ehemalige Boss der sizilianischen Cosa Nostra, Toto Riina, unter Hausarrest gestellt werden.



Der 86-jährige Mafia-Pate, der seit 1993 eine lebenslange Haftstrafe absitzt, habe wie jeder Häftling Recht auf einen „würdevollen Tod“, urteilte am Montag das Oberste Gericht in Rom.

Die Richter nahmen somit einen Antrag der Verteidiger Riinas an. Diese waren immer wieder bei einem Gericht in Bologna mit ihrem Antrag gescheitert, Riina unter Hausarrest zu stellen. Das Gericht in Bologna muss jetzt aufgrund des Beschlusses des Obersten Gerichts entscheiden, ob Riina freikommen kann, unter Hausarrest gestellt, oder in ein Krankenhaus eingeliefert werden soll.

Verantwortlich für mehr als 150 Morde
Riina war fast 20 Jahre lang einer der brutalsten und gefürchtetsten Paten der sizilianischen Mafia. Er wird für mehr als 150 Auftragsmorde verantwortlich gemacht und wurde rund 20 Mal zu lebenslanger Haft verurteilt. Er muss unter anderem eine Dauer-Videoüberwachung im Hochsicherheitsgefängnis von Parma dulden.
Unter anderem wurde Riina für schuldig befunden, in den Jahren 1992 und 1993 die Mordanschläge auf die Anti-Mafia Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino in Auftrag gegeben zu haben.


Außerdem war er nach Überzeugung der italienischen Justiz einer der Drahtzieher von Anschlägen in Rom, Mailand und Florenz, bei denen 1993 zehn Menschen getötet wurden

Montag, 22. Mai 2017

Cosa Nostra richtet ehemaligen Mafia-Boss hin

Einen Tag vor den Gedenkfeiern anlässlich des 25. Jahrestages der Ermordung des Mafia-Jägers Giovanni Falcone hat die Cosa Nostra auf Sizilien einen prominenten Mafia-Boss getötet. Giuseppe Dainotti wurde am Montag in Palermo von einem Motorrad aus erschossen.




Auf den 67-Jährigen, der mit einem E-Bike unterwegs war, wurden wenige hundert Meter vom Justizpalast entfernt mehrere Pistolenschüsse abgefeuert, berichteten italienische Medien. Die Polizei sprach von einer regelrechten «Hinrichtung». Auf dem Motorrad sollen zwei Männer gesessen sein.


Dainotti war wegen in den 1980er-Jahren verübter Morde zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nachdem er 30 Jahre im Gefängnis verbracht hatte, wurde er vor drei Jahren freigelassen.

Dienstag, 16. Mai 2017

Mafia verdient Millionen bei Flüchtlingen

Die italienische Polizei hat eine Mafia-Bande aufgedeckt, die seit langem insgesamt über 30 Millionen Euro für ein Flüchtlingscamp unterschlagen haben soll. 61 Mafiosi gestern verhaftet. 





Demnach scheinen die Mafiosi in Italien am Flüchtlingszustrom gut mitzuverdienen. Laut der Anti-Mafia-Behörde in der süditalienischen Kalabrien-Hauptstadt Catanzaro sind nun der Mafia-Clan „Arena“ der 'Ndrangheta gesprengt und 68 mutmaßliche Mitgliedern festgenommen worden. Sie sollen aus der Flüchtlingscamp-Verwaltung in der Provinz Crotone Millionen erwirtschaftet und abgezweigt haben.

Die Mafiosi sollen auf illegalem Wege an Service-Aufträge für das Camp gekommen sein – beispielsweise im Bereich der Verpflegung. Letztlich hätten sie so ganze 32 Millionen Euro öffentlicher Gelder abgefasst, darunter auch EU-Mittel. Die Unterkunft in Crotone wird von der katholischen Hilfsorganisation Misericordia betrieben und gilt als eines der größten in Italien.

Neben dem Chef der Organisation La Misericordia di Isola Capo Rizzuto wurde auch der lokale Priester festgenommen, der pro Jahr 150.000 Euro für die "spirituelle Hilfe" für Migranten erhalten haben soll. Das Zentrum „C.A.R.A Sant'Anna" sei schon fast eine „Gelddruckerei für den Mafia-Clan" geworden, sagte die Vorsitzende der Anti-Mafia-Kommission im italienischen Parlament, Rosy Bindi. Der Dachverband der Misericordia hoffe auf schnelle Aufklärung.


Die 'Ndrangheta in Kalibirien gilt als eine der mächtigsten Mafia-Organisationen der Welt. Der Vorwurf, dass sie an der Flüchtlingsunterbringung mitverdient, ist nicht neu. Laut dem Chef der italienischen Antikorruptionsbehörde, Raffaele Cantone, ist der Fall in Crotone wohl nur „die Spitze des Eisbergs".

Samstag, 29. April 2017

28 Jahre Haft für Roms Bosse - Mafia Capitale

Sie müssen sich wegen groß angelegten Verstrickungen zwischen Politik, organisierter Kriminalität und Wirtschaft in der Hauptstadt verantworten.


Der 2014 aufgedeckte Skandal hatte die Stadt Rom zutiefst erschüttert. Für den ehemaligen rechtsextremistischen Terroristen Massimo Carminati, der als Drahtzieher des kriminellen Netzwerkes gilt, forderte die Staatsanwaltschaft 28 Jahre Haft. Für Carminatis „rechte Hand“, den Unternehmer Salvatore Buzzi, verlangte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten.

Carminati, der bei einer Schießerei ein Auge verloren hat und der „Einäugige“ genannt wird, und Buzzi, der in den 80er-Jahren wegen Mordes verurteilt worden war und nach dem Absitzen seiner Strafe mit Kooperativen für soziale Dienstleistungen zu Reichtum gekommen war, gelten als Gründer eines riesigen kriminellen Rings, der jahrelang die Kassen der römischen Stadtverwaltung geplündert haben soll.


Auch PD soll in Machenschaften verstrickt sein

Mafia und Korruption florierten laut den Ermittlern mit Unterstützung des ehemaligen rechten Bürgermeisters Gianni Alemanno. Er und andere Politiker, darunter auch einige der sozialdemokratischen Partei PD von Premier Matteo Renzi, sollen mit der „Mafia Capitale“ unter einer Decke gesteckt haben, lautet der Vorwurf.

Die Affäre hatte heftige politische Nachbeben und führte indirekt zur Auflösung der Stadtregierung um Roms sozialdemokratischen Bürgermeister Ignazio Marino. Der 2013 als Nachfolger Alemannos gewählte Transplantationschirurg war zwar persönlich nicht von den Ermittlungen betroffen, aber mehrere Mitglieder seiner Stadtregierung. Marinos Stadtregierung war schon seit Monaten unter Druck gestanden, bis er selber in den Sog einer Affäre um private Ausgaben mit einer Kreditkarte der Gemeinde geriet, die ihm zum Verhängnis wurde. Zur Nachfolgerin Marinos wurde im vergangenen Juni die populistische Fünf Sterne-Bürgermeisterin Virginia Raggi gewählt.


Mittwoch, 19. April 2017

Cafebar der Mafia mitten im Justizpalast Turin

Seit Monaten ist das Café am Eingang zum Turiner Landesgericht nach einem Korruptionsverfahren geschlossen. Hier tranken bis vor Kurzem noch Richter, Anwälte, Polizisten und Gerichtsbedienstete ihren Cappuccino. Pikantes Detail: Die Betreiber der Kaffeebar waren Camorra-Mitglieder. Sieben Personen befinden sich mittlerweile wegen Korruption und Mafia-Verwicklungen hinter Gittern. Doch die "Bar del Palagiustizia" in Turin ist nur die Spitze des Eisbergs.



15 Prozent vom Umsatz -

Denn 5000 Restaurants sollen in den Händen der Mafia sein. In Italien gibt es 118.000 Restaurants, Trattorien und Pizzerien. Die Beteiligung des organisierten Verbrechens am Umsatz in der Gastronomie beläuft sich auf circa 15 Prozent. In italienischen Metropolen wie Rom und Mailand sei mindestens jedes fünfte Lokal im Besitz eines Mafia-Bosses, vor allem der kalabrischen ´Ndrangheta. "Das organisierte Verbrechen hat die Wirtschaftskrise ausgenutzt, um die lokale Ökonomie zu unterwandern – und das auf eine sehr große und weitreichende Art und Weise", sagt ein Sprecher des italienischen Landwirtschaftsverbandes Coldiretti.

Vor wenigen Tagen gelang der Polizei ein neuer Schlag gegen die Mafia: Dabei wurden Bankkonten und Besitztümer einer Camorra Familie im Wert von 20 Millionen Euro beschlagnahmt. Darunter befand sich auch das Mailänder Restaurant "Donna Sophia", das seit 1931 am Corso di Porta Ticinese 1 betrieben wurde. "Leckeres Abendessen mit Pizza, Wein und Tiramisu. Freundliche Bedienung und gute Preise. Gern wieder. So kann man den Abend in Mailand ausklingen lassen", lautet einer der letzten Einträge einer Kundin auf der Plattform TripAdvisor. Die Polizei hat die Kontrollen in der Gastronomie intensiviert. 200.000 waren es 2016.

Restaurants und Bars dienen zumeist als Alibi für illegale Geschäfte und Geldwäsche. Dabei geht es der Mafia laut La Repubblica weniger darum "schmutzige Teller, als schmutziges Geld zu waschen". Den meisten Lokalbetreibern ist es daher auch egal, ob das Restaurant gut besucht ist. Zwei bekannte Restaurants in bester Lage in der Nähe des Pantheons im römischen Centro Storico wurden 2015 wegen Mafiaverwicklungen geschlossen. Auch die Beschlagnahmung des "Café de Paris" auf der legendären Via Veneto, ebenfalls in den Händen der ´Ndrangheta, sorgte für Aufregung.

Die sizilianische Cosa Nostra hat besonderes Interesse am Erwerb von landwirtschaftlichen Betrieben, sowie am Lebensmittelhandel, Einkaufszentren und Supermärkten. Die Camorra ist auf Nahrungsmittelindustrie und Gastronomie fokussiert. Die kalabrische ´Ndrangheta wiederum versucht verstärkt Einfluss auf Landwirtschaft sowie öffentliche Verwaltung zu nehmen.
Coldiretti warnt vor dem skrupellosen Vorgehen der Mafia, die bei der Lebensmittelproduktion keine Rücksicht auf Konsumentenschutz nimmt und auch gesundheitsschädigende Mittel einsetzt. Kriminelle Bosse zwingen Bauern zu Preisdumping. Die illegalen Einnahmen aus der Landwirtschaft beliefen sich im Vorjahr auf geschätzte 21 Milliarden Euro. Dies sei um 30 Prozent mehr als in den vergangenen Jahren.