Mafiosi hatten es früher leichter: Man verwischte seine Spuren, die anderen schwiegen, und nichts kam raus. Nun sorgten erst DNA-Analysen dafür, dass Killer auch noch Jahre später gefasst werden können– und nun verleitet das Internet die Kriminellen dazu, sich selbst ein Bein zu stellen.
Nach meinen Recherchen konnte ich innerhalb von 9 Monaten mehr als ein Dutzend gefährliche Mafia-Mitglieder identifizieren, die sich mit beispielloser Dummheit und Naivität qua Foto und Aufenthaltsorte selbst verrieten. Es ist hinreichend bekannt, dass viele Camorristi und Mafiosi selbstherrliche Profilneurotiker sind. Und jene kranke Persönlichkeiten drehen sich selbst den Strick, weil sie mit ihrer Macht, ihrem Erfolg und mit ihrer Selbstherrlichkeit im Facebook kokettieren.
In Kalabrien hat nun ein Mafiakiller für seine Verhaftung gesorgt, nachdem er im sozialen Netzwerk Facebook sein Profil aktualisiert hatte. Im vergangenen November war er bei einer groß angelegten Verhaftungsaktion noch erfolgreich untergetaucht.
Er nannte sich Scarface, nach dem Titel eines legendären Mafiafilms. Und spätestens als er sich fliehend auf dem Dach eines Hauses im Örtchen Isola Capo Rizzuto in Kalabrien wiederfand, dürfte Pasquale Manfredi gemerkt haben, dass er einen Fehler gemacht hatte. Denn um sein Facebookprofil zu aktualisieren, hatte er einen Internet-USB-Stick verwendet – die Polizei konnte ihn so spielend orten und das Sondereinsatzkommando zugreifen.
Pasquale Manfredi |
Die Polizei beschreibt Pasquale Manfredi als kalt und grausam. In seinem Unterschlupf wurde ein Laufband gefunden, man hielt sich in Form bis zum nächsten Mord. Zwei hat man Pasquale Manfredi, lokaler Boss des Nicoscia-Clans, schon nachgewiesen, jeweils an rivalisierenden Clan-Chefs: Einen ermordete er an Weihnachten 2005, einen anderen mit Hilfe eines Raketenwerfers. Dafür hatte Scarface in Norditalien eine Spezialausbildung für die Handhabung von Kriegswaffen gemacht. So kam er auch auf der Liste der 100 meistgesuchten Verbrecher Italiens.
Hat die Mafia auch Macht über Google?
Die organisierte Kriminalität und das Internet, auch die neapolitanische Camorra macht sich da anscheinend ihre Gedanken. So ist es beim Online-Stadtplan von Google nicht möglich, bei der Straßenansicht in einige Straßen des von der Mafia dominierten Viertels Scampia einzubiegen. Google gab sich gegenüber dem Corriere am Mittwoch recht kleinlaut: "Das müssen wir überprüfen". Für die Zeitung besteht aber kein Zweifel: Die Camorra will niemanden, der im eigenen Rückzugsraum herumfotografiert.
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