Kindesmissbrauch im Vatikan
und der Kurie der Katholischen Kirche wird künftig schärfer geahndet.
Papst Franziskus hat am Donnerstag ein entsprechendes Dekret
unterzeichnet. Bestraft werden sollen alle Straftaten gegenüber
Minderjährigen - vom Herunterladen
kinderpornografischer Inhalte aus dem Internet bis zum Missbrauch. Im
Zuge einer umfassenden Strafrechtsreform soll auch die
lebenslange Haftstrafe abgeschafft werden.
Wie der Kirchenstaat am Donnerstag mitteilte, wird die lebenslange
Haftstrafe in maximal 35 Jahre Freiheitsentzug umgewandelt - also erheblich schärfer als zuvor.
Kinderschänder in den Reihen des Vatikan sollen künftig mit bis zu zwölf
Jahren Gefängnis bestraft werden. Auch hier hat sich Papst Franciscus durchgesetzt, obwohl er gegen starke Widerstände ankämpfen musste. Damit zog das Kirchenoberhaupt die
Konsequenz aus einer Reihe von Missbrauchsskandalen. Wie aus einer
Veröffentlichung des Kirchenstaates am Donnerstag weiter hervorging,
wird künftig auch die Weitergabe vertraulicher Dokumente aus dem Vatikan
härter bestraft.
Strafrechtsreform erfasst nur 0,44 Quadratkilometer
Der neue
Papst hatte von seinem Ende Februar zurückgetretenen Vorgänger Benedikt
XVI. eine Reihe von heftigen Missbrauchsaffären übernommen, in die Geistliche
verwickelt waren. Die Strafrechtsverschärfung gilt zwar nur im 0,44
Quadratkilometer großen Vatikan- Staat.
Sie macht aber zugleich deutlich, dass Franziskus das Kirchenstrafrecht
an internationale Normen anpassen will. Das Netzwerk des
Missbrauchsopfer kritisierte die Änderungen als nicht ausreichend, da es
nur auf den Vatikan- Staat beschränkt ist. Doch Papst Franciscus hat noch Großes vor.
Gerichtspräsident Giuseppe Dalla Torre sagte, das Strafrecht des
Kirchenstaates sei angesichts moderner Formen der Kriminalität
völlig überarbeitet worden. Es basierte auf den veralteten italienischen Strafbestimmungen
aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Aufnahme von UN- Konventionen ins Strafrecht
Franziskus kündigte darüber hinaus an, dass auch die UN-Konventionen gegen organisierte Kriminalität und Terrorismus in das vatikanische Strafrecht aufgenommen würden, ein starkes Signal gegen die Mafia. Gegen die Vatikan- Bank
laufen derzeit Ermittlungen der italienischen Staatsanwaltschaft wegen
des Verdachts der Geldwäsche. Zur Reform des Instituts setzte der Papst
im Juni eine Kommission ein.
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