Dänemark möchte offenbar Vorreiter sein. Restaurants, Tankstellen
und Geschäfte müssen kein Bargeld mehr als Zahlungsmittel akzeptieren. Die
dänische Notenbank hat angekündigt, 2016 den Druck von Banknoten einzustellen,
weil sie keine entsprechende Nachfrage mehr erwartet.
In Deutschland hat Peter
Bofinger, ein Wirtschaftsweiser und anerkannter Volkswirtschaftsprofessor, die
Bezahlung mit Bargeld ebenfalls für einen Anachronismus erklärt und die
Abschaffung des Bargelds in der EU, der Schweiz und den USA empfohlen.
Droht nun wirklich das
Ende Bargelds, wie dies in den sozialen Medien panisch prophezeit wird?
"Bargeld wird es immer geben, solange es Geld gibt", sagt Franz
Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank und Sprecher der Banken in der
Wirtschaftskammer Oberösterreich. Die Bedeutung von Bargeld werde zwar
abnehmen, ein Verschwinden hält er aber für äußerst unwahrscheinlich.
Auch der Linzer
Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider bewertet die Wahrscheinlichkeit,
dass Bargeld verschwindet, mit "höchstens zehn bis 20 Prozent. Abgesehen
davon wäre die Abschaffung des Bargelds ein ganz großer Topfen."
Bargeld sei ein letzter Rest an
Privatheit, die dem schon fast gläsernen Bürger geblieben ist. "Wenn ich
als Fritz Schneider zwei Hemden oder eine Falsche Wein kaufe, geht das
niemanden etwas an. Zahlt man mit Karte, wird das aber fein säuberlich
aufgelistet", sagt Schneider.
Bankräuber ohne Bargeld
Befürworter einer "Cashless
Society" führen neben der Bequemlichkeit des bargeldlosen Zahlungsverkehrs
auch die Sicherheit an. Legendär ist der Fall eines Bankräubers, der angeblich
ob fehlender Bargeldbestände wieder unverrichteter Dinge abziehen musste. Dazu
würden der Pfusch und die organisierte Kriminalität massiv eingeschränkt, wenn
nichts mehr bar bezahlt werden darf.
Das wiederum hält Pfusch-Experte Schneider
für völlig überbewertet. "Ohne Bargeld würden Transaktionskosten
vielleicht etwas erhöht. Aber zu glauben, dass deshalb nicht mehr gepfuscht
wird, ist eine Illusion. Ebenso wie die Annahme, dass die Mafia mit Geldkoffern
durch die Gegend läuft", sagt Schneider. Vielmehr würde im Pfusch auf
Tauschhandel ausgewichen. Oder jemand bestelle mit seiner Kreditkarte
entsprechende Waren für den Pfuscher.
Im Bereich der organisierten Kriminalität
würden die großen Geldströme schon jetzt elektronisch und gefinkelter
verlaufen, als sich das manche ausmalen würden.
Auch in der Praxis müssten bestimmte Dinge
funktionieren. "Oder soll der Eisverkäufer für eine Tüte um 1,10 Euro
Kreditkarte akzeptieren, die Transaktion speichern und einen Kassenbon
aushändigen", stellt Schneider eine rhetorische Frage.
Verlust der
Anonymität
Während in Skandinavien
etwa jede zweite Zahlung mit Karte erfolgt, sind es in Österreich nur elf
Prozent. Und auch wenn die Verwendung von berührungsloser Zahlung mit Karte
sowie die Verwendung der Kreditkarte zu nehmen, können sich 82 Prozent der
Österreicher keine bargeldlose Gesellschaft vorstellen. Die meisten befürchten
eine Zunahme der digitalen Kriminalität und den Verlust der Anonymität, so wie
auch Schneider dies im OÖ-Nachrichten-Gespräch ausführt.
Entsprechend auch die
Reaktion der Politik. Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer hat im
ÖVP-Parteiprogramm das Bekenntnis zum Bargeld verankern lassen und sieht auch
keinen Grund, daran zu rütteln. "Den Ansprüchen einer Demokratie und eines
Rechtsstaats westlicher Prägung und dem Schutz der Privatsphäre wird eine
bargeldlose Gesellschaft nicht gerecht", sagt Mahrer.
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