Ein paar Gramm süß-fruchtigen Bubba Kush gefällig? Oder doch lieber einen frischen Durban Poison? Dazu vielleicht einen Pfirsich-Drink aus dem Hause Dixie Elixirs & Edibles aus Denver mit dem anregenden Cannabis-Wirkstoff THC? Im US-Bundesstaat Colorado kann nun jeder frei wählen, womit er sich berauschen will. Seit Jahreswechsel kann man dort legal Marihuana- und Cannabis-Produkte kaufen, und wie das in Amerika so ist, hat sich daraus im Nu eine florierende Industrie entwickelt.
Sie hofft auf Milliardengewinne, zumal Pot beziehungsweise Gras längst nicht mehr in düsteren Kifferecken konsumiert wird. Es sind Lifestyle-Produkte für die so arrivierte wie modebewusste Generation Apple. Die Kunden lesen Connaisseur-Magazine, sie debattieren über Marihuana-Sorten und Lagen wie bei einer Weinverkostung.
Kein Zweifel: Marihuana wird gesellschaftsfähig, und das kann eigentlich nicht überraschen. Tragen nicht heute schon gewaltige Mengen von Betablockern, Tranquilizern, Stimmungsaufhellern, Antidepressiva und anderen auf das Gemüt wirkenden Präparaten zum reibungslosen Funktionieren des gestressten Individuums in einer immer komplexeren Welt bei?
Uruguay - der Staat wird zum Dealer
Aus ähnlichen Gründen hat die Aufhebung von Prohibitionen vor allem im vom Drogenhandel geplagten Südteil des amerikanischen Kontinents Anhänger, nicht nur unter Kiffern und Koksern. Eine Reihe früherer und amtierender Präsidenten tritt aktiv für eine Liberalisierung ein.
Es war der Staatschef des kleinen Uruguay, der den Worten kürzlich als Erster Taten folgen ließ. José Mujica ist ein kauziger Ex-Guerillero, der gerne mit Konventionen bricht. Er wohnt in einer Gartenlaube, verzichtet auf den Großteil seines Salärs, fährt einen alten Käfer und fliegt Holzklasse. Uruguay ist der erste Gesamtstaat der Welt, in dem Marihuana von Mitte 2014 an nicht nur freigegeben wird. Es soll sogar unter behördlicher Kontrolle angebaut werden - der Staat wird zum Dealer.
Das könnte sich für Uruguay auch wirtschaftlich auszahlen: Pharmafirmen haben Interesse angemeldet, denn der therapeutische Einsatz von Cannabisprodukten ist weltweit auf dem Vormarsch. Mujicas Uruguay brachte dieser Schachzug die Ernennung zum "Land des Jahres" durch den britischen Economist ein - ein nicht unter Hippieverdacht stehendes Wirtschaftsmagazin.
Bei der Ernte werden die einzelnen Teile der Pflanze voneinander getrennt und gesammelt. Vor allem die Knospen sind wertvoll und werden direkt an die Verkaufsstellen geliefert. |
Mujicas Entscheidung folgte einer Einsicht, die nicht nur in Südamerika politischer Konsens ist: dass der "Krieg gegen die Drogen", den US-Präsident Richard Nixon einst ausrief, gescheitert ist. Ganze Armeen wurden in Gang gesetzt, um Marihuana und Koka zu vernichten, Tausende Menschen wurden getötet, ganze Landstriche durch Gift verseucht - trotzdem weitet sich der Drogenhandel stetig aus, weil mit der Illegalität einfach unglaublich viel Geld zu verdienen ist.
Das sah vielerorts dann so aus. |
Fiele diese weg, würde die Mafia zusammenbrechen, argumentieren die Befürworter der Legalisierungs-Bewegung - allerdings natürlich nur, wenn die Verbote wirklich flächendeckend aufgehoben würden. All die Milliarden, die im Krieg gegen die Drogen verpulvert werden, könnte man dann sinnvoller in Prävention und Aufklärung über verantwortungsvollen Umgang mit Drogen stecken. Denn eines ist klar: Eine Gesellschaft ohne Drogen hat es in der Geschichte der Welt noch nie gegeben
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