Harald Neuber
Havanna. Angesichts der Verhandlungen zwischen den Regierungen Kubas
und der USA um Entschädigungen für Betroffene von Verstaatlichungen nach der
Revolution im Jahr 1959 haben nun auch Nachkommen bekannter Mafia-Größen
Ansprüche angemeldet. Nach Berichten kubanischer und lateinamerikanischer
Medien fordern die Erben des Mafia-Bosses Meyer Lansky die Rückübertragung des
Hotels Riviera im Stadtteil Vedado von Havanna – oder den entsprechenden
Marktwert in Bargeld.
"Das Hotel wurde meinem Großvater unter Zwang
enteignet", sagte der 60-jährige Gary Rapoport, einer der Enkel Meyer
Lanskys, gegenüber der Tageszeitung Tampa Tribune. "Kuba schuldet meiner
Familie Geld", fügte der Mann hinzu, der heute in Tampa im US-Bundesstaat
Florida lebt. Der Bau des Hotels Riviera an der Bucht von Havanna hatte im Jahr
1950 rund acht Millionen US-Dollar gekostet. Heute befindet es sich in
Staatsbesitz.
Mafia-Boss Meyer Lansky |
Die
Tampa Tribune berichtet, dass Rapaport in Kontakt mit Rechtsanwälten in Miami
stehe, die auf die Vertretung von enteigneten Alteigentümern von Immobilien in
Kuba spezialisiert seien. Angeblich soll der Mann auch mit einem Unterhändler
aus Kuba Kontakt aufgenommen haben. Von kubanischer Seite wurde der Fall
bislang offiziell jedoch überhaupt nicht kommentiert. Einige Medien aus dem
sozialistischen Inselstaat griffen die Meldung eher als Kuriosum auf.
In
den 1950er Jahren gehörte der aus Russland stammende Meyer Lansky zu den
mächtigsten Vertretern des organisierten Verbrechens, das in die Tourismus- und
Glücksspielbranche in Havanna investierte. Der 1983 in Miami verstorbene Lansky
pflegte enge Kontakte mit dem italienischen Mafia-Boss Lucky Luciano. Lansky
war einer der Finanzexperten der Mafia und mutmaßlich für Geldwäsche-Geschäfte
zuständig. Zu seinen Immobilien in der kubanischen Hauptstadt gehörten neben
dem Hotel Riviera das Hotel Nacional und der nahe Montmartre-Club, der
heute nicht mehr besteht.
Die Mafia-Immobilien in
Kuba waren nach Ansicht von Historikern zentraler Teil des
Geldwäsche-Geschäftes, weil sie mit illegalen Einkünften gebaut wurden.
Allerdings wurde Meyer Lansky in den USA nie rechtskräftig verurteilt.
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