"El Chapo" Guzmán war einst der mächtigste
Drogenboss der Welt. Ausgerechnet am Tag von Donald Trumps Amtsantritt hat ihn
Mexiko nun an die USA ausgeliefert. Zufall?
Als Joaquín "Chapo" Guzmán in Handschellen in ein
Flugzeug der mexikanischen Luftwaffe verfrachtet wurde, waren es noch genau
zwölf Stunden bis zur Amtseinführung Donald Trumps als neuer Präsident der USA.
Mexikos Justiz überstellte den einstmals mächtigsten
Drogenboss der Welt am Donnerstag überraschend von Ciudad Juárez nach New York,
wo ihm wegen Mordes, Drogenhandel, organisierter Kriminalität und Geldwäsche
der Prozess gemacht werden soll.
Seine Auslieferung just an diesem Tag, mehr als ein Jahr
nach seiner jüngsten Festnahme im Januar 2016, kann man nur als
Einstandsgeschenk für den neuen US-Präsidenten werten. Eine Geste des guten
Willens. Aber weder ein Justizsprecher, noch der mexikanische Präsident Enrique
Peña Nieto äußerten sich zu dem Zeitpunkt der Auslieferung.
Für Mexiko und den Kampf des Landes gegen das organisierte
Verbrechen bedeutet die Abschiebung eine Zäsur: Sie wird zu einer definitiven
Neuordnung der Kartell-Landschaft führen.
"Es wäre zu viel des Zufalls, um nicht an eine
politische Geste zu denken", sagt Jorge Chabat, Politologe am
Forschungsinstitut CIDE in Mexiko-Stadt. "Die Regierung will an die neuen
Machthaber in Washington das Signal senden, dass man mit Mexiko verhandeln,
dass es zumindest beim Thema Sicherheit eine fruchtbare Zusammenarbeit geben
kann." Der südliche Nachbar könne ein guter Verbündeter sein, das sei nun
die Botschaft.
Mexiko ist tatsächlich sehr daran gelegen, Trump gnädig
zu stimmen. Der künftige US-Staatschef hat sich das südliche Nachbarland als
eine Art Lieblingsfeind auserkoren, macht es für viele Missstände in den USA
wie Arbeitslosigkeit und Drogenkriminalität verantwortlich und droht mit
allerlei Sanktionen - von Strafzöllen bis Mauerbau. Die Auslieferung Guzmáns
ist der Versuch, aus der Rolle des Prügelknaben herauszukommen.
Eine etwas andere Meinung vertritt der Sicherheitsexperte
Alejandro Hope. "Peña Nieto gönnt Trump nicht den Triumph der Auslieferung
von Guzmán". Der Drogenboss habe sich mit allen legalen Mitteln gegen
die Überstellung an die USA gewehrt, aber der Rechtsweg wäre ohnehin in kurzer
Zeit erschöpft und die Auslieferung unvermeidlich gewesen. "Da wollte man
Guzmán doch lieber noch zu Obama schicken", so Hope.
Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Mexiko
bestritt, dass die Auslieferung im Zusammenhang mit der Trump-Amtseinsetzung stehe.
"Das hat nichts miteinander zu tun", sagte Alberto Elías Beltrán. Am
Donnerstag sei das letzte Rechtsmittel Guzmáns abgewiesen worden und laut den
internationalen Verträgen hätte der Drogenboss unverzüglich überstellt werden
müssen, so Beltrán.
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