Mittwoch, 23. Dezember 2015

Mafia-Erben wollen von Kuba Entschädigung

Harald Neuber

Havanna. Angesichts der Verhandlungen zwischen den Regierungen Kubas und der USA um Entschädigungen für Betroffene von Verstaatlichungen nach der Revolution im Jahr 1959 haben nun auch Nachkommen bekannter Mafia-Größen Ansprüche angemeldet. Nach Berichten kubanischer und lateinamerikanischer Medien fordern die Erben des Mafia-Bosses Meyer Lansky die Rückübertragung des Hotels Riviera im Stadtteil Vedado von Havanna – oder den entsprechenden Marktwert in Bargeld.





"Das Hotel wurde meinem Großvater unter Zwang enteignet", sagte der 60-jährige Gary Rapoport, einer der Enkel Meyer Lanskys, gegenüber der Tageszeitung Tampa Tribune. "Kuba schuldet meiner Familie Geld", fügte der Mann hinzu, der heute in Tampa im US-Bundesstaat Florida lebt. Der Bau des Hotels Riviera an der Bucht von Havanna hatte im Jahr 1950 rund acht Millionen US-Dollar gekostet. Heute befindet es sich in Staatsbesitz.

 Mafia-Boss Meyer Lansky


Die Tampa Tribune berichtet, dass Rapaport in Kontakt mit Rechtsanwälten in Miami stehe, die auf die Vertretung von enteigneten Alteigentümern von Immobilien in Kuba spezialisiert seien. Angeblich soll der Mann auch mit einem Unterhändler aus Kuba Kontakt aufgenommen haben. Von kubanischer Seite wurde der Fall bislang offiziell jedoch überhaupt nicht kommentiert. Einige Medien aus dem sozialistischen Inselstaat griffen die Meldung eher als Kuriosum auf.

In den 1950er Jahren gehörte der aus Russland stammende Meyer Lansky zu den mächtigsten Vertretern des organisierten Verbrechens, das in die Tourismus- und Glücksspielbranche in Havanna investierte. Der 1983 in Miami verstorbene Lansky pflegte enge Kontakte mit dem italienischen Mafia-Boss Lucky Luciano. Lansky war einer der Finanzexperten der Mafia und mutmaßlich für Geldwäsche-Geschäfte zuständig. Zu seinen Immobilien in der kubanischen Hauptstadt gehörten neben dem Hotel Riviera das Hotel Nacional und der nahe Montmartre-Club, der heute nicht mehr besteht.


Die Mafia-Immobilien in Kuba waren nach Ansicht von Historikern zentraler Teil des Geldwäsche-Geschäftes, weil sie mit illegalen Einkünften gebaut wurden. Allerdings wurde Meyer Lansky in den USA nie rechtskräftig verurteilt.
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