Die römische
Staatsanwaltschaft, die am Donnerstag 44 Personen festgenommen hat, deckte
mafiöse Organisationen auf, die dank der Flüchtlingsversorgung Millionen
generierten.
Sechs Monate nach dem
Skandal "Mafia Capitale" um enge Verstrickungen zwischen
organisiertem Verbrechen und Politik erschüttern neue Ermittlungen im großen
Stil die italienische Hauptstadt. Die römische Staatsanwaltschaft, die am
Donnerstag 44 Personen festgenommen hat, deckte mafiöse Organisationen auf, die
dank der Flüchtlingsversorgung Millionen lukrierten.
Aufträge zugeschanzt
Die 44 Festgenommenen
werden verdächtigt, einem Netz von Politikern und Geschäftsleuten anzugehören,
die sich lukrative öffentliche Aufträge für Flüchtlingseinrichtungen
zugeschanzt haben. Pro Flüchtling zahlt der italienische Staat 35 Euro täglich
für Unterbringung und Verpflegung. Die Aufnahmelager für Flüchtlinge werden oft
von sozialen Organisationen betrieben. Sie haben sich aber auch als wichtige
Geldquelle für einige Betreiber entwickelt, die sich offenbar in enger
Partnerschaft mit korrupten Politikern und Beamten lukrative Verträge dafür
gesichert haben.
Luca Odevaine - einer der Mitdrahtzieher und Mafioso |
Von der organisierten
Kriminalität unterwanderte Genossenschaften sollen laut Roms Staatsanwälten die
Flüchtlingseinrichtungen betrieben haben, um einerseits satte Profite
einzustreichen und andererseits Politiker und Verwaltungsmitarbeiter zu
schmieren.
Zu den Drahtziehern der Organisation zählt der am Donnerstag verhaftete
Luca Odevaine, Mitglied der für die Zuweisung der Flüchtlinge zuständigen
Kommission beim Innenministerium.
Gegen die gesamte
Führung der Genossenschaft "La Cascina", die mehrere
Flüchtlingseinrichtungen in der Region Latium mit der Hauptstadt betreibt, wird
ermittelt. Ihr Sitz wurde gründlich durchsucht. Zu den Festgenommenen zählen
Politiker aus allen Lagern, darunter das Mitglied des Regionalparlaments im
Latium, Luca Gramazio, der zu den Spitzenmitgliedern der Forza Italia um
Ex-Premier Silvio Berlusconi zählt.
Luca Gramazio |
Er soll Schmiergelder in Höhe von 98.000
Euro in drei Raten erhalten und für die Anstellung von zehn Personen gesorgt
haben, die dem skandalumwitterten Unternehmer Salvatore Buzzi nahe standen.
Buzzi gilt mit dem im Dezember festgenommenen römischen Mafiaboss Massimo
Carminati als Drahtzieher der Affäre "Mafia Capitale".
Salvatore Buzzi |
Mafia kein regionales Problem
Die Ermittlungen zeigen
wieder einmal, dass die Mafia schon lange kein regional begrenztes Problem mehr
ist. Die römische Mafia ist unabhängig von der Cosa Nostra in Sizilien, der
'Ndrangheta in Kalabrien oder der Camorra um Neapel entstanden. Längst haben
die Clans ihre Macht auch in der Hauptstadt ausgebaut.
Nach der neuen
Festnahmewelle forderten Oppositionsparteien wie die populistische Lega Nord und
die Fünf Sterne-Bewegung den sofortigen Rücktritt des römischen Bürgermeisters
Ignazio Marino. Dieser verweigerte jedoch seine Demission. "Wir arbeiten
weiter. In den letzten Monaten haben wir viel Aufräumarbeit geleistet. In den
Institutionen der Gemeinde sitzen jetzt anständige Personen", versicherte
Marino, der dem Mitte-Links-Lager angehört.
Premier Matteo Renzi
forderte exemplarische Strafen für die Drahtzieher der "Mafia
Capitale" und versprach neue Anstrengungen im Kampf für Transparenz in der
Politik und in der öffentlichen Verwaltung. Der Generalsekretär der
italienischen Bischofskonferenz CEI, Bischof Nunzio Galantino, verurteilte die
Affäre. Es sei abscheulich, mit dem Schicksal von Flüchtlingen Geld zu machen.
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